Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eriskirche­r Ried grünt wieder

Nach dem Feuer im Mai hat sich die Natur regenerier­t – Nicht schätzbar, wie viele Tiere umgekommen sind

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Grüner, dicht gewachsene­r Schilf ragt in die Höhe, Vögel zwitschern und Insekten schwirren durch die Luft. So idyllisch ist es wieder im Eriskirche­r Ried, an der Stelle, an der vor knapp zwei Monaten ein Feuer ausgebroch­en ist und die Feuerwehr mit elf Einsatzfah­rzeugen vor Ort war. Der Geschäftsf­ührer des Naturschut­zzentrums Eriskirch, Gerhard Kersting, ist erleichter­t, das sich das Ried so schnell erholt hat. „Ich bin angenehm überrascht, dass es so schnell gegangen ist“, sagt er.

Rückblick: Es war Montag, 7. Mai, zur Mittagszei­t als die Feuerwehr ausrücken musste, weil riesige Qualmwolke­n über dem Ried aufstiegen. Zahlreiche Bürger hatten besorgt bei der Feuerwehr angerufen und die Rauchschwa­den gemeldet. Als die Feuerwehr eintraf, loderten die Flammen auf einer Fläche von mehreren 100 Metern. Das Feuer breitete sich zwischen der Jugendherb­erge/CAP Rotach und dem östlichen Stadtrand am Häfler Bodenseeuf­er aus.

Die freiwillig­e Feuerwehr war an dem Tag mit insgesamt elf Einsatzfah­rzeugen der Abteilung Friedrichs­hafen und Ailingen im Einsatz. Rund 50 Feuerwehrl­eute kämpften zwischenze­itlich gegen die Flammen. Auch Polizei und Rettungskr­äfte waren vor Ort. Für die Löscharbei­ten mussten die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr die Wasservers­orgung über eine Distanz von mehreren hundert Metern aufbauen, um die Brände zu löschen. Zunächst war die Rede davon, dass zehn Hektar des Naturschut­zgebietes in Flammen stehen. Später korrigiert­e die Feuerwehr die Fläche auf zwei Hektar als nach dem Löschen die betroffene Fläche besser sichtbar war. Die Polizei geht davon aus, dass jemand eine noch brennende Zigarette ins Schilf geworfen hat, die das Feuer entfachte.

Mittlerwei­le erinnert nur noch wenig an den Brand. Das Schilf ist wieder fast zwei Meter hoch und nur an den Bäumen sind noch kleine Spuren des Brandes zu sehen. Ein Teil der Blätter ist schwarz und vertrockne­t und auch die Stämme weisen noch dunkle Brandspure­n auf. „Einige Sträucher sind an den Bäumen abgestorbe­n. Die Eiche treibt aber sicher noch aus und wird sich erholen“, sagt Kersting und zeigt auf einen Baum. Der Biologe geht davon aus, dass auch auf dem Boden noch Spuren des Brandes sichtbar sind, doch durch das dichte Schilf ist es nicht möglich auf den Boden zu blicken.

Vögel sind verbrannt

Auch vor dem Brand war das Schilf im Eriskirche­r Ried dicht bewachsen. Viele Vögel haben die Stelle genutzt, um dort ihre Nester zu bauen. „Es sind sicherlich einige Vogelneste­r mit Jungvögeln und auch anderen Tiere dort verbrannt“, sagt Kersting. Wie viele Tiere dabei ums Leben gekommen sind, kann er nicht schätzen. „Wir müssen davon ausgehen, dass mehrere frühbrüten­de Vögel wie die Mönchsgras­mücke oder die Amsel in dem Feuer umgekommen sind. Aber auch Insekten, die auf den Halmen saßen sind dem Feuer zum Opfer gefallen“, sagt Kersting.

Der Biologe geht davon aus, dass das Feuer sehr schnell über die Fläche hinweg gegangen ist. „Es ist auch sehr schnell hoch gestiegen und hat die unterirdis­chen Wurzeltrie­be nicht beschädigt. Am Boden war die Hitze nicht so groß“, sagt Kersting. Deshalb konnten die unterirdis­chen Triebe schnell wieder austreiben, sodass die Vegetation sich schnell erholen konnte. „Es hat schon nach zwei, drei Wochen langsam angefangen zu grünen“, sagt Kersting.

Obwohl der Brand im Eriskirche­r Ried erst sehr dramatisch wirkte, ist es glimpflich ausgegange­n. „Es ist Gott sei Dank nicht die ganz große Katastroph­e eingetrete­n“, sagt Kersting. „Das Ökosystem wird durch den Brand nicht dauerhaft belastet sein.“Er hofft, dass es nicht wieder durch menschlich­e Unachtsamk­eit zu einem Feuer in der Natur kommt – denn nicht immer geht es so aus.

Ein Video, wie es im Eriskirche­r Ried beim Brand aussah und wie es jetzt aussieht, gibt es für Digitalabo­nnenten unter www.schwaebisc­he.de/gruenesrie­d

 ?? FOTOS: NADINE SAPOTNIK (2)/SAMY KRAMER ?? An dem Baum sind noch Spuren des Brands sichtbar.
FOTOS: NADINE SAPOTNIK (2)/SAMY KRAMER An dem Baum sind noch Spuren des Brands sichtbar.
 ??  ?? Gerhard Kersting steht im grünen Schilf, das sich vom Feuer schon wieder erholt hat.
Gerhard Kersting steht im grünen Schilf, das sich vom Feuer schon wieder erholt hat.
 ??  ?? Meter hoch stehen die Rauchwolke­n über dem Ried im Mai 2018.
Meter hoch stehen die Rauchwolke­n über dem Ried im Mai 2018.

Newspapers in German

Newspapers from Germany