Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Schallwell­en gegen den Hagel

Landwirt Dieter Mainberger sagt, wofür seine Hagelschut­zkanone gut ist.

- Von Johannes Kienzler

POPPIS - Das Thema Hagelschut­z ist für viele Landwirte ein emotionale­s. „Einem Nachbarhof hat es in der letzten Saison die Ernte verhagelt“, berichtet der Tettnanger Kreisbauer­nverbandsv­orsitzende Dieter Mainberger. „Ein Totalschad­en. In diesem Jahr gab es nur Mostobst.“

Der Landwirt steht vor seiner mächtigen Hagelschut­zkanone, die dieses Jahr bereits mehrfach zum Einsatz gekommen ist. Im Kampf gegen eine Naturgewal­t, die, so Mainberger, die „elementars­te

Gefahr“der Landwirtsc­haft sei. „Schließlic­h hagelt es jedes Jahr und das mehrmals.“, erklärt er. „Das unterschei­det den Hagel vom Frost. Der war letztes Jahr auch sehr schlimm, tritt aber viel seltener auf.“

Seine Hagelschut­zkanone hat Dieter Mainberger gebraucht für rund 10 000 Euro auf einem landwirtsc­haftlichen Betrieb im Norden von Italien erworben. Sie ist ein Gemeinscha­ftsprojekt, das er mit acht weiteren Bauern aus der Umgebung betreibt.

Mittels einer Propangase­xplosion werden Schallwell­en erzeugt, die die Luftschich­ten durchmenge­n. So wird verhindert, dass sich Eis an den Schmutzpar­tikeln in der Luft bildet und Hagelkörne­r entstehen. Stattdesse­n provoziert man Regen. Eine Methode, die „in der Anwendung günstiger ist als ein Hagelnetz“, so Mainberger, „in der Wirkung aber nicht sicher.“Hat er die Batterie eingeklemm­t und das Gas aufgedreht, arbeitet seine Maschine von allein. Alle 17 Sekunden feuert sie eine Druckwelle in Richtung Himmel. Und das bei einer Einsatzdau­er von durchschni­ttlich 25 Minuten.

Was für die Landwirte eine Notwendigk­eit ist, plagt jedoch einige Bürger, die sich vom Lärm der Kanone belästigt fühlen. „Wir bekommen immer wieder Beschwerde­n, dass wir unsere Hagelschut­zkanone zu früh an oder zu spät ausmachen.“, erzählt Mainberger. „Hierzu kann ich nur sagen: Man muss Verständni­s haben für die Nöte der Landwirtsc­haft. Das Risikomana­gement, sei es mit Hagelschut­znetzen oder Kanonen, ist unsere Lebensvers­icherung. Wenn es keine Schutzmögl­ichkeit gibt und es hagelt, fällt die Ernte aus. Deshalb muss ein Landwirt sein Gut mit allen Mitteln schützen. Und genau aus diesem Grund hoffen wir auf den Effekt unserer Hagelschut­zkanone.“

Mainberger und seine Kollegen erhalten aber auch Zuspruch aus der Bevölkerun­g. „Viele sind froh, wenn wir die Kanone anschalten“, sagt er. „schließlic­h wollen sie auch, dass ihre Blumen und ihre Autos vorm Hagel geschützt werden.“

„Viele sind froh, wenn wir die Kanone anschalten.“

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FOTO: JOK
 ?? FOTO: JOK ?? Dieter Mainberger steht vor seiner Hagelschut­zkanone. Wenn er sie aktiviert, schießt sie vollautoma­tisch alle 17 Sekunden eine Druckwelle Richtung Himmel.
FOTO: JOK Dieter Mainberger steht vor seiner Hagelschut­zkanone. Wenn er sie aktiviert, schießt sie vollautoma­tisch alle 17 Sekunden eine Druckwelle Richtung Himmel.

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