Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stadtwerke machen wieder einen guten Gewinn
Geschäftsführer Gläßer erwartet heuer erstmals Gewinne von der Tochterfirma Telekommunikation Lindau
LINDAU - Die Stadtwerke Lindau haben die Krise überstanden. Der Gewinn ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Das Sorgenkind, die Tochterfirma Telekommunikation Lindau, hat erstmals eine schwarze Null erreicht und soll heuer Gewinne einfahren. Das hat Geschäftsführer Thomas Gläßer am Montag dem Aufsichtsrat und am Dienstag der Presse berichtet.
Das ist die wichtigste Nachricht, dass die Telekomtochter TKLi der Stadtwerke nach jahrelangen Verlusten endlich so viele Kunden hat, dass der Geschäftsführer für das laufende Jahr erste Gewinne erwarten darf. Die TKLi hat die Krise damit schneller hinter sich gelassen als gedacht. Etwa 13 000 Kunden hatte die TKLi zum Jahreswechsel, davon 5000 Privathaushalte, die direkt an das schnelle Glasfaserkabel der Stadtwerke angeschlossen sind. Weitere 8000 Haushalte haben zwar noch kein Glasfaser im Haus, nutzen aber die schnellen Leitungen der Stadtwerke vom Gehweg an.
Gläßer berichtet zudem von immer mehr Geschäftskunden, die sehr schnelles Internet wollen. Auch private Kunden wechseln häufiger zu den Stadtwerken. Das Unternehmen hat zudem die Zahl der Mitarbeiter bei der Tochterfirma vergrößert, um neue Kunden besser anwerben und bestehenden Kunden besseren Service bieten zu können. Der Geschäftsführer berichtet außerdem, dass die Stadtwerke im Gespräch mit der großen Telekom sind: Wo die keine eigenen Glasfaserkabel, aber Kunden haben, die schnelles Internet wollen, würde die Telekom gern Leitungen nutzen und dafür ein Entgelt zahlen. Gläßer wären die Kunden zwar lieber, aber Netzentgelte sind immer noch besser als gar kein Geld.
Insgesamt freut sich Gläßer über die Entwicklung, zumal sich frühere Entscheidungen als richtig herausstellen: So freut er sich, „dass wir uns 2016 nicht für einen Verkauf entschieden haben“, denn das stand mitten in der Krise durchaus zur Diskussion.
Preise bei Strom, Gas und Wasser sind unverändert geblieben
Jetzt ist die Zeit der Verluste aus dem Internetgeschäft vorbei, sodass der Gewinn der Stadtwerke insgesamt um knapp 700 000 Euro auf 2,9 Millionen Euro gestiegen ist. Und das obwohl die Geschäfte beim Strom und Gas weiter schwierig sind. Denn die Zeit des Monopols ist lange vorbei, wenn Wettbewerber auch in Lindau mit Dumpingpreisen aggressiv Kunden abwerben. Da setzt Gläßer auf Versorgungssicherheit und Ökostrom für alle. Außerdem kommen viele Kunden wieder, weil deren neue Versorger sich auch nicht lange Preise leisten können, bei denen sie Verlust machen. Oft seien die dann schnell sogar teurer als die Stadtwerke.
Gewinnabführungen an die Stadt gibt es seit dem vergangenen Jahr nicht mehr, die Stadtwerke zahlen nur noch die Verluste aus dem Stadtbus. So wird Gläßer auch die Gewinne aus dem vergangenen Jahr investieren. Denn viele Leitungen sind in die Jahre gekommen und müssen dringend ausgetauscht werden. Denn Gläßer will einen Vorteil im Vergleich zu anderen Versorgern unbedingt erhalten: Kunden der Stadtwerke waren im vergangenen Jahr 5,81 Minuten ohne Strom. Der deutsche Durchschnitt liegt dagegen bei etwas mehr als zwölf Minuten, also mehr als doppelt so hoch. „Eine gute Infrastruktur kostet Geld“, erklärt Gläßer die anstehenden Ausgaben.
Zudem erlaubt der Geschäftsführer sich den Hinweis, dass die Stadtwerke den höheren Gewinn durch Effizienzsteigerung und andere Arbeit erreicht haben, denn die Preise für Strom, Gas und Wasser sind unverändert, obwohl die Kosten für die Stadtwerke gestiegen seien.
Zukunftsaufgaben gibt es jede Menge, denn der Energiemarkt wird schwierig bleiben, die Digitalisierung Anforderungen stellen. Hinzu kommen E-Mobilität und anderes. Doch Gläßer ist sicher, dass die Stadtwerke Lindau dem gewappnet sind. Vor allem macht ihm die Zuversicht der Mitarbeiter Mut, die wieder stolz auf ihren Arbeitgeber seien. Auch deshalb war es wichtig, die Krise zu überwinden.