Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vorbereitungen für Schäfflerjahr 2019 beginnen
Nonnenhorner Schäfflergesellschaft lädt zum Informationsabend ins Feuerwehrhaus ein
NONNENHORN - Kommendes Jahr ist Schäfflerjahr: In Nonnenhorn wird wieder der traditionelle Schäfflertanz – der Tanz der Fassmacher – aufgeführt. Nur alle sieben Jahre findet das traditionsreiche Ereignis in dem Weindorf am Bodensee statt. Die Schäfflergesellschaft sucht noch nach Tänzern. Am Freitag, 20. Juli, veranstaltet sie deshalb eine Infoveranstaltung.
„Das ist schon was ganz Besonderes“, fasst Ulli Gierer, Vorsitzender der Schäfflergesellschaft, das Ereignis am 28. April kommenden Jahres zusammen. An dem Tag wird die Hauptaufführung des Schäfflertanzes, unterstützt vom Musikverein, auf einem Podium im See am Nonnenhorner Bootssteg stattfinden und tausende Besucher anziehen.
Das seltene Schauspiel hat eine lange Tradition: Der Legende nach wurde der Tanz erstmals Anfang des 16. Jahrhunderts in München während einer Pestepidemie aufgeführt, um die Bevölkerung aufzuheitern. Ab 1830 verbreitete sich der Brauch dann durch wandernde Schäfflergesellen außerhalb Münchens. Nach Nonnenhorn kam er durch einen Schuhmachergesellen, erzählt Ulli Gierer.
Der sei 1846 von München an den bayerischen Bodensee gekommen und brachte den Einheimischen vor Ort den Tanz bei. Im Umkreis von etwa hundert Kilometern sei Nonnenhorn der einzige Ort, der die Tradition fortführe, vermutet Gierer.
20 Männer im Alter von 16 bis 40 Jahren machen bei dem Tanz mit. Brauch ist es, laut Gierer, dass die Tänzer aus Nonnenhorn kommen, dass sie dort wohnen oder dort aufgewachsen sind. Beim Tanz tragen sie rote Fräcke, grüne Kappen, weiße Strümpfe und einen Schurz. Es gibt unter ihnen die Reifenschwinger – sie jonglieren auf Weinfässern stehend, ihre Reifen – und die Küfer. Die geben den Takt durch Schläge auf ein Weinfass an.
Bereits im Oktober beginnen für die Jungschäffler die Proben. Jeden Freitagabend zwei Stunden lang, „mit Zucht und Ordnung, weil sonst geht es nicht“, sagt Gierer zwar lachend, aber er meint es ernst. Den Tanz könne man nur richtig einüben, wenn auch alle 20 Tänzer da seien. Das sei eben einfach so. Die Tänzer bräuchten neben Kondition – schließlich dauert der Tanz etwa eine Stunde – auch gewisse soziale Kompetenzen.
Tanzen vor 5000 Zuschauern
Ein guter Umgang untereinander sei wichtig, genauso wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. „Da gucke ich schon drauf“, sagt Gierer. Er war selbst schon drei Mal als Tänzer dabei und schwärmt: „Es ist schon ein tolles Gefühl vor so einer Menschenmenge aufzutreten.“5 000 Leute kämen in der Regel zur Hauptaufführung. „Ich bin immer wieder erstaunt, dass die Leute auch von weit her kommen, um uns zu sehen“, sagt Gierer.
Nicht nur der Auftritt an sich, auch die Vorbereitungen seien für die Tänzer eine tolle Erfahrung, weiß er. Durch den Tanz kämen 16- bis 40Jährige aus dem Dorf zusammen, Personen, die vielleicht sonst, aufgrund des Altersunterschiedes, eher weniger Berührungspunkte hätten. „Das bringt jeden Einzelnen weiter und stärkt gleichzeitig den Zusammenhalt der Männer im Ort extrem“, sagt er. „Die Väter und Großväter reden davon und so wird der Brauch von Generation zu Generation weitergegeben.“
Nach der Hauptaufführung Ende April im kommenden Jahr, plane Gierer für die Gruppe weitere Auftritte in der Region und sogar auch einen Auftritt in Köln. Die Tanzgesellschaft sei noch auf der Suche nach Tänzern, die mitmachen wollen. Deshalb lädt sie zum Infomationsabend am Freitag, den 20. April ein. „Wir werden dort erzählen, wie das Ganze funktioniert“, sagt Gierer. Gleichzeitig werde man natürlich nach geeigneten Tänzern Ausschau halten.
Wer Interesse am Schäfflertanz hat, den lädt die Schäfflergesellschaft am Freitag, 20. Juli, um 20 Uhr ins Feuerwehrhaus nach Nonnenhorn ein.
Wer nicht am Freitag teilnehmen kann, aber gerne mitmachen möchte, kann sich beim Vorsitzenden der Schäfflergesellschaft, Ulli Gierer, melden.