Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Warten auf den Stargast aus den USA
Rick Margitza spielt beim Jazzport Summer Special mit dem New Jazzport Orchestra
FRIEDRICHSHAFEN - Es ist die letzte Big-Band-Probe bevor Rick Margitza kommt. Und es wird mit ihm nur einen einzigen Probentag geben. Danach findet auch schon das Jazzport Summer Special-Konzert im GZH statt. „Rick wollte eigentlich schon einen Tag früher hier sein“, sagt Florian Loebermann. „Aber er hat am Freitag noch ein Konzert in Paris reinbekommen. Er spielt eben sehr viel.“
Rick Margitza ist der Stargast des Konzerts. Auf ihn ist fast das komplette Programm ausgerichtet. Das hat es in sich. Das New Jazzport Orchestra spielt nämlich Arrangements von Margitzas Stücken, die dem Rest der Welt nicht vor Frühjahr 2019 zu Ohren kommen. Erst dann erscheint nämlich Margitzas CD, auf der sie enthalten sind.
Margitza ist ein Meister des Sopransaxofons und er ist ein Stimmungszauberer. Seine Ballade „Widow’s Walk“etwa, ist ein melancholisches Bravourstück. Wie es in der orchestralen Fassung klingen wird, gespielt vom New Jazzport Orchestra, kann man nur erahnen. Schon die konventionelle Fassung für Jazzband bewegt aber das Gemüt. Wenn er Arrangements schreibt, beweist Rick Margitza seinen weiten Horizont. „Das ist nicht nach dem 08/15-Prinzip notiert. Rick denkt in Klangfarben“, sagt Florian Loebermann. Margitza gehört eben nicht nur allein dem Jazz. Er hat auch zwei klassische Sinfonien geschrieben sowie ein Konzert für Saxofon und klassisches Orchester. Er lotet die Möglichkeiten aus, die ein Klangapparat zu bieten hat. Für das NJPO kann das zur Herausfordung werden. „Im Bereich der Holzbläser gibt es viele Passagen für Klarinette und Flöte“, sagt Florian Loebermann. „Wir spielen das mit den Sopransaxofonen, so weit das eben geht.“
Opa spielte mit Charlie Parker
Rick Margitza wurde 1961 in Detroit geboren und stammt aus einer Musikerfamilie. Seine Vorfahren waren Roma aus der Slowakei – Wurzeln, auf die er sehr stolz sei und die er mit seiner Band Gypsy Tenors pflege, sagt Florian Loebermann. Margitzas Vater spielte Geige in einem großen Orchester und auch seine beiden Großväter waren Streichmusiker: Gypsy-Geiger der eine, klassischer Cellist der andere. Rick hat Klavier und Geige gelernt und er hätte wohl die klassische Laufbahn eingeschlagen, wäre da nicht sein Großvater mit dem Cello gewesen. Denn der hatte 1950 mit dem großen Jazzsaxofonisten Charlie Parker gespielt und mit ihm das Album „Charlie Parker with Strings“eingespielt. Diese Aufnahmen von Jazzstandards, bei denen Parker von klassischen Musikern begleitet wurde, machte auf Rick gewaltigen Eindruck: Seither bestimmt das Saxofon sein Leben.
Zu großen Teilen gilt das auch für den Saxofonisten Florian Loebermann. Er ist seit Jahren Fan von Margitza und hat das gemeinsame Konzert des NJPO mit Margitza eingefädelt. Von Margitzas Stil ist er begeistert: „Bei Balladen hat sein Sound etwas Maskulines, aber auch Melancholisches. Da ist immer eine lyrische, weiche Note drin“, sagt er. Abseits der Balladen kommt Margitzas Spiel immer wieder der Ekstase nahe. Allerdings setzt er die hohen Noten nicht als Showeffekt ein, sondern integriert sie in sein melodisches Spiel.
Dieser Stil nahm schon Miles Davis für Margitza ein. 1989 engagierte er ihn für seine Europa-Tournee. Auch an Miles Davis’ Album „Amandla“hat Margitza mitgewirkt. Im Lauf der Jahre spielte er mit vielen großen Jazzern, darunter Eddie Gomez, Tony Williams, Bobby Hutcherson, McCoy Tyner und Chick Corea. Schon Margitzas erstes Album wurde vom renommierten Label Blue Note veröffentlicht.
Manschetten hat das NJPO vor dieser Künstlerbiographie nicht. Die Häfler Big Band hat ja schon zahlreiche große Solisten aufs Podium geholt. Gespannt sind die Musiker aber schon, wie die erste und einzige Probe mit Margitza vor dem Konzert laufen wird. „Wir proben am Samstag so lange, bis die Sache steht“, sagt Loebermann.
Das Jazzport Summer Special findet am Sonntag, 22. Juli, um 19 Uhr im Ludwig-Dürr-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses statt. Der Eintritt kostet 19 Euro, ermäßigt 13 Euro. Konzertbesucher, die am Abend des Summer Specials Mitglied beim Verein Jazzport werden, erhalten freien Eintritt.