Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kreis investiert in schnelles Internet
Masterplan für das Backbone-Netz liegt vor – Breitbandausbau soll über Zweckverband laufen
BODENSEEKREIS - Von schnellem Internet können viele Bewohner im Bodenseekreis derzeit nur träumen. Vor allem im ländlichen Raum ist die Versorgung oft dürftig. Um das zu ändern, stellte der Kreistag in seiner Sitzung am Mittwoch weitere Weichen, um den Breitbandausbau zu fördern, das sogenannte BackboneNetz bis zu den Ortschaften zu bauen und die Glasfaseranschlüsse in den Gemeinden zu planen. Der Breitbandausbau soll mit 2,3 Millionen Euro direkt vom Kreis gefördert werden und über einen Zweckverband abgewickelt werden, das hat der Kreistag einstimmig beschlossen.
„Wir wollen unseren hochindustrialisierten Landkreis fit machen für die Zukunft“, sagte Lothar Wölfle. Es gehe darum, die Infrastruktur zu schaffen, die der freie Markt nicht schafft. Die öffentliche Hand müsse hier in Vorleistung gehen „und das kostet Geld“, meinte der Landrat. Bereits im Mai 2017 hatte der Kreistag beschlossen, die Firma MRK Media AG mit der Planung des kreisweiten „Backbone-Netzes“und den Ausbau des innerörtlichen, schnellen Internets zu beauftragen. Laut Kreisverwaltung hat MRK mittlerweile die Masterplanung für das BackboneNetz abgeschlossen. Demnach gibt es pro Gemeinde zwei Übergangspunkte als Grundlage für die Erschließung der Häuser mit Glasfasernetz.
Für das Backbone-Netz rechnet der Masterplan mit einer Länge von 260 Kilometer. Davon könnten mindestens 70 Kilometer durch Mitnutzung oder Mitverlegung abgedeckt werden. Die Planung sieht laut Kreisverwaltung insgesamt 70 Übergabepunkte an die Gemeinden vor. Die Kosten für das Backbone-Netz belaufen sich laut der Planung auf 22,63 Millionen Euro. Sie seien konservativ ermittelt worden, nach derzeitigem Stand rechnet man eher mit geringeren Kosten. Der jetzt vorliegende Masterplan dient laut Kreis nur der Vorbereitung der Feinplanung. Diese genaue Planung werde erst durchgeführt, wenn die Baumaßnahme unmittelbar umgesetzt werden soll.
Zweckverband soll gegründet werden
Der landkreisweite Ausbau des Breitbandnetzes soll über einen Zweckverband erfolgen. Die Verwaltung wurde vom Kreistag beauftragt, die Gründung eines Zweckverbandes vorzubereiten. Er soll sich von den Bauausschreibungen bis zum Abrechnen der Zuschüsse um die komplette Abwicklung kümmern. Dem Zweckverband gehören dann die gebauten Netzstrukturen, das Nutzungsrecht wird den Gemeinden eingeräumt. Der Zweckverband soll schließlich auch geeignete Netzbetreiber suchen. In Abstimmung mit den Gemeinden und dem Regierungspräsidium wird an einer entsprechenden Satzung gearbeitet, sie soll in der zweiten Jahreshälfte im Kreistag und in den Gemeinderäten beschlossen werden. Ziel ist es, den Zweckverband zum 1. Januar 2019 zu gründen. Der Bodenseekreis rechnet damit, dass die Kosten für den Bau des Backbone-Netzes voraussichtlich nicht komplett aus den Erträgen des Zweckverbandes, aus Nutzungsentgelten, Fördergeldern und Zuschüssen gedeckt werden können. Der Kreistag hat deshalb beschlossen, dass der Landkreis 2,3 Millionen der Baukosten übernimmt.
Backbone-Netzbau beginnt nächstes Jahr
„Wir wollen nächstes Jahr anfangen mit dem Bau des Backbone-Netzes“, sagte Dezernentin Irmtraud Schuster im Gespräch mit der SZ, erste Mittel seien in den Haushalt eingestellt. Sie hofft, dass der Bau des Backbones innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen sein wird. Erste Haushalte könnten aber schon im nächsten Jahr neu ans schnelle Internet angeschlossen werden. Man werde bevorzugt da bauen, wo eine Gemeinde ohnehin schon investiere. Das Backbone-Netz werde an verschiedenen Stellen gleichzeitig gebaut. Bis wirklich alle Nutzer im Kreis ans schnelle Internet angeschlossen sind, also auch alle abgelegenen Höfe, könne es sicher 20 Jahre dauern. Laut Schuster haben von den 23 Städten und Gemeinden im Kreis 16 eine positive Rückmeldung gegeben, was dem Beitritt des Zweckverbandes angeht. Schuster glaubt, dass auf jeden Fall elf sofort beitreten werden. Aber: „Auch ein späterer Beitritt ist willkommen und möglich“, sagt die Dezernentin.