Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Startup-Vernissage lockt zahlreiche Besucher an
Villa-Rot-Leiter Marco Hompes erklärt, warum Jurieren grausam ist – Vielfältige Kunst in vier Räumen
TETTNANG - Viele kunstinteressierte Besucher hat die Vernissage der Tettnanger Künstlergruppe Startup „Botschaften“am Sonntagvormittag in die Städtische Galerie im Schlosspark gelockt. Nach einem musikalischen Entrée mit der jungen Sängerin Luisa Leibensberger und Gitarrist Gunter Schreiber begrüßte Bürgermeister-Stellvertreter Hans-Jörg Bär die Besucher im ehemaligen „alten Forsthaus“.
„Wie ich sehe, ist Natascha Bruns, die Leiterin Spectrum und Kultur, ein Glücksfall für Tettnang“, sagte Bär, was mit einem Applaus bestätigt wurde. Die erläuterte die strengen Auswahlkriterien für Künstler, die in der Städtischen Galerie ausstellen.
Vergleich mit Gustave Courbet
„Ausjurieren ist grausam“, sagte Marco Hompes, Leiter des Museums Villa Rot, der gemeinsam mit Peter Liptau, Bau-, Design- und Kunsthistoriker, sowie Natascha Bruns das Jurorenteam bildete, „doch sollten alle glücklich sein über das, was juriert wurde“. Er zog einen Vergleich zu Gustave Courbet, einem französischen Maler, der sich um die Aufnahme seiner Werke im „Pariser Salon“bemüht hatte, doch nur drei seiner zwanzig eingereichten Bilder wurden angenommen.
Die „Botschaften“der acht Künstler sind in vier Räumen der Galerie untergebracht und Marco Hompes gab vorab einen Überblick. Ein Raum beherbergt die Werke von Ulrike Kurz und Silvia Günthör. Viele verschiedene Materialien, wie Stoff und Glas, mit schwierigen Techniken verarbeitet, sind Merkmal von Ulrike Kurz. Lydia Günthörs Werke mit geschichteten Stoffbahnen, die sich über den Bildrand ausdehnen, benötigen eine eigene Wand, so Marco Hompes.
Interessant ist auch die Kombination von abstrakten und gegenständlichen Arbeiten. Silke Sautter-Walker befasst sich mit Sprache und zeigt ausdrucksstarke, sehr intime Arbeiten mit ästhetischen, grafischen Wortwerken und Textstreifen großer Wortfülle. Kommunikation und Stille stehen sich bei den Werken von Giulia Topp-Caburet gegenüber. Kräftige Farben, moderne Technik, Mobiltelefone, Sehen, Hören, Lesen, leise Töne und Stille, die Wertung bleibt offen.
Im dritten Raum befinden sich die Bilder von Hendrik Tuttlies und Detlef Fellrath. Bei Hendrik Tuttlies Bildern erkenne man die sichere Hand, so Marco Hompes. Er beherrscht den Pinsel und liebt beim Malen den Zufall, sein eigener Stil entwickelt sich weiter und man kommt bei seinen Bildern auf Glas und Aluminium nicht nur in den Genuss der Farben, sondern auch gesellschaftliche Themen fließen ein. Auf Detlef Fellraths Arbeiten muss man sich einlassen. Sie präsentieren sich rätselhaft, verschlüsselt und humoristisch. Sie bestechen mit brillanten Farben, benötigen Raum und vermischen Ernsthaftigkeit mit einem Schuss Albernheit.
Reichlich Dynamik erkennt man bei Thomas Geigers expressionistischen abstrakten Bildern. Mehrere Farbschichten, große Pinselstriche lassen Bewegung erkennen. Figurenbilder, schnell gearbeitet und strichmännchenhaft dargestellt, haben trotzdem Charakter. In ein intensives Farbbad taucht der Betrachter bei Maria Maiers Blumenbildern. Bunt gemischt und unberechenbar strahlen sie Lebensfreude aus.
Die Ausstellung ist vom 15. Juli bis 9. September 2018 zu sehen. Feierabendführungen mit den Künstlern gibt es im Rahmen von „Tettnang führt“jeweils am Dienstag, 7. und 28. August, um 18.30 Uhr. Weitere Informationen zur Künstlergruppe gibt es im Internet unter www.startup-tettnang.de