Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Waldseer Gymnasium trauert um Wolfram Winger
Der frühere Lehrer des Tettnanger Montfort-Gymnasiums und Rektor in Bad Waldsee stirbt mit 56 Jahren
BAD WALDSEE (saz) - Mit großer Betroffenheit hat die Schulgemeinschaft des Waldseer Döchtbühlgymnasiums am Montag die Nachricht vom Tode Wolfram Wingers aufgenommen. Der frühere Rektor ist am Samstag im Alter von 56 Jahren an seinem Wohnort Rottenburg gestorben.
Von 1997 an war Winger zehn Jahre lang Lehrer am Montfort-Gymnasium in Tettnang, seit April 2006 als Studiendirektor. Im Oktober 2007 wurde er zum Schulleiter des Gymnasiums Bad Waldsee ernannt. Dieses Amt hatte er acht Jahre inne. Robert Häusle, der im Herbst 2015 die Nachfolge Wingers antrat, zeigte sich „tief erschüttert“vom plötzlichen Tod des früheren Kollegen. Er würdigt seinen Vorgänger als „überaus engagierten und sehr warmherzigen Menschen, der sich für jeden einsetzte und der immer versuchte, es allen recht zu machen, was ihn Kraft gekostet hat“. In seiner achtjährigen Amtszeit als Rektor habe der Theologe und Lateiner das schulische Leitbild „Transparenz, Wertschätzung und Kommunikation“in „vorbildlicher Weise“umgesetzt. „Im Unterricht, mit dem Kollegium und den Eltern hat er dieses auf beeindruckende Weise im Alltag gelebt“, betonte Häusle.
Bei seinem Amtsantritt 2007 hatte Winger versprochen, sich für eine „Kultur des Vertrauens“am Gymnasium einzusetzen. Ohne eine solche sei ein „moderner, kooperativer Führungsstil“an der Spitze einer Schule nicht möglich, sagte er damals. Dieses Versprechen hat er eingelöst und sich große Wertschätzung erworben. Und dass „seine Schule“als eine der wenigen den erhofften „G-9-Zuschlag“erhielt, machte ihn stolz. Der Abschied an den Neckar fiel ihm dann aber doch schwerer als gedacht. Schon damals schien er zu ahnen, dass ihm „seine Schüler“fehlen werden, was er bei einem Waldsee-Besuch vergangenen Sommer bestätigte. Im September 2015 übernahm der Verehrer der lateinischen Sprache und bekennende Christ die Stelle des Schuldirektors im Kirchendienst der Diözese Rottenburg-Stuttgart. In dieser Funktion war Winger für 260 Gymnasien – besser gesagt für die Inhalte des katholischen Religionsunterrichtes und die Fortbildung Religionslehrern – zuständig. Zudem wirkte er als Geschäftsführer der interkonfessionellen Konferenz der kirchlichen Schulabteilungen in Baden-Württemberg. Als promovierter Ethiker wolle er „wieder mehr konzeptionelle Arbeit im Bereich Theologie leisten“, begründete er seinen beruflichen Wechsel. Auch diese Aufgabe versah er mit Elan und großem persönlichen Einsatz. Kollegen und Vorgesetzte zollten ihm dafür Respekt und trauern nun um ihn. In einem Nachruf des Bischöflichen Ordinariats der Diözese würdigte Generalvikar Clemens Stroppel am Dienstag Wingers „unermüdlichen Einsatz und außergewöhnliche Kompetenz für die Bildung junger Menschen und die konzeptionelle Weiterentwicklung des Religionsunterrichtes“.
Für die Stadt Bad Waldsee hebt Bürgermeister Roland Weinschenk das Engagement des einstigen Rektors für den Schulstandort hervor. Vor seinem Wechsel in die Bischofsstadt saß Winger auch ein Jahr lang für die CDU im Gemeinderat. Das Requiem für Wolfram Winger beginnt am Freitag um 14 Uhr im Rottenburger Dom.