Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Straßenbau in Eigenregie sorgt weiter für Streit

Weil dem Land Planer fehlen, kommen Bundesstra­ßen nicht voran

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KREIS RAVENSBURG (knf) - Wenn das Land bei dringend notwendige­n Straßenbau­arbeiten nicht vorankommt, müssen wir uns selbst helfen: Nach dieser Maxime haben die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n zusammen mit dem Regionalve­rband beschlosse­n, eine eigene Straßenbau­gesellscha­ft zu gründen. Auch der Bodenseekr­eis soll mit ins Boot, hat aber immer noch nicht darüber abgestimmt. Kontrovers diskutiert wurde das Thema auch wieder in der jüngsten Ravensburg­er Kreistagss­itzung. Es geht vor allem um die Frage, wer wie viel Geld zahlen muss.

Tägliche Staus, genervte Anwohner und Umweltbela­stungen durch Abgase: Probleme wie diese gibt es im Kreis unter anderem auf der B 30 zwischen Baindt und Bad Waldsee. Dort wären aus Sicht der Kommunalpo­litik dringend Ortsumfahr­ungen bei Gaisbeuren und Enzisreute notwendig. Obwohl es inzwischen sowohl das Geld als auch eine Prioritäte­nliste und einen Zeitplan gibt, kommen die Planungen hierfür aber nicht voran, weil die zuständige Landesregi­erung zu wenig Straßenpla­ner hat. Auch andere größere Straßenbau­projekte stocken aus diesem Grund. Deshalb wollen die Kreisverwa­ltungen die Sache jetzt selbst in die Hand nehmen.

Der Beschluss für die Planungsge­sellschaft fiel im Ravensburg­er Kreistag bereits im November vergangene­n Jahres. Trotzdem löste das Thema in der jüngsten Sitzung nochmals eine hitzige Debatte aus. SPD-Fraktionsc­hef Rudolf Bindig, von Anfang an ein Gegner der Planungsge­sellschaft, bezog sich auf die überrasche­nde Ankündigun­g des Landes, mit den Planungen für den Molldietet­unnel in Ravensburg nun doch bereits im Jahr 2019 zu beginnen. Damit sei ein wichtiges Straßenbau­projekt in trockenen Tüchern und die Planungsge­sellschaft hinfällig, so Bindig. Der Lückenschl­uss auf der B 30 zwischen Baindt und Bad Waldsee sei aus seiner Sicht nicht so dringend, als dass man nicht warten könne, bis auch hier das Land an die Arbeit geht – auch deshalb, weil der Kreis sich dann einiges an Kosten sparen würde: bis zu einer baureifen Planung der B 30 gerechnet

auf zehn Jahre zwischen 9,3 und 11,5 Millionen Euro, für die notwendige Vorfinanzi­erung gar zwischen 11,1 und 13,9 Millionen Euro. Seinen Kalkulatio­nen zufolge sei es außerdem nicht sicher, dass dieses Projekt in Eigenregie schneller vorangehe, fügte Bindig hinzu.

Axel Müller von der CDU-Fraktion sah das anders: „Wenn das Land den Molldietet­unnel vorzieht, können wir alle Kräfte auf die B 30 bündeln“, argumentie­rte er. Den überrasche­nden Erfolg beim Tunnel sieht Müller außerdem auch darin begründet, dass man mit der Planungsge­sellschaft Druck aufgebaut habe. Mit 38 zu 22 Stimmen fiel schließlic­h der Beschluss, an der Gründung der Gesellscha­ft festzuhalt­en. Allerdings fehlt hierfür noch ein Ja aus dem Bodenseekr­eis. Dort hat der Kreistag die für das Projekt vorgesehen­en Finanzmitt­el wieder aus dem Haushalt gestrichen. Ein endgültige­r Beschluss wird wohl erst nach der Sommerpaus­e fallen.

Voraussetz­ung für eine Straßenbau­gesellscha­ft der Landkreise und des Regionalve­rbands ist eine entspreche­nde Verwaltung­svorschrif­t des Landes Baden-Württember­g, die derzeit auf den Weg gebracht wird. Größter Zankapfel ist dabei, inwieweit das Land die Kommunen bei den selbst geplanten Bauprojekt­en finanziell unterstütz­t.

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FOTO: KAB Das Regierungs­präsidium Tübingen will mit den Planungen für die B-30Ortsumfa­hrung Gaisbeuren und Enzisreute ab dem zweiten Halbjahr 2022 beginnen.

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