Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kaum Wasserverluste: „Spitzenwert“an der Schussen
Dem Rohrbruch auf der Spur: In Meckenbeuren gibt’s Prämien zur Aufdeckung defekter Stellen
MECKENBEUREN - Gar eine Prämie von 25 Euro je Hinweis haben die beiden federführenden Wasserversorger in der Gemeinde ausgesetzt, um defekte Stellen an Leitungen im öffentlichen Bereich aufzuspüren. „Spricht dies für vermehrte Wasserverluste?“– Simon Vallaster zufolge nicht: Turnusgemäß erfolge dieser Aufruf, so der ZWUS-Geschäftsführer, der zugleich Betriebsleiter im Wasserwerk Meckenbeuren ist.
Beim Zweckverband Wasserversorgung Unteres Schussental ist Vallaster seit 2001 tätig und kennt die Zahlen: Zwischen acht und zwölf Prozent Wasserverlust sind es hier, während jener beim Wasserwerk Meckenbeuren zwischen drei und fünf Prozent schwankt.
„Wir versuchen die Bandbreite zu halten“oder auch durch Investitionen zu senken, sagt Simon Vallaster und kann fürs Wasserwerk von einem „Spitzenwert“sprechen, der kaum unterboten wird – ähnlich niedrig liegt er nur im Netz des Zweckverbandes Haslach. Zwei weitere Vergleichswerte aus der Region: Die Wasserverluste sind bei der Gehrenberg-Wasserversorgung mit zehn Prozent angegeben, bei den Technischen Werken Schussental mit acht Prozent (anno 2013).
Austausch der Eternitleitungen
Dass der Wasserverlust beim ZWUS auch in dieser Größenordnung liegt, hat seinen Grund: Anders als beim „verdichteten Wasserwerknetz“in Meckenbeuren und Brochenzell (60 Kilometer), sind es bei dem 120 Kilometer langen Rohrnetz des ZWUS viele Überlandleitungen, die weniger Abnehmer haben, aber anfälliger und teils älter sind.
Zu diesen zählen auch die sogenannten „Eternitleitungen“, die ab Ende der 50er- bis Anfang der 80erJahre verlegt wurden. Ein hohes Risiko birgt bei ihnen ein Schalenbruch, der plötzlich auftreten kann. Tut er dies im Straßenbereich, kommt gleich eine größere Schadenssumme zusammen – etwa 2006 im Bereich der Berger Halde, als es allein 50 000 Euro kostete, um die Straße zu richten. Ein Augenmerk richtet Vallaster daher beim ZWUS darauf, die „Eternitleitungen“nach und nach zu ersetzen. Je Jahr sind es beim ZWUS zwischen 200 000 und 500 000 Euro, die an Investitionen in den Leitungserhalt fließen. Rein für die Schadensbehebung würden zwischen 40 000 und 60 000 Euro im Jahreslauf fällig, nennt Vallaster als „Hausnummer“.
„Unauffällige“Leitung von 1904
Wie aber lässt sich – über die Hinweise der Bürger hinaus – ein Schaden aufspüren, wenn beispielsweise der langsam wirkende Lochfraß bei einer Gussleitung dahintersteckt? „Wir tun uns leichter seit 2002“, weist Simon Vallaster darauf hin, dass damals das Fernwirk- und Leitstellstellensystem eingefüht wurde. Und zwar von den fünf Verbundpartnern (inklusive Stadt Tettnang, Haslach, Gehrenberg) mit der zentralen Leitstelle im Pumpwerk Ried.
Ein Auge werfen die drei ZWUSTechniker im Meckenbeurer Rathaus jeden Morgen auf die nächtlichen Referenzwerte, die im Normalfall um die fünf Liter je Sekunde liegen. Sind sie höher, wird geprüft, ob dies durch Bewässerung bedingt sein kann. Wenn nicht, fällt der Blick darauf, welche der drei Auslaufschienen am Hochbehälter Hagenbuchen betroffen ist.
Ist bis dahin aus der Bevölkerung noch keine Schadensmeldung aufgelaufen, fordert der Wasserversorger eine Spezialfirma mit Korrelatorgerät an. Sie verfügt über verschiedene Methoden der Leitungsortung – zumeist hilft die akustische Option mittels Sondenmesstechnik. Ist die schadhafte Stelle festgestellt, wird von einer Tiefbaufirma aufgebaggert, sodass die ZWUS-Techniker zur Sanierung schreiten können.
Was sie noch nie zwischen Kau und Sibratshaus tun mussten. Hier verläuft die älteste Leitung im ZWUS-Gebiet, die von 1904 stammt und bis heute „unauffällig“geblieben ist, so Vallaster. Was womöglich damit zu tun hat, dass sie bei der Verlegung behandelt wurde, „wie ein rohes Ei“, wie sich den Berichten von annodazumals entnehmen lässt.
Gar noch nicht so lange her sind Wasserverluste in einer Größenordnung von 40 bis 50 Prozent. Anfang der 80er-Jahre habe es solche auch noch in Meckenbeuren gegeben, weiß Vallaster – und zollt hier dem 2017 in Ruhestand gegangenen Wassermeister Rudi Kapahnke großen Respekt für seinen Kampf dagegen.