Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Musikauswahl beim Kulturufer ist handverlesen
Die Programmverantwortlichen sehen in benachbarten Open-Air-Konzerten keine große Konkurrenz
FRIEDRICHSHAFEN - Das Programm des 34. Kulturufers hat – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kaum bekante Namen zu bieten. Zeitgleich finden in Salem, Meersburg, Tettnang und Markdorf Open-Air-Konzerte statt, die große Höhepunkte versprechen. Wie das zusammen passt, erklären die Kulturufer-Verantwortlichen. Angst vor zu großer Konkurrenz haben sie nicht.
„Konkurrenz bieten die Konzerte im Umland nur im Genre Musik, alles andere auf dem Kulturufer ist sonst nicht zu haben“, hatte Franz Hoben, stellvertretender Kulturbüro-Chef, am Sonntag bei der Pressekonferenz zum Kulturufer-Auftakt gesagt. Die einzige Konkurrenz derzeit sei ohnehin nur der See, der mehr Erfrischung biete.
Das Kulturufer-Musikprogramm liegt mit Ausnahme der Musikmuschel, die vom Jugendzentrum Molke organisiert wird, in der Verantwortung von Jürgen Deeg. Und der kennt die Situation nach den Konzeten, wenn Besucher auf ihn zukommen – darunter bisweilen auch Pressevertreter – und die Auswahl dieser teils herausragenden Musiker loben. „Das Kulturufer war immer schon ein Festival der Ermöglichungskultur mit viel Entdeckungspotenzial“, sagt er. Ebenso wie Künstler wie Revolverheld, die heute 4000 Gäste beim Open-Air-Festival anziehen, bereits auf dem Kulturufer gespielt haben, als die Band noch niemand kannte, sind es heute Musiker wie Thomas Oliver, die – in Deutschland noch unbekannt – sich in einigen Jahren sicherlich einen Namen gemacht haben. Und dann werden sie zu teuer für das Kulturufer.
Gutes Beispiel dafür war auch die Schweizer Musikerin Sophie Hunger. Erst nachdem sie beim Kulturufer aufgetreten ist und ihre damals erste Plate vorgestellt hatte, ging es mit ihrer Karriere bergauf. Das bedeutet nicht, dass das Kulturufer immer auch ein Sprungbrett ist, es zeigt aber, dass die Programm-Macher eine gute Nase haben. „Thomas Oliver wird in Deutschland von einer kleinen Berliner Agentur vertreten, bei denen wir schon einmal gute Musiker buchen konnten“, erzählt Jürgen Deeg. Dass zeitgleich Amy Macdonald oder LaBrassBanda die Bühnen rocken, sieht Deeg nicht als großes Problem an. Die Leute, die heute zu der schottischen Sängerin gehen, kämen morgen zum Kulturufer.
Eine Absprache mit den benachbarten Veranstaltern führe ebenfalls zu nichts. Nicht, weil die nicht bereit wären, zu reden, sondern, weil die sich an den Tour-Plänen der großen Bands orientieren müssen. Wenn Revolverheld gerade dann in der Gegend unterwegs sei und der Termin passe, dann gibt es keine Alternative, nur weil zu diesem Zeitpunkt das Kulturufer stattfindet. Und manche Bands haben sogar Exclusivverträge, bei denen die Agenturen es verbieten, zusätzlich zu einem Auftritt bei einem großen Festival anschließend noch in der Region weiter zu spielen. Wer also beim Soouthside auftritt, hat kaum die Chance, zum Kulturufer zu kommen, weil die Agenturen das nicht zulassen.
Liegt es am fehlenden Geld?
Mit der Mär, es läge am fehlenden Geld, am Budget des Festivals, räumt die Stadtverwaltung auf. „Der Haushaltsansatz 2018 sieht ein Budget für Künstlerhonorare von 210 000 Euro vor, 2017 waren es 186 000 Euro, die Rechnung liegt aber noch nicht vor. 2016 lag das Rechnungsergebnis 202 000 Euro“, teilt die Stadtverwaltung mit. Das Geld muss allerdings für zehn Tage reichen.