Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Wurzelkinder“freuen sich über ihren Bauwagen
Betreuungsangebot der Gemeinde wird durch Waldgruppe noch erweitert – Dem Kinderhaus Buch zugeordnet
MECKENBEUREN - Seit vergangener Woche steht der Bauwagen der Waldgruppe „Wurzelkinder“an seinem Platz, einem sonnigen Plätzchen am Rande des Brochenzeller Waldes. Dort bietet er Kindern und Erzieherinnen bei schlechtem Wetter Unterschlupf.
„Die neue Waldgruppe ‚Wurzelkinder‘ wurde vergangenen Oktober eingerichtet und hat im Kinderhaus überwintert“, erklärt Kinderhausleiterin Yvonne Fleig. „Im Juli ist die Waldgruppe dann nach draußen gegangen, zunächst ohne Wagen und seit dem Vorliegen der Baugenehmigung nun mit dem schönen neuen Bauwagen“, freut sich Fleig gemeinsam mit den Kindern und Erzieherinnen. Neben Emmi und Eliyas, die bereits die Waldgruppe „Wurzelkinder“besuchen, kommen ab September vier weitere Kinder dazu. „Die Waldgruppe hat prima gestartet und erfährt sicher einen guten Zulauf“, zeigt sich die Kinderhausleiterin überzeugt und macht dies auch an den zwei kompetenten Erzieherinnen, Jessica Grathwohl und Christina Müller, fest. „Sie arbeiten schon lange in einer Waldgruppe und haben einfach ganz viel Erfahrung“, weiß Fleig. Unterstützt werden Jessica Grathwohl und Christina Müller seit September von der FSJ-Kraft Jasmin Frick.
Käfer, Knochen oder tote Mäuse
Die Waldgruppe ist ein alternatives Angebot zu den klassischen Kindergartengruppen. „Nach der Bringzeit zwischen 7.30 Uhr und 8.45 Uhr machen wir so etwa ab 9 Uhr einen Morgenkreis bei unserem Waldsofa oder auf der Wiese und genießen die Morgensonne“, erklärt Jessica Grathwohl den Tagesablauf. „Danach waschen wir uns die Hände und verspern gemeinsam, bevor wir auf unseren ,Spaziergängen’ die Natur erkunden“, blicken die Erzieherinnen und Kinder auf tolle Entdeckungen zurück. Ob Käfer, Knochen, ein Rehgebiss, Tierkot oder tote Mäuse – alles ist spannend und interessant. „Anhand verschiedener Bücher und Naturführer können wir Krabbeltiere, Insekten und vieles mehr identifizieren, Tierkot bestimmen und erkennen, welche Tiere sich hier aufhalten. „Für die toten Mäuse haben wir einen Tierfriedhof angelegt“, erzählen sie und blicken auch auf die anderen Sachen, die sie gemeinsam mit den Kindern gebaut haben.
So wurden Wege angelegt, Stöcke und Kugeln angemalt für ein Klangspiel, zwei Hütten, eine Wippe, eine „Waldtoilette“und vieles mehr gebaut. „Es steckt sehr viel Arbeit dahinter“, bestätigt Kinderhausleiterin Yvonne Fleig, verbunden mit dem Dank an die Erzieherinnen für deren hohe Initiative und den Bauhofmitarbeitern für die große Unterstützung. „Wir haben auch zwei Engel gefunden“, freut sich Eliyas über die Himmelsboten, die Sabine Stoll, Leiterin der Betreuung an der Grundschule Brochenzell vor Kurzem im Wald verteilt hat.
„Unser Ziel ist es, dass die Kinder die Natur und die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen, Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber der Natur und den Lebewesen entwickeln und den Kreislauf des Lebens lernen“, erklärt Jessica Grathwohl. „Dabei lernen sie auch, sich selbst bewusster wahrzunehmen und ihre eigenen Bedürfnisse, Körperempfindungen und Gefühle zu spüren “, ergänzt Christina Müller. So täglich gegen 12 Uhr kehren Kinder und Erzieherinnen dann vom Waldspaziergang zurück, schauen die gefundenen „Schätze“an, machen Spiele und einen Abschlusskreis, bevor die Kinder wieder abgeholt werden.