Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ab jetzt zählt’s für Ulm

SSV-Fußballer starten gegen Waldhof Mannheim in die Regionalli­ga – Höhepunkt DFB-Pokal

- Von Thorsten Kern

ULM - Viele in und um Ulm träumen seit Jahren von einer Rückkehr in den Profifußba­ll. Immerhin: In der vergangene­n Saison belegte der SSV Ulm 1846 als Aufsteiger in der Regionalli­ga den neunten Platz. Einen Angriff auf die vorderen Tabellenpl­ätze hält Ulms neuer Trainer Holger Bachthaler in der am Freitag beginnende­n Saison für nicht möglich. Die Vorbereitu­ng seiner Mannschaft war jedoch stark.

Wenn Holger Bachthaler über die Favoriten für den Aufstieg in die 3. Liga spricht, dann nennt er den 1. FC Saarbrücke­n oder den SV Elversberg an erster Stelle. „Da wird sehr viel Geld investiert“, meint Bachthaler. „Sechs bis sieben Mannschaft­en stellen Drittliga-Ansprüche.“Etwa der SV Waldhof Mannheim, in der vergangene­n Saison erst in der Aufstiegsr­elegation am KFC Uerdingen gescheiter­t. „Wir treten an, um Meister zu werden“, sagte Trainer Bernhard Trares im Interview mit dem „Mannheimer Morgen“.

Stück für Stück nach oben

Zum Kreis der ganz Großen zählen sich die Ulmer also nicht. „Die 3. Liga ist für uns absolut vermessen“, sagt Bachthaler klipp und klar. „Wir wollen unsere Art von Fußball durchbring­en, dann werden wir sehen, zu was es reicht.“Welche Art Fußball Bachthaler von seiner Mannschaft sehen möchte, wurde in den Testspiele­n deutlich. Die Ulmer setzten die Gegner ganz früh unter Druck – sehr laufintens­iv, aber auch sehr erfolgreic­h und attraktiv, wenn es klappt. Und es klappte in der Vorbereitu­ng oftmals sehr gut. Gegen den englischen Zweitligis­ten Birmingham City überrascht­e der SSV mit einem 1:1, dem Oberligist­en FV Ravensburg ließen die Ulmer beim 7:0 keine Chance. „Wir sind gut vorbereite­t für den Start in die Regionalli­ga“, sagt Bachthaler. „Aber die fünf Wochen Vorbereitu­ng sind nun Makulatur. Was zählt, ist der Samstag.“

Dann geht es um 14 Uhr zum Vizemeiste­r des Vorjahres, dem SV Waldhof Mannheim. Das wird der erste Härtetest für den SSV um seinen neuen Trainer Holger Bachthaler. Der 43-Jährige trainierte bis September 2016 den bayerische­n Regionalli­gisten FV Illertisse­n, im Sommer 2017 wechselte Bachthaler an die Jugendakad­emie von Red Bull Salzburg. Die Verpflicht­ung von Bachthaler zeigt, dass sich der SSV weiter profession­alisieren möchte – für drei Jahre hat der Trainer unterschri­eben.

In dieser Zeit will er den früheren Bundesligi­sten Stück für Stück nach oben führen. Aber eben nicht mit aller Macht, so wie es in Ulm in früheren Zeiten schon mal der Fall – mit katastroph­alen Folgen. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga folgte der Abstieg aus der Zweiten Liga und dann der Sturz bis in die Verbandsli­ga, aufgrund mehrfacher Insolvenze­n.

Finanziell profitiere­n wird der SSV in dieser Saison vom DFB-Pokal. Gegner am Samstag, 18. August, um 15.30 Uhr ist der Titelverte­idiger Eintracht Frankfurt. „Das ist natürlich schon etwas Besonderes“, sagt Bachthaler über die Partie vor 18 500 Zuschauern im dann ausverkauf­ten Donaustadi­on. „Aber zunächst steht die Liga im Fokus. Auch vor 10 000 Zuschauern in Mannheim zu spielen ist doch was.“

Erinnerung­en an 2001/02

Dennoch: Der DFB-Pokal überstrahl­t vieles. Er erinnert die Ulmer an die guten alten Zeiten. Als sie zum bislang letzten Mal im DFB-Pokal spielten, schrieb man die Saison 2001/02. Ulm hatte gerade den Zwangsabst­ieg in die Verbandsli­ga verkraften müssen, schlug dann aber sensatione­ll den Bundesligi­sten 1. FC Nürnberg mit 2:1. In der zweiten Runde folgte eine 0:3-Niederlage gegen Union Berlin. „Wir brauchen einen guten Start, um uns auch unsere gute Laune zu bewahren“, sagt Bachthaler über die am Wochenende beginnende Saison. In der Breite sieht der Trainer seine Mannschaft gut aufgestell­t. „Mein Gefühl ist gut für die Runde.“

Vieles ist also inzwischen (wieder) positiv in Ulm. Was die Spatzen allerdings nicht so richtig in den Griff bekommen: ihre Problemfan­s. Nach den Ausschreit­ungen einiger zum Teil rechtsgeri­chteter Anhänger nach dem Verbandspo­kalsieg gegen den TSV Ilshofen schrieben die Ulmer sogar einen Brief an den Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n und baten um Unterstütz­ung. Eine Antwort aus Stuttgart steht noch aus.

 ?? FOTO: FLORIAN WOLF ?? Ulms neuer Trainer Holger Bachthaler, hier im Gespräch mit der Vereinsleg­ende, dem langjährig­en Torwart und jetzigen Torwarttra­iner Holger Betz, sieht seine Mannschaft gut gerüstet für die neue Saison in der Regionalli­ga Südwest.
FOTO: FLORIAN WOLF Ulms neuer Trainer Holger Bachthaler, hier im Gespräch mit der Vereinsleg­ende, dem langjährig­en Torwart und jetzigen Torwarttra­iner Holger Betz, sieht seine Mannschaft gut gerüstet für die neue Saison in der Regionalli­ga Südwest.

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