Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eriskircher Ried grünt wieder
Nach dem Feuer im Mai hat sich die Natur regeneriert – Nicht schätzbar, wie viele Tiere umgekommen sind
FRIEDRICHSHAFEN - Grüner, dicht gewachsener Schilf ragt in die Höhe, Vögel zwitschern und Insekten schwirren durch die Luft. So idyllisch ist es wieder im Eriskircher Ried, an der Stelle, an der vor knapp zwei Monaten ein Feuer ausgebrochen ist und die Feuerwehr mit elf Einsatzfahrzeugen vor Ort war. Der Geschäftsführer des Naturschutzzentrums Eriskirch, Gerhard Kersting, ist erleichtert, das sich das Ried so schnell erholt hat. „Ich bin angenehm überrascht, dass es so schnell gegangen ist“, sagt er.
Rückblick: Es war Montag, 7. Mai, zur Mittagszeit als die Feuerwehr ausrücken musste, weil riesige Qualmwolken über dem Ried aufstiegen. Zahlreiche Bürger hatten besorgt bei der Feuerwehr angerufen und die Rauchschwaden gemeldet. Als die Feuerwehr eintraf, loderten die Flammen auf einer Fläche von mehreren 100 Metern. Das Feuer breitete sich zwischen der Jugendherberge/CAP Rotach und dem östlichen Stadtrand am Häfler Bodenseeufer aus.
Die freiwillige Feuerwehr war an dem Tag mit insgesamt elf Einsatzfahrzeugen der Abteilung Friedrichshafen und Ailingen im Einsatz. Rund 50 Feuerwehrleute kämpften zwischenzeitlich gegen die Flammen. Auch Polizei und Rettungskräfte waren vor Ort. Für die Löscharbeiten mussten die Einsatzkräfte der Feuerwehr die Wasserversorgung über eine Distanz von mehreren hundert Metern aufbauen, um die Brände zu löschen. Zunächst war die Rede davon, dass zehn Hektar des Naturschutzgebietes in Flammen stehen. Später korrigierte die Feuerwehr die Fläche auf zwei Hektar als nach dem Löschen die betroffene Fläche besser sichtbar war. Die Polizei geht davon aus, dass jemand eine noch brennende Zigarette ins Schilf geworfen hat, die das Feuer entfachte.
Mittlerweile erinnert nur noch wenig an den Brand. Das Schilf ist wieder fast zwei Meter hoch und nur an den Bäumen sind noch kleine Spuren des Brandes zu sehen. Ein Teil der Blätter ist schwarz und vertrocknet und auch die Stämme weisen noch dunkle Brandspuren auf. „Einige Sträucher sind an den Bäumen abgestorben. Die Eiche treibt aber sicher noch aus und wird sich erholen“, sagt Kersting und zeigt auf einen Baum. Der Biologe geht davon aus, dass auch auf dem Boden noch Spuren des Brandes sichtbar sind, doch durch das dichte Schilf ist es nicht möglich auf den Boden zu blicken.
Vögel sind verbrannt
Auch vor dem Brand war das Schilf im Eriskircher Ried dicht bewachsen. Viele Vögel haben die Stelle genutzt, um dort ihre Nester zu bauen. „Es sind sicherlich einige Vogelnester mit Jungvögeln und auch anderen Tiere dort verbrannt“, sagt Kersting. Wie viele Tiere dabei ums Leben gekommen sind, kann er nicht schätzen. „Wir müssen davon ausgehen, dass mehrere frühbrütende Vögel wie die Mönchsgrasmücke oder die Amsel in dem Feuer umgekommen sind. Aber auch Insekten, die auf den Halmen saßen sind dem Feuer zum Opfer gefallen“, sagt Kersting.
Der Biologe geht davon aus, dass das Feuer sehr schnell über die Fläche hinweg gegangen ist. „Es ist auch sehr schnell hoch gestiegen und hat die unterirdischen Wurzeltriebe nicht beschädigt. Am Boden war die Hitze nicht so groß“, sagt Kersting. Deshalb konnten die unterirdischen Triebe schnell wieder austreiben, sodass die Vegetation sich schnell erholen konnte. „Es hat schon nach zwei, drei Wochen langsam angefangen zu grünen“, sagt Kersting.
Obwohl der Brand im Eriskircher Ried erst sehr dramatisch wirkte, ist es glimpflich ausgegangen. „Es ist Gott sei Dank nicht die ganz große Katastrophe eingetreten“, sagt Kersting. „Das Ökosystem wird durch den Brand nicht dauerhaft belastet sein.“Er hofft, dass es nicht wieder durch menschliche Unachtsamkeit zu einem Feuer in der Natur kommt – denn nicht immer geht es so aus.
Ein Video, wie es im Eriskircher Ried beim Brand aussah und wie es jetzt aussieht, gibt es für Digitalabonnenten unter www.schwaebische.de/gruenesried