Schwäbische Zeitung (Tettnang)
UN erklären Mittelmeer zur tödlichsten Route für Migranten
Seit Jahresbeginn mehr als 1500 Flüchtlinge ertrunken – Bundesregierung besorgt über Zahlen in Spanien
GENF/MADRID - „Es ist die tödlichste Seereise, die ein Flüchtling antreten kann. Und es ist an der Zeit, Alarm zu schlagen“: Mit diesen aufrüttelnden Worten hat das UNFlüchtlingshilfswerk auf eine wachsende Zahl von Toten im Mittelmeer aufmerksam gemacht. Demnach sind seit Jahresbeginn 1511 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer ertrunken, davon allein 850 im Juni und Juli.
Die Zahlen seien deshalb so alarmierend, weil es mehr Todesfälle gebe, aber zugleich immer weniger Gerettete Flüchtlinge im Hafen von Algeciras in Spanien. Menschen in Europa ankämen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Mehr als 62 300 Menschen haben laut offizieller Statistik in diesem Jahr das Mittelmeer überquert. Das sei etwa die Hälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 2017 waren nach UNHCR-Angaben 3139 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen, oder sie gelten als vermisst. Die UN-Organisation rief zu einer regionalen und gemeinschaftlichen Anstrengung auf, um Leben im Mittelmeer zu retten. In mehreren deutschen Städten wie Frankfurt und Köln demonstrierten Menschen am Samstag für eine humanere Flüchtlingspolitik und die Rettung von Migranten im Mittelmeer. In Anlehnung an die orangefarbenen Rettungswesten hatten die Organisatoren, die Initiative Seebrücke, den „Day Orange“ausgerufen.
Größte Gruppe aus Syrien
Nach Spanien kommen immer mehr Flüchtlinge und Migranten, nach Italien immer weniger: Wie das UNHCR weiter mitteilte, ist Spanien mit bislang 23 500 Ankömmlingen in diesem Jahr zum Hauptziel von Migranten geworden. Danach folgt Italien mit 18 500. Offenbar eine Folge der EU-Zusammenarbeit mit Libyen und des harten Kurses der italienischen Regierung. Mit einem Anteil von 13,5 Prozent stellten Flüchtlinge aus Syrien die größte Gruppe.
Die Bundesregierung stellt sich darauf ein, dass viele der nach Spanien kommenden Migranten nach Deutschland weiterziehen wollen. „Wir befürchten, dass sich viele Migranten auf den Weg nach Frankreich, den Beneluxländern und Deutschland machen könnten“, sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Helmut Teichmann, der „Bild am Sonntag“. „Sollten wir dies feststellen, werden wir die Schleierfahndung und Kontrollen an der deutsch-schweizerischen und der deutsch-französischen Grenze verstärken.“