Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Autokennzeichen: Gemischte Gefühle in den Gemeinden
Bürgermeister aus Kißlegg, Argenbühl und Amtzell äußern sich zur Petition zur Wiedereinführung von „WG“statt „RV“
AMTZELL/ARGENBÜHL/KISSLEGG - WG oder RV auf dem Autokennzeichen – diese Frage ist vor wenigen Wochen unter anderem auch in Ratzenried und Eglofs aufgekommen, woraufhin sich eine Bürgerinitiative für die Wiedereinführung des alten Kennzeichens bildete. Priorität Nummer eins hat das Thema im Ravensburger Kreistag derzeit aber nicht, sagen Bürgermeister und Kreisrat Dieter Krattenmacher, Kißlegg, und Argenbühls Bürgermeister Roland Sauter, der 2019 für den Kreistag kandidieren möchte. Clemens Moll, Amtzells Bürgermeister und Kreisrat, ist einem WG-Kennzeichen nicht ganz abgeneigt.
Nostalgie und Heimatgefühle könnten für manche Argenbühler der Auslöser dafür sein, die Wiedereinführung des WG-Kennzeichens zu unterstützen, schätzt Bürgermeister Roland Sauter: „Es gibt sicherlich einige Argenbühler, die das WGKennzeichen wählen würden. Gerade Eglofs und Ratzenried liegen ja auch geografisch sehr nahe an Wangen.“Viele würden der Diskussion aber auch neutral gegenüberstehen. Für ihn persönlich habe das Thema nicht die höchste Priorität, so Sauter: „Wir müssen die Diskussion auf jeden Fall führen und in Ruhe viele Aspekte abwägen. Momentan gibt es im Kreis aber viele andere wichtige Themen.“
Ähnlich sieht es auch Kreisrat Dieter Krattenmacher: „Wir sind kräftig beschäftigt mit den Schulen, Abfall, Krankenhäusern und der Kulturkonzeption im Landkreis. Das sind alles Themen, die auch für uns im württembergischen Allgäu besonders wichtig sind.“Die Kreispolitik sei stets bemüht, alle Gemeinden, Städte und Regionen gleichwertig zu behandeln und zu vertreten. Die Befürchtung sei nun, dass die WGKennzeichen-Debatte diese Bemühungen torpedieren könnte.
Das Thema dürfe nicht überstürzt abgehandelt werden und alle Konsequenzen und Reaktionen eines „Ja“zum WG-Kennzeichen müssten bedacht werden. Bei der Landkreisreform vor 45 Jahren bekam der heutige Landkreis Ravensburg die Gemeinden aus eben dem ehemaligen Kreis Wangen, aber auch teilweise aus dem Landkreis Biberach und Sigmaringen zugewiesen. Die Frage sei dann auch, ob eine Rückkehr zum alten Kennzeichen gegebenenfalls mehr Städte als Wangen betreffen würde. Bisher seien etwa ÜB für Überlingen im Bodenseekreis und das alte Bad Saulgauer Kennzeichen im Landkreis Sigmaringen auch nicht erlaubt
Kreisrat Clemens Moll: „Ich sehe keinen Sachgrund, der gegen die Wiedereinführung des WG-Kennzeichens spricht. Die Kosten und der Verwaltungsaufwand spielen nach meinen Informationen maximal eine untergeordnete Rolle. Wenn es Menschen gibt, die dieses Altkennzei- chen wiederhaben wollen, sollten wir es ermöglichen.“Viele andere Landkreise hätten die Altkennzeichen bereits wieder reaktiviert und damit durchaus gute Erfahrungen gemacht. „Meine grundsätzliche Zustimmung zum Altkennzeichen ist aber zugleich auch eine Absage an alle, die die bestehenden und bestens funktionierenden Verwaltungsstrukturen in Frage stellen. Das württembergische Allgäu ist Teil des Landkreises Ravensburg, und wir alle sollten auf diesen großen, vielfältigen und leistungsfähigen Landkreis sehr stolz sein“, so Moll weiter.