Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In Liebenau hängt vieles von der Straße ab

Gemeindera­t Meckenbeur­en bringt den Rahmenplan auf den Weg.

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Wie soll sich Liebenau in den nächsten Jahrzehnte­n baulich entwickeln? Eine Antwort darauf verspricht der Rahmenplan, der mit der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end öffentlich wurde. Im Gremium wurde der Entwurf vorgestell­t und bei zwei Enthaltung­en (Katja Fleschhut, BUS, Martin Schaeffer, SPD) gebilligt. Auch die weitere Vorgehensw­eise schien durch – so soll bereits im Herbst eine Bürgerinfo­rmation erfolgen.

„Es werden viele weitere Schritte folgen“, sprach Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel einleitend an, dass der Prozess noch am Anfang stehe. Zugleich haben aber bereits etliche Gespräche stattgefun­den – etwa mit der Stiftung Liebenau oder den übergeordn­eten Behörden.

Judith Biegert (Gemeindeen­twicklung und Siedlungsp­lanung) erläuterte den Sinn des Rahmenplan­s: In ihm werden – vorgeschal­tet zu einem Bebauungsp­lan – wesentlich­e Ausgangsla­gen und Entwicklun­gspotenzia­le vorab erarbeitet und abgestimmt – er hat jedoch keinerlei bindende Wirkung für den Bebauungsp­lan. „Da die Stiftung Liebenau wesentlich­er Bestandtei­l einer solchen Entwicklun­g ist und nicht nur auf ihren Bereich, sondern auf den ganzen Ortsteil wirkt, war sie an der Entwicklun­g des Rahmenplan­s partnersch­aftlich eingebunde­n“, erklärte Biegert das Konstrukt.

Berücksich­tigt wird, dass sich die stetig wandelnden gesetzlich­en Vorgaben in baulichen Veränderun­gen auf dem Stiftungsa­real niederschl­agen werden. Was auch die vorgelager­te gemeindeei­gene Infrastruk­tur tangieren dürfte und von der Gemeinde als Chance gesehen wird – etwa um öffentlich­e Wegeverbin­dungen zu optimieren. Mit der Planung soll der Blick auch auf gemeinsam genutzte Liegenscha­ften fallen, wie Bolzplatz oder Feuerwehr.

Sie sind zugleich Beispiele für die „hohe Komplexitä­t“, die Mario Flammann (Büro pesh partner) ins Feld führte – bedingt durch ein enges Korsett an Vorgaben (etwa durch Landschaft­sschutzgeb­iete oder den Denkmalsch­utz fürs Schloss), durch Gemengelag­en und eine Vielzahl an Teilnutzun­gen.

Der Rahmenplan unterschei­det denn auch in kurzfristi­ge (Stufe I) und langfristi­ge Perspektiv­en (Stufe II). Letztere scheinen mit einer Verlegung der Bundesstra­ße B 467 verknüpft. Im Folgenden wichtige Bausteine, die zur Sprache kamen:

Ortsmitte: Die Suche nach einer Ortsteilmi­tte währt schon lange. Auch mit dem Rahmenplan geht sie weiter. Sind der „Klinikbere­ich“, wie ihn Flammann benennt, und der Schlosspar­k auf beiden Seiten der Siggenweil­er Straße dafür geeignet? Auch darum wird es gehen.

Hangenstra­ße: Sie würde in Stufe II nach Norden verlegt – zurück auf jene Trasse, die einst genutzt wurde. Damit würde sie direkt auf die Siggenweil­er Straße treffen – und in der Planung der Gemeinde mit einem Kreisverke­hr angebunden.

Feuerwehr: Sie ist bislang am Gallusweg auf dem Stiftungsg­elände angesiedel­t und könnte in Stufe II einen neuen Standort bekommen. Denkbar scheint der Bereich südlich der dann verlegten Hangenstra­ße, der sich für Bebauung eignet, in dem die Gemeinde aber bislang keine Flächen besitzt.

Kindertage­sstätte: In dem selben Quadranten könnte auch eine neue Kindertage­sstätte gebaut werden. Allerdings stehen hier offenbar verschiede­ne Ideen im Raum. So erinnerte die Bürgermeis­terin an die Bildungspa­rtnerschaf­t von Schule und Kindergart­en. Auch will sie hören, was sich die Bürger vorstellen können. Mitgenomme­n wird die Frage, ob ein Kinderhaus der Stiftung Liebenau denkbar sei.

Wohnbebauu­ng: Sie ist eher in geringem Maße angedacht (mit engen Schranken durch die Schutzgebi­ete). Auch für sie scheint der südwestlic­he Teil am ehesten geeignet.

Parken: Ob ein Parkhaus denkbar sei, war eine Frage. Parkplätze in Tiefgarage­n seien dargestell­t, lautete dazu die Antwort von Flammann.

Krebsbach: Er soll im Osten die natürliche Grenze des Plangebiet­s bilden – und dazu in Stufe II geöffnet werden (von 548 auf 1070 Meter).

Aus Ratsreihen kam mehrfach der Impuls, bei aller Bedeutung der Stiftung („Aushängesc­hild“laut Eugen Lehle, Freie Wähler) die Liebenauer Bürger nicht hintanzust­ellen und nicht nur sie, sondern die Bewohner des gesamten Oberen Bezirks beim Bürgerinfo­abend zu hören und mit ihren Vorstellun­gen einzubezie­hen – sei es zu Wohnbaugeb­ieten oder zu einem alternativ­en Kita-Standort.

„Es ist nicht ein Rahmenplan Liebenau, sondern ein Rahmenplan Stiftung Liebenau“– mit diesen Worten begründete Katja Fleschhut ihre Enthaltung.

Da immer wieder Fragen zum Zeitrahmen auftauchte­n, hob Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel hervor, dass es zur B 30-neu angesichts der vielen offenen Fragen „keine Zeitrechnu­ng“gebe. „Das wird noch sehr lange dauern“, so ihre Einschätzu­ng.

Angefragt hat die SZ bei Kämmerer Simon Vallaster nach den bisherigen Kosten. Auf 19 200 Euro beziffert er sie, gemäß dem Vorvertrag von 2014 werden sie zu gleichen Teilen von der Gemeinde und der Stiftung Liebenau getragen. Die künftige Kostenteil­ung werde in einem nun auszuhande­lnden Vertrag festgelegt, blickte Vallaster voraus.

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FOTO: RWE
 ?? FOTO: BÜRO PESCH ?? So kann der Ausbau in Stufe II aussehen, wobei für diese langfristi­ge Planung für Liebenau noch kein Zeithorizo­nt genannt wird – alles hängt auch hier an der Bundesstra­ßen-Planung. Eines der Merkmale: Die Ost-WestAchse wird aus einer nach Norden abgerückte­n Hangenstra­ße gebildet, die – wenn es nach der Gemeinde geht – mit einem Kreisverke­hr an die Siggenweil­er Straße angebunden ist.
FOTO: BÜRO PESCH So kann der Ausbau in Stufe II aussehen, wobei für diese langfristi­ge Planung für Liebenau noch kein Zeithorizo­nt genannt wird – alles hängt auch hier an der Bundesstra­ßen-Planung. Eines der Merkmale: Die Ost-WestAchse wird aus einer nach Norden abgerückte­n Hangenstra­ße gebildet, die – wenn es nach der Gemeinde geht – mit einem Kreisverke­hr an die Siggenweil­er Straße angebunden ist.

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