Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Historischer Schritt: Abriss und neue Schule auf der Kuppelnau
Schulzentrum für mehr als 38 Millionen Euro – Ravensburg legt Gemeinschaftsschulen zusammen
RAVENSBURG - Es ist eine historische Entscheidung: Die Stadt Ravensburg wird voraussichtlich bis 2025 auf der Kuppelnau ein neues Schulzentrum bauen und dafür die heutige Kuppelnauschule einschließlich der Sporthalle abreißen. Mit mehr als 38 Millionen Euro wird der neue Komplex fast doppelt so viel kosten wie die Sanierung der Gymnasien, das bisher teuerste Projekt der Stadtgeschichte. Die beiden Ravensburger Gemeinschaftsschulen werden aufgelöst und zusammengelegt. Sie verschmelzen auf der Kuppelnau zu einer neuen Schule. Die Übergangslösung ist kompliziert.
In der Nordstadt sollen am Ende die beiden Gemeinschaftsschulen Barbara Böhm und Kuppelnau sowie die Grundschule Kuppelnau gemeinsam das „Bildungszentrum Ravensburg“bilden. Ravensburg will mit diesem Schritt die Schulentwicklung für die nächsten Jahrzehnte grundlegend regeln. Neun Monate lang hat ein Arbeitskreis an dem Thema gearbeitet, das Ergebnis wurde jetzt dem Gemeinderat in nicht-öffentlicher Klausurtagung vorgestellt.
Bürgermeister Simon Blümcke sieht in dem Großprojekt die „zentrale Maßnahme zur Sicherung des Bildungsstandortes Ravensburg“, sagte er der Schwäbischen Zeitung: „Wir bringen hier bauliche und pädagogische Aspekte miteinander in Einklang.“Grundlage für das Konzept sind die Prognosen zur Entwicklung der (leicht steigenden) Schülerzahlen in den kommenden Jahren auf der einen Seite. Dazu kam laut Blümcke die Erkenntnis, dass die Stadt sich mit zwei Gemeinschaftsschulen „interne Konkurrenzen geschaffen“habe. Wie berichtet, stagnieren die Anmeldezahlen für die Schulform beziehungsweise sind leicht rückläufig. Die BarbaraBöhm-Schule am Standort Neuwiesen ist zweizügig, die Kuppelnauschule einzügig.
Dass über eine Fusion nachgedacht wird, wie die Schwäbische Zeitung mehrfach berichtet hatte, war von der Verwaltung noch im Frühjahr dementiert worden. „Hier wird sehr gute Arbeit geleistet, wir haben aber ein Imageproblem“, sagt Blümcke jetzt. Die Zusammenlegung soll den „Eltern die Wahlfreiheit erhalten, sich auch für diese Schulart in Ravensburg zu entscheiden“.
Bis es so weit ist, wird es aber eine komplexe Interimslösung geben. Im ersten Schritt werden die beiden Gemeinschaftsschulen Kuppelnau und Barbara Böhm schon nächstes Jahr unter dem Arbeitstitel „Gemeinschaftsschule Ravensburg“zusammengelegt. Auch der Verbund mit der Grundschule soll bereits 2019 beginnen. Das heißt: Ab dem Schuljahr 2019/20 können Gemeinschaftsschüler nur noch an der Kuppelnau angemeldet werden, beide Standorte laufen aber zunächst parallel weiter. Für ein Jahr werden die drei bisherigen Schulleiter, Monika Glosser (Barbara Böhm), Andreas Hettinger (Gemeinschaftsschule Kuppelnau) und Roswitha Malewski (Grundschule Kuppelnau), den Schulverbund gemeinsam kommissarisch leiten. Dann wird die Schulleitung neu besetzt.
Der Abriss und folgende Neubau auf der Kuppelnau soll spätestens im Schuljahr 2023/2024 begonnen werden. Alle Schüler müssten dann für voraussichtlich zwei Jahre umziehen. Die Gemeinschaftsschüler an den Standort Barbara-Böhm-Schule/ Neuwiesen, wo die Stadt in Holzständerbauweise eine Übergangslösung schaffen will. Die Grundschüler der Kuppelnau werden ebenfalls zwischenzeitlich eine neue Heimat bekommen. Wo, das ist bislang noch offen.
Zum Schuljahr 2025/2026 soll das neue Schulzentrum auf der Kuppelnau bereits bezogen werden. Die künftige Gemeinschaftsschule wird dann für vier Züge aufgestellt sein, die Grundschule ist zweizügig geplant. Ravensburgs Schulamtsleiter Karlheinz Beck: „Rechnerisch ist dieser Bedarf vorhanden.“Der Neubau von Schule und Halle wird sich in den Grenzen der bisherigen Kuppelnauschule bewegen.
Eng geknüpft ist dieser Zeitplan übrigens an den Bau einer neuen Großsporthalle in Rechenwies: Erst wenn die Halle dort steht, kann der Abriss auf der Kuppelnau begonnen werden, sonst wären Schul- und Vereinssport über Jahre praktisch nicht möglich. Am Standort Neuwiesen wird die Grundschule erhalten bleiben. Im Gespräch ist, hier zudem eine Kindertagesstätte anzusiedeln.
Die Finanzierung wird ein gewaltiger Kraftakt, doch die Verwaltung hält die Investition von 38,2 Millionen Euro in einem Bauprogramm über sieben Jahre hinweg für machbar. „Wir hätten wegen eines enormen Sanierungsstaus ohnehin erheblich investieren müssen“, sagt Blümcke. Auf 34,3 Millionen Euro wäre die Stadt demnach die Ertüchtigung der vorhandenen Gebäude gekommen. Besonders die Kuppelnauschule sei in einem schlechten Zustand.
Bei einem Neubau rechnet die Verwaltung zudem mit erheblichen Zuschüssen aus der Schulbauförderung. Blümcke: „Dann haben wir eine Lösung, die sogar etwas günstiger ist und dafür hundertprozentig passt.“
Dass es passt, dafür will die Stadt auch im Gespräch mit den Anwohnern auf der Kuppelnau und der Rutenfestkommission sorgen, die ebenfalls von dem Großprojekt unmittelbar betroffen sein werden. Der Gemeinderat wird endgültig im September entscheiden.