Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eugen Weber verabschiedet sich
Der Rektor der Manzenbergschule geht zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand
TETTNANG - Ein einfacher Mensch ist Eugen Weber sicher nicht. „Ich kann auch poltern“, sagt er. Doch selbst wenn der scheidende Rektor der Manzenbergschule das im Gespräch nicht macht, spiegeln sich doch immer Emotionen in seinem Gesicht wider. Monoton kann er nicht, seine Stimme hebt und senkt sich andauernd, sein Oberkörper ist ständig in Bewegung, immer wieder bricht die Leidenschaft in ihm durch. Etwa wenn er über seine Tätigkeit als Lehrer spricht. „Vollblutlehrer“sei er, sagt Weber. Auch wenn er als Rektor zuletzt weniger Unterricht gegeben habe als früher. Dass er überhaupt Pädagoge werden würde, war nicht immer klar. Denn als Schüler war er von der Institution Schule nicht gerade begeistert. Am humanistischen Gymnasium Ehingen zeichnete sich dieser Wesenszug des gebürtigen Friedrichshafeners jedenfalls nicht ab.
Eher durch einen Zufall sei er ins Pädagogikstudium hineingeraten, sagt er. Ein in einem Gartenhäuschen wohnender Freund spielt da eine Rolle, aber allzu sehr ins Detail gehen möchte er nicht. Letztendlich landete er auf der Pädagogischen Hochschule in Weingarten. Eigentlich nur als Versuch gedacht, wurde daraus sein Leben.
Das war lange von pädagogischen Freiheiten geprägt, berichtet er, die Schule für ihn zu etwas anderem werden ließen als das, was er selbst dort erlebt hatte. Mitte der 1970er Jahre etwa als Lehrer an der Bodenseeschule in Friedrichshafen. Die damals innovativ war, ganztags, vernetzt, fünftägig – eine vielbeachtete Modellschule. Mitte der 80er kam dann der Wechsel an die Europäische Schule Bergen in Nordholland. Er strahlt übers ganze Gesicht, als er aus dieser Zeit erzählt. Von der Freiheit. Von den Kollegen, von denen er so viel habe lernen können.
Die Zeit in den Niederlanden war von vornherein befristet. In Fischbach stieg er Anfang der 1990er nach seiner Rückkehr als Konrektor ein. Als er im Schuljahr 2003/04 mit dieser Führungserfahrung am Manzenberg anfing, war dort noch eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule (GHWRS). Hier konnte Weber seine Vorstellung von Pädagogik weiter umsetzen, diesmal weniger als Lehrer, aber für Lehrer. Eben mit Blick auf individuelles Lernen, auf Förderung Einzelner.
Vom Zugzwang zum Gestalten
Das Wort „Überlebenskampf“mag er als Ursache für einige Übergänge von der GHWRS aus, an deren Ende momentan die Gemeinschaftsschule steht, nicht nennen. Er tut es trotzdem, und sagt, dass die Schule den anfänglichen Zugzwang, etwa wegen sinkender Schülerzahlen, zunehmend aktiv genutzt habe.
Zugleich sagt er bitter: „Es war meine größte Niederlage, dass wir es nicht geschafft haben, die Schule in Laimnau am Leben zu halten.“Der Übergang zur Gemeinschaftsschule bedeutete 2015 dort das Ende – was im Argental für einigen Unmut sorgte. Erst im Lauf des Prozesses sei damals klar geworden, dass das Kultusministerium den Außenstandort ablehne, sagt Weber. Der Grund: Dort hätte nicht die ganze Bandbreite des Angebots abgebildet werden können. Versuche, eine Lösung zu finden, seien gescheitert. „Wir wollten nicht Totengräber der Argentalschule sein“, sagt Weber rückblickend.
Auf vieles ist er aber auch stolz. Etwa darauf, dass die Manzenbergschule einen guten Ruf bei Arbeitgebern in der Region habe. Dass das Kollegium so engagiert sei. Dass Schüler individuell gefördert werden könnten.
Am Donnerstag nächster Woche ist der Abschiedsakt in der Gymnasiums-Aula. Ab 1. August ist Weber dann Rektor a.D.: Erst einmal müsse er Erfahrung damit sammeln, wie es ist, Zeit zu haben. Bei der Aufzählung dessen, was da noch kommen könnte, können einem Zweifel kommen, wie viel Zeit am Ende wirklich bleiben wird. Das reicht von Sport über Musik – in der Schule geht er oft mit Gitarre in den Unterricht – bis hin zur Zeit mit der Familie. Klar ist für ihn nur, was er nicht will: „Ich will nicht einer werden, der alles besser weiß und sich immer einmischt.“