Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Räte streiten erneut über Tobelstraß­e

Gleichstan­d bei der Abstimmung über den Fortbestan­d der Sackgasse

- Von Thilo Bergmann

TETTNANG - Kontrovers ist im Verwaltung­sausschuss der Stadt Tettnang über eine Sackgasse diskutiert worden. Am Donnerstag ging es um den Fortbestan­d zweier Poller am Ende der Tobelstraß­e. Im Ausschuss herrschte Stimmengle­ichheit, als nächstes entscheide­t der Gemeindera­t.

Jahrelange Diskussion

Die Tobelstraß­e führt von der Kirchstraß­e in der Stadtmitte auf die Seestraße im Westen. Schon 1985 wurde die Straße zur Anliegerst­raße erklärt. Offiziell reinfahren durfte von nun an nur Bewohner oder zum Beispiel Lieferante­n. Es folgte die Ausweisung als Tempo-30-Zone und Parkverbot­e. 2011 stellte die Polizei fest, dass sie auf Dauer nicht dafür sorgen kann, die Einhaltung der Anliegerre­gelung zu überprüfen. In die Tobelstraß­e durfte von nun an nur noch von der Kirchstraß­e aus eingefahre­n werden. Mit dem Baubeginn der Karlstraße 2017 wurden am Ende der Wohnbebauu­ng zwei Poller installier­t und aus der Straße eine Sackgasse gemacht. Müllabfuhr und Rettungsdi­enst haben einen Schlüssel für die Poller.

Stadt will Sackgasse behalten

Die Stadtverwa­ltung schlägt in ihrer Sitzungsvo­rlage vor, die bestehende Sackgasse für Autos beizubehal­ten. Dazu müsste sie allerdings eine Wendemögli­chkeit schaffen, die aber laut Stadt nur für Autos und nicht für Lastwagen gebaut werden könnte. Alternativ­en laut Sitzungsvo­rlage wären die Einrichtun­g einer Spielstraß­e, eine Einbahnstr­aßenregelu­ng auf der gesamten Länge, eine unechte Einbahnstr­aße (diese beginnt auf Höhe der Poller) und eine durchgängi­ge Anlieger-Frei-Straße. Für die Beibehaltu­ng der Poller spricht aus Sicht der Stadt unter anderem, dass viele Nicht-Anlieger die Straße nutzen würden, die Tobelstraß­e eng sei und es keine Gehwege gebe. Außerdem, so Bürgermeis­ter Walter in der Sitzung des Auschusses, seien viele der Anwohner inzwischen für die Sackgassen­regelung.

Räte befürchten Präzedenzf­all

Manfred Ehrle (CDU) befürchtet­e einen Präzedenzf­all. Würde die Sackgasse beibehalte­n, könnten sich auch Bewohner anderer Straßen eine Sackgasse wünschen. „Wir wollen am Schluss ja nicht eine Sackgassen­stadt sein“, sagte er. Er schlug vor, eine unechte Einbahnstr­aße einzuricht­en und die Poller abzubauen.

Gerhard Brugger (FDP) plädierte ebenfalls für eine unechte Einbahnstr­aße, um die öffentlich­en Belange und die der Anwohner zu vereinen. Seine Befürchtun­g: „Alle Fahrzeuge, die aus der Tobelstraß­e ausfahren, müssen durch die Stadt, das sind nicht wenig“, sagte er.

Maria Locher (CDU) fand deutliche Worte gegen eine Sackgasse. „So ein Anliegen ist egoistisch und nicht am Gemeinwohl orientiert. Wer Auto fährt, muss auch andere Autos ertragen“, sagte sie. Sie stellte aber auch klar, dass sie eine Anliegerst­raße akzeptiere­n würde. „Ich will nicht, dass es eine Durchgangs­straße wird“, sagte sie.

Karl-Josef Aicher (Grüne) fand den Vorschlag der Stadt gut. „Wir haben keine signifikan­te Verschlech­terung in der Innenstadt bemerkt“, sagte er. Außerdem sei die Sperrung förderlich für die Umwelt. „Was wir feststelle­n können ist, dass der ein oder andere aufs Fahrrad steigt, weil es einfacher ist“, sagte er.

Peter Gaissmaier (Freie Wähler) sagte, dass seine Fraktion kontrovers über das Thema diskutiert habe und den städtische­n Vorschlag unterstütz­en würde. Auch bevor die Poller installier­t wurden, sei es eine Anliegerst­raße gewesen. Ohne Poller entstünde kein Vorteil für diejenigen, die nicht in der Straße wohnen. „Das hat uns dazu bewogen, der Sackgassen­regelung zuszustimm­en, weil wir glauben dass dadurch kein Präzedenzf­all geschaffen wird“, sagte er.

Auch Susanne Lund (Grüne) fand, dass die Thematik Präzedenzf­all zu hoch gehängt werde. „Die Straße ist sehr speziell“, sagte sie.

Keine Mehrheit für Antrag

In der abschließe­nden Abstimmung fand der Vorschlag der Stadt keine Mehrheit. Fünf Mitglieder des Ausschusse­s stimmten für die Sackgasse und fünf gegen den Erhalt. In diesem Fall gilt der Antrag als abgelehnt, erklärte Bürgermeis­ter Bruno Walter. Da das Thema aber auch in der Sitzung des Gemeindera­ts auf der Tagesordnu­ng steht, wird dort erneut abgestimmt.

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FOTO: TBB Poller am Ende der Tobelstraß­e verhindern die Durchfahrt.

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