Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gänsehautfaktor bei Violine und Klavier
Das Duo „Hör Mal“brilliert bei der Goppertsweiler Kirchenmusik
GOPPERTSWEILER - Angekündigt war für das Konzert in der St. Martins-Kirche am Samstag „Musik zum sich Freuen“. Das Versprechen übererfüllte das Duo „Hör-Mal“, Berthold Guggenberger aus Heidenheim als Solist an der Violine zusammen mit dem Pianisten und Musikpädagogen Joachim Hillebrand aus Goppertsweiler am E-Piano. Zur besonderen Kirchenmusik haben mehr als 70 Musikfreunde die kleine Kirche gefüllt.
Vor dem Spiel gab es immer abwechselnd vorgetragen Erläuterungen zu den Stücken. Als Erstes trugen die Musiker aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“den „Frühling“vor. Fein abgestimmt brachten die Profimusiker das bekannte Werk als Duett – und aufs Wesentliche reduziert. Dabei spielt die Akustik der Kirche, die Klänge der Meister-Violine Guggenbergers und das von Hillebrand sorgfältig verstärkte und modifizierte Roland E-Piano bestens mit.
Aus dem Zyklus „6 Sonaten für Violine und Klavier“von Johann Sebastian Bach spielte das Duo die Sonate in G-Moll, den zweiten Satz Allegro. Von kirchenmusikalisch bis heiter, dabei mit der Bach’schen Ernsthaftigkeit, trugen sie das zeitweise fast schon fugenartige Stück vor. Es folgte – ausdrücklich als Konzert für Klavier und Violine angekündigt – der Schlusssatz von Ludwig van Beethovens Konzert Nummer fünf in Es-Dur. Hier zeigten die Musiker echte Zusammenspielqualität. Nach einem Goethe-Gedicht „Die Geheimnisse“passend zur „Überwindungskunst“des Komponisten, glänzte Hillebrand solo mit der „Mondscheinsonate“von Beethoven. Ruhig, fast schon bedächtig, aber konzentriert, spielte Hillebrand mit beachtlicher Virtuosität sehr gefühlvoll.
Es folgten zwei Sätze aus Friedrich Smetanas „Aus der Heimat“. Das Duo brachte das Publikum nochmals zum Aufhorchen, trafen sie doch die romatisch-ruhigen bis slawisch-feurigen Aspekte ton- und stilsicher ebenso wie gänsehautverdächtig. Das angekündigte ChopinStück hatten sie zwar weggelassen, aber bei der Zugabe zeigten sie mit ungarischem Csárdás temperamentvolle Vielfalt und beeindruckende Tempi. Guggenberger ließ seine Violine schluchzen oder glänzte mit temperamentvollen High-Speed-Läufen, Hillebrand ersetzte ein ganzes Cimbal-Orchester, so ließ er die Finger über die Tasten fliegen. Mit diesem fulminanten Klang und viel Applaus endete das Goppertsweiler Kirchenkonzert.
Die Eintrittsspende soll der arg renovierungsbedürftigen Kirchenorgel von St. Martin zugutekommen. Damit die 1920 gebaute Orgel 2020 wieder ohne hängende Töne oder leises Ächzen ihren beeindruckenden Klang bringen kann, sollen noch weitere Benefizkonzerte stattfinden – auch Spenden seien sehr willkommen, erläuterte Organist Stefan Debeur.