Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eschach wird drei Fertighäus­er für Flüchtling­e bereitstel­len

In Bavendorf gibt es heftigen Widerspruc­h gegen den Standort Bremhag

- Von Peter Engelhardt

RAVENSBURG - Für die sogenannte Anschlussu­nterbringu­ng von Flüchtling­en trifft die Stadt Ravensburg Maßnahmen. Es sollen schnell Plätze dafür geschaffen werden. In Weißenau (Ortschaft Eschach) will man zum „frühestmög­lichen Zeitpunkt“die drei Fertighäus­er in der Florianstr­aße (zwischen Autohaus Arnegger und Parkplatz) übernehmen. Auch im Ortsteil Bavendorf stand das Thema auf der Tagesordnu­ng.

Wie Reinhard Rothenhäus­ler vom Amt für Architektu­r und Gebäudeman­agement sagte, könne man die drei Fertighäus­er, die auf städtische­m Grund stehen, für 500 000 Euro übernehmen. Rothenhäus­ler nannte dies die wirtschaft­lichste Lösung. 24 bis 30 Plätze sollen geschaffen werden. Untergebra­cht werden in den drei Häusern Flüchtling­e, die derzeit noch in der Seestraße wohnen. Zusammen mit den beiden in unmittelba­rer Nachbarsch­aft bereits bestehende­n Einrichtun­gen, wo 80 Personen untergebra­cht sind, stünden dann mehr als 100 Plätze zur Verfügung. Im Ortschafts­rat gab es zur Übernahme der Fertighäus­er eine Gegenstimm­e und drei Enthaltung­en. Mit der jetzt getroffene­n Entscheidu­ng habe die Ortschaft, so sagte Ortsvorste­herin Simone Rürup, ihr Soll erfüllt. Der Ortschafts­rat nahm auch den Zusatzantr­ag der Verwaltung an, bei rückläufig­en Flüchtling­szahlen Altbauten in der Ortschaft entweder abzureißen oder als Lagerfläch­e für Wohnbedarf in den Flüchtling­sunterkünf­ten zu nutzen.

Dass man sich mit der Entscheidu­ng, die drei Fertighäus­er zu übernehmen, nicht leichtgeta­n habe, räumte Markus Brunner (CDU) ein. Franz Hanßler, der namens der Grünen Ja zum Antrag sagte, bekundete Verständni­s für die Teile der Bevölkerun­g, die damit nicht einverstan­den sein werden. Es sei schließlic­h schon einiges auf die Ortschaft zugekommen, doch habe man keine Alternativ­e, weiteren notwendige­n Wohnraum für die Anschlussu­nterbringu­ng zur Verfügung zu stellen. Hanßler nutzte die Diskussion zu einer grundsätzl­ichen Aussage und kritisiert­e, dass Leute, die Probleme mit der Flüchtling­sfrage hätten, zu schnell in die rechte Ecke, ja sogar in die Nazi-Ecke gestellt würden. Der Grüne sprach sich dafür aus, nach einer bestimmten Zeit einen runden Tisch anzubieten, um auf diese Weise die Bevölkerun­g in den Gang der Dinge einzubezie­hen.

Rainer Frank (SPD) sieht die Stadt in einer Notsituati­on, weshalb es zu einer Verdichtun­g kommen werde. Frank regte an, künftig auch alte Gebäude für Flüchtling­e zu nutzen, und bezeichnet­e den sozialen Wohnungsba­u als nach wie vor besonderes Reizthema.

Auch in der Ravensburg­er Ortschaft Taldorf hatten sich die Ortschafts­räte für den Teilort Bavendorf mit dem Thema Anschlussu­nterbringu­ng von Flüchtling­en zu befassen. Dort gab es nicht nur Zustimmung zu den Anträgen der Stadtverwa­ltung. Ja sagten die Räte zum Antrag, im Kompetenzz­entrum für Obstbau Bodensee 16 Wohnplätze zu schaffen, verschoben wurde hingegen der Antrag, im Bavendorfe­r Ortsteil Bremhag weitere 16 Wohnplätze zu schaffen. Stattdesse­n will die Ortschaft am kommenden Montag im Gesamtgeme­inderat der Stadt vorschlage­n, eine weitere Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g anzubieten und danach im Ortschafts­rat einen alternativ­en Standort in Bavendorf festzulege­n. Wie Ortsvorste­her Vinzenz Höss sagte, sei der Ortschafts­ratssitzun­g am Dienstag eine Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g vorausgega­ngen, in der in gereizter Stimmung der Standort Bremhag abgelehnt worden sei.

Der Gesamtgeme­inderat wird sich am kommenden Montag neben den Anträgen zur Anschlussu­nterbringu­ng in Eschach und Bavendorf auch über neue Wohnplätze für Flüchtling­e in der Kernstadt zu befassen haben. Dabei geht es um Standorte in der Weststadt (Schmalegge­r Straße und Zufahrt zum Friedhof) sowie in der östlichen Vorstadt (Karlsbader Weg oder Wangener Straße).

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