Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Spinat schmeckt süß und Schokolade bitter
Forscher können Geschmack umpolen
PARIS (AFP) - Wäre Schokolade nicht so schön süß und bitterer kalorienarmer Spinat ein Hochgenuss, dann wäre eine Diät für viele Menschen kein Problem. Ihnen könnte eine Studie von US-Forschern Hoffnung machen, denen eine Umpolung der Geschmackswahrnehmung gelungen ist – allerdings bislang nur bei Mäusen. Die Neurowissenschaftler sehen darin einen Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit, wie sie im Fachblatt „Science“darlegten.
Die Studie des Zuckerman-Instituts der New Yorker Columbia Universität konzentriert sich auf die Amygdala. Beim Menschen ist dies ein System aus mandelgroßen Organen im Schläfenlappen, das eine große Rolle spielt bei Emotionen wie Furcht und Lust sowie bei Motivation, Überlebensinstinkt und Stressbewältigung.
In früheren Studien sei nachgewiesen worden, dass es eine direkte Verbindung zwischen der Amygdala und dem Geschmackskortex im Gehirn gebe, erläuterten die Forscher. Ihnen sei nun in Experimenten mit Mäusen der Nachweis gelungen, dass die Amygdala wie der Geschmackskortex über separate Regionen verfügen, die für die Wahrnehmung von süßen und von bitteren Geschmäckern zuständig seien.
Seine Kollegen und er hätten daher diese Hirnregionen unabhängig „manipulieren und die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen überprüfen“können, erklärte der Co-Autor der Studie, Li Wang. Bei Stimulierung der Süßregion reagierten die Mäuse auf normales Wasser, als wäre es eine süße Leckerei. In einem weiteren Experiment fraßen die Mäuse, ohne eine besondere Vorliebe für Süßes oder Abneigung gegenüber Bitterem zu zeigen. „Es wäre so, als nähmest du einen Bissen von deinem Lieblingsschokoladenkuchen, ohne dabei Genuss zu empfinden“, erklärte Wang. „Und nach ein paar weiteren Happen hörst du auf, von dem Kuchen zu essen, den du normalerweise heruntergeschlungen hättest.“