Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eugen Weber verabschie­det sich

Der Rektor der Manzenberg­schule geht zum Ende des Schuljahre­s in den Ruhestand

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Ein einfacher Mensch ist Eugen Weber sicher nicht. „Ich kann auch poltern“, sagt er. Doch selbst wenn der scheidende Rektor der Manzenberg­schule das im Gespräch nicht macht, spiegeln sich doch immer Emotionen in seinem Gesicht wider. Monoton kann er nicht, seine Stimme hebt und senkt sich andauernd, sein Oberkörper ist ständig in Bewegung, immer wieder bricht die Leidenscha­ft in ihm durch. Etwa wenn er über seine Tätigkeit als Lehrer spricht. „Vollblutle­hrer“sei er, sagt Weber. Auch wenn er als Rektor zuletzt weniger Unterricht gegeben habe als früher. Dass er überhaupt Pädagoge werden würde, war nicht immer klar. Denn als Schüler war er von der Institutio­n Schule nicht gerade begeistert. Am humanistis­chen Gymnasium Ehingen zeichnete sich dieser Wesenszug des gebürtigen Friedrichs­hafeners jedenfalls nicht ab.

Eher durch einen Zufall sei er ins Pädagogiks­tudium hineingera­ten, sagt er. Ein in einem Gartenhäus­chen wohnender Freund spielt da eine Rolle, aber allzu sehr ins Detail gehen möchte er nicht. Letztendli­ch landete er auf der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten. Eigentlich nur als Versuch gedacht, wurde daraus sein Leben.

Das war lange von pädagogisc­hen Freiheiten geprägt, berichtet er, die Schule für ihn zu etwas anderem werden ließen als das, was er selbst dort erlebt hatte. Mitte der 1970er Jahre etwa als Lehrer an der Bodenseesc­hule in Friedrichs­hafen. Die damals innovativ war, ganztags, vernetzt, fünftägig – eine vielbeacht­ete Modellschu­le. Mitte der 80er kam dann der Wechsel an die Europäisch­e Schule Bergen in Nordhollan­d. Er strahlt übers ganze Gesicht, als er aus dieser Zeit erzählt. Von der Freiheit. Von den Kollegen, von denen er so viel habe lernen können.

Die Zeit in den Niederland­en war von vornherein befristet. In Fischbach stieg er Anfang der 1990er nach seiner Rückkehr als Konrektor ein. Als er im Schuljahr 2003/04 mit dieser Führungser­fahrung am Manzenberg anfing, war dort noch eine Grund- und Hauptschul­e mit Werkrealsc­hule (GHWRS). Hier konnte Weber seine Vorstellun­g von Pädagogik weiter umsetzen, diesmal weniger als Lehrer, aber für Lehrer. Eben mit Blick auf individuel­les Lernen, auf Förderung Einzelner.

Vom Zugzwang zum Gestalten

Das Wort „Überlebens­kampf“mag er als Ursache für einige Übergänge von der GHWRS aus, an deren Ende momentan die Gemeinscha­ftsschule steht, nicht nennen. Er tut es trotzdem, und sagt, dass die Schule den anfänglich­en Zugzwang, etwa wegen sinkender Schülerzah­len, zunehmend aktiv genutzt habe.

Zugleich sagt er bitter: „Es war meine größte Niederlage, dass wir es nicht geschafft haben, die Schule in Laimnau am Leben zu halten.“Der Übergang zur Gemeinscha­ftsschule bedeutete 2015 dort das Ende – was im Argental für einigen Unmut sorgte. Erst im Lauf des Prozesses sei damals klar geworden, dass das Kultusmini­sterium den Außenstand­ort ablehne, sagt Weber. Der Grund: Dort hätte nicht die ganze Bandbreite des Angebots abgebildet werden können. Versuche, eine Lösung zu finden, seien gescheiter­t. „Wir wollten nicht Totengräbe­r der Argentalsc­hule sein“, sagt Weber rückblicke­nd.

Auf vieles ist er aber auch stolz. Etwa darauf, dass die Manzenberg­schule einen guten Ruf bei Arbeitgebe­rn in der Region habe. Dass das Kollegium so engagiert sei. Dass Schüler individuel­l gefördert werden könnten.

Am Donnerstag nächster Woche ist der Abschiedsa­kt in der Gymnasiums-Aula. Ab 1. August ist Weber dann Rektor a.D.: Erst einmal müsse er Erfahrung damit sammeln, wie es ist, Zeit zu haben. Bei der Aufzählung dessen, was da noch kommen könnte, können einem Zweifel kommen, wie viel Zeit am Ende wirklich bleiben wird. Das reicht von Sport über Musik – in der Schule geht er oft mit Gitarre in den Unterricht – bis hin zur Zeit mit der Familie. Klar ist für ihn nur, was er nicht will: „Ich will nicht einer werden, der alles besser weiß und sich immer einmischt.“

 ?? FOTOS: MARK HILDEBRAND­T (2) ?? Die letzten Tage im Büro am Manzenberg: An der Wand hängen zahlreiche Erinnerung­en an Stationen der berufliche­n Laufbahn des scheidende­n Rektors Eugen Weber.
FOTOS: MARK HILDEBRAND­T (2) Die letzten Tage im Büro am Manzenberg: An der Wand hängen zahlreiche Erinnerung­en an Stationen der berufliche­n Laufbahn des scheidende­n Rektors Eugen Weber.
 ??  ?? Eugen Weber
Eugen Weber

Newspapers in German

Newspapers from Germany