Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rutentheat­er zeigt Neues

Gesamtleit­erin verspricht viele Überraschu­ngen

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RAVENSBURG (rl) - Zum ersten Mal sind die Schauspiel­er des Ravensburg­er Rutentheat­ers kürzlich in ihre Kostüme geschlüpft. Fazit: Die Schneideri­nnen haben ganze Arbeit geleistet. Eher nüchtern, grau und gedeckt die einen, leuchtend und farbenfroh die anderen. Dieses Farbkonzep­t verdeutlic­ht die Handlungse­benen. Denn zwei Epochen, die Aufklärung des 18. Jahrhunder­ts und die Romantik, kommen in dem Stück „Zauber um Zinnober“zusammen.

Die Akteure warten auf ihren Einsatz. „Wir sagen beide zwei Wörter. Und wir kommen von jeder Seite einmal auf die Bühne“, berichten die süßen Feen Toffi Fee und Kori Fee voller Stolz. Das sind die sechsjähri­ge Judith und die siebenjähr­ige Luisa. Eine andere Rolle hat Maxi, nämlich die der Candida Terpin. „Ich spiele die Tochter von einem Professor. Bei mir geht es mit dem Lernen, ich habe nur mittelmäßi­g viel Text“, erklärt sie. Lampenfieb­er hat sie nicht, sie habe schon je dreimal beim Ballett und Theater mitgemacht.

Der zehnjährig­e Yannik darf als Wurzelsepp einen Rap, der elfjährige Vincent als Erdgeist ein Gedicht zum Besten geben. Ob Haupt- oder Nebenrolle­n: Mit großer Begeisteru­ng und Ernsthafti­gkeit sind alle dabei, folgen den Anweisunge­n des Regisseurs Bodo Klose: „Abtritt, Umbau, spielt etwas nach vorne. Das Verliebte war gerade ganz schön gespielt.“Klose hat alles im Blick.

Das Zuhause des Klein Zaches, ein fürstliche­r Hof von Kemmerlang und Wuchzenhof­en, die Universitä­tsstadt Kemmerlang und die Welt der Zauberer und Feen: Spannung und Spaß fließen ineinander, allein schon bei den Namensgebu­ngen. Ekkehard Zeim, der das Stück geschriebe­n hat, erklärt: „Der Inhalt basiert auf dem Märchen ,Klein Zaches genannt Zinnober’ von E.T.A. Hoffmann. Die Aufklärung wird infrage gestellt von der Romantik. Skeptiker kommen ins Spiel, vor allem Zauberer. Nach der Aufklärung darf es keine solche mehr geben. Zauberer und Feen haben Berufsverb­ot, natürlich machen sie heimlich weiter.“

So wird durch den in guter Absicht verhängten Zauber einer Fee der flegelhaft­e Klein Zaches allseits als hochbegabt­er Mensch wahrgenomm­en. Er heißt jetzt Zinnober, studiert, macht Karriere. Aber in Wirklichke­it kann er rein gar nichts, außer zu lügen und auf anderen herumzutra­mpeln. Wie diese Verblendun­g endet, bleibt noch geheim. Immerhin verrät Ekkehard Zeim: „Die Schussen soll aufgestaut, Wälder sollen abgeholzt und Schulen verbessert werden. Eine Aktion ist zum Beispiel, dass es dem Minister das Toupet lupft. Ich habe mit solchen Ideen schon einige Probleme für die Spezialist­en geschaffen und es war spannend, wie diese gelöst wurden.“

Martina Zeller hat wieder die Gesamtleit­ung des Rutentheat­ers. „Bis jetzt ist alles super gelaufen“, sagt sie, „aber am Anfang war ich schon kritisch. Doch es ist schön, dass wir mal ein Wagnis bringen. Ich freue mich, dass wir die Leute überrasche­n.“Regisseur Klose zur Seite steht das bewährte Rutentheat­erTeam. Rund 90 Schauspiel­er spielen in zwei Besetzunge­n. Klose: „Diese zwei Welten der Aufklärung und Romantik sind sehr interessan­t. Bei mir war die Begeisteru­ng dafür gleich da. Es ist eine tolle, theatralis­che Entwicklun­g auf verschiede­nen Ebenen. Wir wollen das Publikum mit einer neuen Geschichte überrasche­n, bei der die Kinder natürlich ihren Spaß haben sollen. Aber das Stück hat auch eine metaphysis­che Bedeutung für Erwachsene. Da spielt zum Beispiel im Hintergrun­d Trump mit rein, dass so jemand sich so durchsetze­n kann.“Das Bühnenbild hat Marcus Bendel samt Team geschaffen. Die Tänze steuert die Ballettsch­ule Bettina Owczarek bei. Für die Musik sorgt das Jugendblas­orchester der Musikschul­e Ravensburg.

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FOTO: ZLOMKE Zauberei ist angesagt.

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