Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eine bezaubernde Opernnacht
Sinfonieorchester Friedrichshafen begeistert im Schlosshof mit Ouvertüren und Arien
TETTNANG - Donner und Blitz hat es bei der traditionellen Serenade im Schlossinnenhof mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen nur in der gleichnamigen Strauss-Polka gegeben. Nach dem Abbruch der „Romantischen Opernnacht“durch starken Platzregen im vergangenen Jahr erlebten die Zuhörer einen bezaubernden Konzertabend im barocken Ambiente in voller Länge und bei sommerlichen Abendtemperaturen.
Den ins Wasser gefallenen zweiten Teil hatte Musikdirektor Joachim Trost geschickt mit neuen Ouvertüren und Arien ergänzt. Glücklicherweise konnten die Gesangssolistinnen Maria Hegele und Anna-Magdalena Perwein erneut verpflichtet werden.
Mit drei vollen Akkorden begann die Ouvertüre zum Opernkrimi „Die Macht des Schicksals“von Giuseppe Verdi. In klangvollen Streicherkantilenen, markanten Blechbläsereinwürfen und zarter Holzbläsermelodik mit Harfenklängen gelang es Trost, die „Schicksalsschläge“kontrastreich herauszustellen. Etwas mehr Aufmerksamkeit für das klare Schlagbild des Dirigenten hätte einige Ungereimtheiten im Zusammenspiel verhindern können. Von der komischen Oper „Donna Diana“von Emil Nikoloaus Rznicek über ein spanisches Lustspiel erfreut sich nur noch die Ouvertüre in den Konzertsälen großer Beliebtheit. Im schönen Wechsel der Orchestergruppen, etwas Wiener Charme mit spanischem Einschlag, sicherem Oboensolo, blühte die abwechslungsreiche Instrumentierung der quirligen Musik auf.
So turbulent wie in der Operette selbst geht es schon in der Ouvertüre zur „Fledermaus“von Johann Strauß zu. Mit großer Übersicht gab Trost den Themen von Eisenstein, der Fledermaus, Adele oder Rosalinde einen unterschiedlichen Charakter. Schwungsvoll, mit vielen Haltepunkten, leichten Verzögerungen glänzten die eingeflochtenen Walzer.
Anna-Magdalena Perwein überzeugte in ihren Arien „Quel guardo il cavaliere“(Donizetti) und „O mio babbino caro“(Puccini) mit müheloser Höhe, ausgefeilten Koloraturen und mit gutem Kontakt zum Publikum mit einnehmender Gestik und Mimik. Sehr eindrucksvoll die wunderbare Melodik als Rusalka aus der gleichnamigen Oper von Antonin Dvorak. Im „Lied an den Mond“verzauberte die Sopranistin das Publikum mit naivem Zutrauen, sich steigernder innerer Sehnsucht nach ihrem Prinzen. Trefflich unterstützt von der träumerisch-ätherischen Grundstimmung durch die Musikerinnen und Musiker aus Friedrichshafen.
Die gebürtige Tettnangerin Maria Hegele erfreute das heimische Publikum zunächst mit „Una voce poco fa“(Rossini). Schöne Tonentwicklungen, gepaart mit pathetischen Gefühlen, die in prachtvolle Koloraturen mit reichhaltigen Verzierungen mündeten, zeigte die junge Sopranistin in der Cavatine der Rosina. Mit schönen Farbwechseln in ihrer Stimme, dunkler Tiefe, sehr von innerer Überzeugung getragen, schlüpfte sie in der Habanera in die Rolle der „Carmen“von Geoge Bizet. Schauspielerisches Talent erlebte man im Frack und Zylinder in der Hosenrolle des Grafen Orlowsky aus der „Fledermaus“.
Mit der wohl berühmtesten Ouvertüre „Dichter und Bauer“von Franz von Suppé setzte das Sinfonieorchester Friedrichshafen einen mitreißenden, orchestralen Schlusspunkt.
Nach der ersten „ChampagnerZugabe“mit den beiden Solistinnen führte der „Abendsegen“aus Händel und Gretel zum stimmungsvollen Ausklang.