Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fragen und Antworten zum Neuravensburger Weiher
Was im Neuravensburger Weiher genau passiert und wie die Ortschaft reagieren will, darüber hat sich SZ-Mitarbeiterin Susi Weber mit Neuravensburgs Ortsvorsteher Hermann Schad unterhalten.
Warum sind Nährstoffe für den Weiher überhaupt gefährlich?
Entscheidend für die biologische Aktivität im Weiher ist der Phosphatgehalt. Dabei wirkt der Weiher als Phosphatsenke, das heißt, das eingetragene Phosphat sammelt sich im Weiher. Es wird von Pflanzen und Kleinlebewesen aufgenommen und sinkt mit dem Absterben auf den Weihergrund ab. Für die Zersetzung wird Sauerstoff benötigt, der gerade im Sommer nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht. Die Folge ist Sauerstoffverarmung und die Bildung von Faulschlamm. Kommt es in einer solchen Situation durch einen Gewittersturm mit Starkregen oder Hagel zu einer Umwälzung, stehen plötzlich im oberflächennahen und belichteten Bereich für das Algenwachstum enorm hohe Phosphatmengen zur Verfügung. Beim Absterben verbrauchen sie sehr viel Sauerstoff, was zum so genannten „Umkippen“führen kann.
Warum ist gerade der Neuravensburger Weiher gefährdet?
Er wird nahezu ausschließlich von Oberflächenwasser gespeist. Etwa 75 Prozent des Einzugsgebiets ist landwirtschaftlich genutztes Grünland. Der Weiher ist mit einer Wassertiefe von maximal zwei Metern ausgesprochen flach. Die Erwärmung des Wassers im Sommer erreicht daher auch das Tiefenwasser. Zudem kommt es durch Turbulenzen deutlich stärker zu einer ver- tikalen Vermischung als bei tieferen Gewässern. Das Stroh wird allenfalls in den zugänglichen Randgebieten abgemäht und entfernt und durch das Mähverbot in den Sommermonaten zusätzlich erschwert. Der Neuravensburger Weiher ist ja auch als Vogel- und Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Was wäre bei einer Sanierung zu beachten?
Wichtig ist in jedem Fall, dass viele mit ins Boot geholt werden, denn jegliche Maßnahmen haben erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Interessensgruppen. Sie sollten in jedem Fall beteiligt werden. Neben der Kommune als Eigentümerin des Weihers und den Fachbehörden und externen Fachleuten sind dies vor allem die Anwohner, der Fischereiverein und die betroffenen Landwirte. Für eine nachhaltige Lösung des Problems ist die freiwillige und konstruktive Mitarbeit aller Beteiligter notwendig, gewünscht und erforderlich.