Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mit Schallwellen gegen den Hagel
Landwirt Dieter Mainberger sagt, wofür seine Hagelschutzkanone gut ist.
POPPIS - Das Thema Hagelschutz ist für viele Landwirte ein emotionales. „Einem Nachbarhof hat es in der letzten Saison die Ernte verhagelt“, berichtet der Tettnanger Kreisbauernverbandsvorsitzende Dieter Mainberger. „Ein Totalschaden. In diesem Jahr gab es nur Mostobst.“
Der Landwirt steht vor seiner mächtigen Hagelschutzkanone, die dieses Jahr bereits mehrfach zum Einsatz gekommen ist. Im Kampf gegen eine Naturgewalt, die, so Mainberger, die „elementarste
Gefahr“der Landwirtschaft sei. „Schließlich hagelt es jedes Jahr und das mehrmals.“, erklärt er. „Das unterscheidet den Hagel vom Frost. Der war letztes Jahr auch sehr schlimm, tritt aber viel seltener auf.“
Seine Hagelschutzkanone hat Dieter Mainberger gebraucht für rund 10 000 Euro auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Norden von Italien erworben. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt, das er mit acht weiteren Bauern aus der Umgebung betreibt.
Mittels einer Propangasexplosion werden Schallwellen erzeugt, die die Luftschichten durchmengen. So wird verhindert, dass sich Eis an den Schmutzpartikeln in der Luft bildet und Hagelkörner entstehen. Stattdessen provoziert man Regen. Eine Methode, die „in der Anwendung günstiger ist als ein Hagelnetz“, so Mainberger, „in der Wirkung aber nicht sicher.“Hat er die Batterie eingeklemmt und das Gas aufgedreht, arbeitet seine Maschine von allein. Alle 17 Sekunden feuert sie eine Druckwelle in Richtung Himmel. Und das bei einer Einsatzdauer von durchschnittlich 25 Minuten.
Was für die Landwirte eine Notwendigkeit ist, plagt jedoch einige Bürger, die sich vom Lärm der Kanone belästigt fühlen. „Wir bekommen immer wieder Beschwerden, dass wir unsere Hagelschutzkanone zu früh an oder zu spät ausmachen.“, erzählt Mainberger. „Hierzu kann ich nur sagen: Man muss Verständnis haben für die Nöte der Landwirtschaft. Das Risikomanagement, sei es mit Hagelschutznetzen oder Kanonen, ist unsere Lebensversicherung. Wenn es keine Schutzmöglichkeit gibt und es hagelt, fällt die Ernte aus. Deshalb muss ein Landwirt sein Gut mit allen Mitteln schützen. Und genau aus diesem Grund hoffen wir auf den Effekt unserer Hagelschutzkanone.“
Mainberger und seine Kollegen erhalten aber auch Zuspruch aus der Bevölkerung. „Viele sind froh, wenn wir die Kanone anschalten“, sagt er. „schließlich wollen sie auch, dass ihre Blumen und ihre Autos vorm Hagel geschützt werden.“
„Viele sind froh, wenn wir die Kanone anschalten.“