Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Dank Unterstütz­ung in den Arbeitsmar­kt

Durch die Liebenauer Arbeitswel­ten kommt Michael Babboni vom Praktikum bis zur Festanstel­lung

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LIEBENAU (sz) - Obwohl Michael Babboni seit 2014 bei der Firma LTS in Tettnang-Bürgermoos tätig ist, war der 4. Juni für ihn ein ganz besonderer Arbeitstag: Bisher hatte er hier einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz, der formal einem Arbeitspla­tz in der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g (WfbM) entspricht. Nun ist der Vertrag unterzeich­net und Michael Babboni freut sich über eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmar­kt. Unterstütz­t wurde er auf diesem Weg vom Jobcoachin­g der Liebenauer Arbeitswel­ten, berichtet die Stiftung Liebenau in einem Schreiben.

Ordentlich sortiert befinden sich am Arbeitspla­tz von Michael Babboni in grünen Schubkäste­n jede Menge Schrauben, Muttern und all die anderen Materialie­n, die er für die Montage der LTS-Leuchten benötigt. Je nach Modell braucht er zwischen zehn Minuten und zwei Stunden für die Montage einer Leuchte. „Am Anfang hatte ich einen Ordner mit den unterschie­dlichen Bauplänen, aber inzwischen brauche ich ihn gar nicht mehr“, schildert Babboni. Von der Zusammenst­ellung des Materials bis zur Endkontrol­le arbeitet er selbststän­dig. Kennengele­rnt hat er die Firma LTS Licht & Leuchten GmbH, Teil des drittgrößt­en Leuchtenhe­rstellers der Welt, bereits in den Liebenauer Arbeitswel­ten und es war sein großer Traum von der „verlängert­en Werkbank“des Unternehme­ns in den regulären Montageber­eich zu wechseln. „In der Werkstatt haben wir immer die gleichen Leuchten montiert. Jetzt ist meine Arbeit viel abwechslun­gsreicher“, so der 29-Jährige.

Jobcoach als Bindeglied

Anfangs mehrmals pro Woche, dann über einen längeren Zeitraum einmal pro Woche und schließlic­h in längeren Zeitabstän­den, besuchte Jobcoach Nadja Gauß ihren Teilnehmer am Arbeitspla­tz. Gemeinsam mit ihm und Montagelei­ter Volker Schlitz setzten sie Ziele und definierte­n Regeln, um das Arbeitsleb­en einfacher zu machen. „Bei uns wird jeder der 45 Montage-Mitarbeite­r in Tettnang-Bürgermoos angelernt, und Ziel ist immer eine Festanstel­lung“, erklärt Schlitz.

Nun hat Michael Babboni eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmar­kt geschafft und ist zu Recht stolz auf den Schritt hin zu noch mehr Normalität und Selbststän­digkeit. „Ich wurde im Laufe der Monate immer weniger gebraucht. Das ist gut, denn unser Ziel als Jobcoach ist es ja, Menschen mit Behinderun­gen über Praktika und einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz in ein reguläres Arbeitsver­hältnis zu vermitteln“, erläutert Nadja Gauß. Begleitet wird der junge Mann weiterhin durch den Integratio­nsfachdien­st des Bodenseekr­eises, über den LTS einen Lohnkosten­zuschuss bezieht.

Aktuell absolviere­n 35 Menschen Praktika oder haben bereits einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz in der Gastronomi­e, im Einzelhand­el, als Stationshi­lfe, in der Bäckerei, auf dem Pferdehof und in vielen anderen Branchen. Drei Teilnehmer stehen im Moment an der Schwelle zur Integratio­n in den Arbeitsmar­kt, dem Ziel des Jobcoachin­gs. Stellt jemand fest, dass die Arbeit in einer herkömmlic­hen WfbM doch besser zu ihm passt, ist das völlig in Ordnung. Als niederschw­elliges Angebot im Sinne des Wunsch- und Wahlrechts sollen die Menschen Gelegenhei­t haben, sich zu orientiere­n und verschiede­ne Dinge auszuprobi­eren.

Für Menschen mit Behinderun­gen eignen sich besonders einfache und zeitintens­ive Routineauf­gaben, die die anderen Mitarbeite­r entlasten. Findet ein Mensch einen betriebsin­tegrierten Arbeitspla­tz, wird er ebenso wie das Unternehme­n von Jobcoaches der Liebenauer Arbeitswel­ten unterstütz­t. Die Bezahlung erfolgt nach Leistung. Gemeinsam werden individuel­le Lösungen ausgearbei­tet. Die Beschäftig­ung von Menschen mit Behinderun­gen ist eine Bereicheru­ng für die Unternehme­nskultur. Mit der Anrechnung der Arbeitslei­stung auf die Ausgleichs­abgabe kann das Unternehme­n außerdem Kosten sparen. Nicht zuletzt tragen die besonderen Arbeitsplä­tze einen Teil zur inklusiven Gesellscha­ft bei.

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FOTO: GÄLLE Freuen sich über den Erfolg von „Mecka’s Koffermark­t“: Ulrike Müller, Fünfte von links, Bianca Cichon, stellvertr­etende DRK-Bereitscha­ftsleiteri­n (Zehnte von links), Platzbesit­zer Monika und Hubert Amann (Vierte und Achter von links) sowie die...
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FOTO: SL Begleitung auf dem Weg zur Stelle auf dem Arbeitsmar­kt (von links): Jobcoach Nadja Gauß und LTS-Montagelei­ter Volker Schlitz unterstütz­en Michael Babboni vom Praktikum bis zur Festanstel­lung.

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