Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neue WC-Diskussion: Vergabe verschoben
Rat will nach dem zurückliegenden Trubel mehr Informationen über die Folgekosten
LANGENARGEN - Neue ToilettenDiskussion in der „Sonnenstube am Bodensee“: Obwohl eine Gemeinderatsmehrheit einer barrierefreien WC-Anlage im Bereich des Kinderspielplatzes beim Uhlandplatz bereits zugestimmt hat, wurde eine in der Montagssitzung geplante Auftragsvergabe vertagt. Der Grund: Die Stimmung in der Bevölkerung nach dem zurückliegenden Trubel und die Folgekosten, die mehreren Räten nicht klar sind. Jetzt soll das Thema im September erneut auf den Tisch.
Alles schien in trockenen Tüchern: In anderen Kommunen hatte man sich über dort gut funktionierende Anlagen informiert. Der genaue Standort im Bereich Uhlandplatz war bei einem Ortstermin Anfang Juli durch den Gemeinderat mehrheitlich festgelegt worden. Geplant sind (nach wie vor) zwei WCRäume, einer für Damen und Menschen mit Behinderung (barriere- frei) und einer für Herren (barrierearm), mit einer zentralen automatischen Reinigungseinheit für WC-Sitz und Boden, ein Technikraum, eine Wiederversetzbarkeit und eine Konstruktion als Fertigteil auf einer Fundamentplatte, die eine kurze Bauzeit vor Ort verspricht.
Außerdem: Die Firma Hering Sanikonzept GmbH hat ein Angebot über 175 920 Euro vorgelegt, dem der Gemeinderat am Montagabend zustimmen sollte – so die Empfehlung der Verwaltung, damit sie umgehend die erforderlichen Tiefbaumaßnahmen am beschlossenen Standort ausführen lassen könne. Denn bis Ende des Jahres sollte der Lokus stehen. Das wiederum steht nun in den Sternen.
Nach dem vorausgegangenen Langenargener WC-Trubel (die SZ berichtete mehrfach) will Gemeinderätin Gertrud Reiß (SPD) von dem Vorhaben momentan Abstand nehmen. Jetzt dort etwas zu schaffen, hält sie für „verfrüht“.
Eine Auftragsvergabe halten auch die Grünen derzeit für „falsch“. Ulrich Ziebart (Grüne) fragte, ob man diese „große Lösung“brauche? Er will aus Kostengründen untersucht wissen, was man mit nur einer Kabine sparen könne. Außerdem hat er von einem Wartungsvertrag und damit den Folgekosten nichts erfahren. Es sollte mehr Informationen geben, forderte er. Albrecht Hanser (FWV) tut sich „zum jetzigen Zeitpunkt“ebenfalls schwer und hat auch mit dem Standort Probleme.
Vergeblich erinnerte Bürgermeister Achim Krafft daran, Ortstermine gemacht und positive praktische Erfahrungen gehört zu haben. Verwaltung und Gemeinderat hätten sich für eine gute Lösung viel Zeit genom- men. Das Projekt sei beantragt und das Land habe Förderungsmittel zugesagt. Hinsichtlich der Folgekosten komme es auf die Service-Ansprüche (Intervalle) an.
FWV-Fraktionschef Joachim Zodel rief in Erinnerung, sich über verschiedene Nutzer unterhalten zu haben und betonte, „es stünde uns nicht schlecht an, ordentliche Toiletten zu haben“. Nicht zuletzt für die Marktbeschicker. Zodel wies auf die Qualität und Optik der geplanten Toilette hin, was für ihn schlüssig sei. Die Toilette im Rathaus, nach Angaben des Bürgermeisters häufig kaputt, sei nur eine Notlösung und eine Sanierung am Spital würde nicht billiger.
„Es gibt über 200 Städte und Gemeinden im Land ohne WC-Luxuslösung und es funktioniert wunderbar“, sagte Susanne Porstner. Eine „nette Toilette“(in Gasthäusern) ist für den Bürgermeister für Langenargen keine Lösung. So sieht es auch eine Ratsmehrheit.
Nichts vom Zaun brechen
Angelika Breyer (CDU) tut sich mit einer Entscheidung momentan ebenfalls schwer und will nach der Sommerpause noch einmal über die Folgekosten und die verschiedenen Varianten diskutieren.
Jetzt „nichts vom Zaun brechen“will auch Bernd Kleiser (CDU) und votierte für eine Vertagung in den September. Er erinnerte allerdings daran, dass man die WC-Anlage mehrheitlich beschlossen habe und nun auch zu den Folgekosten stehen solle. Diesen Beschluss sollte man nicht unterlaufen. Ohne formale Abstimmung wurde das stille Örtchen in den September verschoben.
„Es gibt über 200 Städte und Gemeinden im Land ohne WC-Luxuslösung und es funktioniert wunderbar.“