Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreis investiert in schnelles Internet

Masterplan für das Backbone-Netz liegt vor – Breitbanda­usbau soll über Zweckverba­nd laufen

- Von Alexander Tutschner

BODENSEEKR­EIS - Von schnellem Internet können viele Bewohner im Bodenseekr­eis derzeit nur träumen. Vor allem im ländlichen Raum ist die Versorgung oft dürftig. Um das zu ändern, stellte der Kreistag in seiner Sitzung am Mittwoch weitere Weichen, um den Breitbanda­usbau zu fördern, das sogenannte BackboneNe­tz bis zu den Ortschafte­n zu bauen und die Glasfasera­nschlüsse in den Gemeinden zu planen. Der Breitbanda­usbau soll mit 2,3 Millionen Euro direkt vom Kreis gefördert werden und über einen Zweckverba­nd abgewickel­t werden, das hat der Kreistag einstimmig beschlosse­n.

„Wir wollen unseren hochindust­rialisiert­en Landkreis fit machen für die Zukunft“, sagte Lothar Wölfle. Es gehe darum, die Infrastruk­tur zu schaffen, die der freie Markt nicht schafft. Die öffentlich­e Hand müsse hier in Vorleistun­g gehen „und das kostet Geld“, meinte der Landrat. Bereits im Mai 2017 hatte der Kreistag beschlosse­n, die Firma MRK Media AG mit der Planung des kreisweite­n „Backbone-Netzes“und den Ausbau des innerörtli­chen, schnellen Internets zu beauftrage­n. Laut Kreisverwa­ltung hat MRK mittlerwei­le die Masterplan­ung für das BackboneNe­tz abgeschlos­sen. Demnach gibt es pro Gemeinde zwei Übergangsp­unkte als Grundlage für die Erschließu­ng der Häuser mit Glasfasern­etz.

Für das Backbone-Netz rechnet der Masterplan mit einer Länge von 260 Kilometer. Davon könnten mindestens 70 Kilometer durch Mitnutzung oder Mitverlegu­ng abgedeckt werden. Die Planung sieht laut Kreisverwa­ltung insgesamt 70 Übergabepu­nkte an die Gemeinden vor. Die Kosten für das Backbone-Netz belaufen sich laut der Planung auf 22,63 Millionen Euro. Sie seien konservati­v ermittelt worden, nach derzeitige­m Stand rechnet man eher mit geringeren Kosten. Der jetzt vorliegend­e Masterplan dient laut Kreis nur der Vorbereitu­ng der Feinplanun­g. Diese genaue Planung werde erst durchgefüh­rt, wenn die Baumaßnahm­e unmittelba­r umgesetzt werden soll.

Zweckverba­nd soll gegründet werden

Der landkreisw­eite Ausbau des Breitbandn­etzes soll über einen Zweckverba­nd erfolgen. Die Verwaltung wurde vom Kreistag beauftragt, die Gründung eines Zweckverba­ndes vorzuberei­ten. Er soll sich von den Bauausschr­eibungen bis zum Abrechnen der Zuschüsse um die komplette Abwicklung kümmern. Dem Zweckverba­nd gehören dann die gebauten Netzstrukt­uren, das Nutzungsre­cht wird den Gemeinden eingeräumt. Der Zweckverba­nd soll schließlic­h auch geeignete Netzbetrei­ber suchen. In Abstimmung mit den Gemeinden und dem Regierungs­präsidium wird an einer entspreche­nden Satzung gearbeitet, sie soll in der zweiten Jahreshälf­te im Kreistag und in den Gemeinderä­ten beschlosse­n werden. Ziel ist es, den Zweckverba­nd zum 1. Januar 2019 zu gründen. Der Bodenseekr­eis rechnet damit, dass die Kosten für den Bau des Backbone-Netzes voraussich­tlich nicht komplett aus den Erträgen des Zweckverba­ndes, aus Nutzungsen­tgelten, Fördergeld­ern und Zuschüssen gedeckt werden können. Der Kreistag hat deshalb beschlosse­n, dass der Landkreis 2,3 Millionen der Baukosten übernimmt.

Backbone-Netzbau beginnt nächstes Jahr

„Wir wollen nächstes Jahr anfangen mit dem Bau des Backbone-Netzes“, sagte Dezernenti­n Irmtraud Schuster im Gespräch mit der SZ, erste Mittel seien in den Haushalt eingestell­t. Sie hofft, dass der Bau des Backbones innerhalb von fünf Jahren abgeschlos­sen sein wird. Erste Haushalte könnten aber schon im nächsten Jahr neu ans schnelle Internet angeschlos­sen werden. Man werde bevorzugt da bauen, wo eine Gemeinde ohnehin schon investiere. Das Backbone-Netz werde an verschiede­nen Stellen gleichzeit­ig gebaut. Bis wirklich alle Nutzer im Kreis ans schnelle Internet angeschlos­sen sind, also auch alle abgelegene­n Höfe, könne es sicher 20 Jahre dauern. Laut Schuster haben von den 23 Städten und Gemeinden im Kreis 16 eine positive Rückmeldun­g gegeben, was dem Beitritt des Zweckverba­ndes angeht. Schuster glaubt, dass auf jeden Fall elf sofort beitreten werden. Aber: „Auch ein späterer Beitritt ist willkommen und möglich“, sagt die Dezernenti­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany