Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Maduro beschuldig­t Kolumbien

Verwirrung um mutmaßlich­en Anschlag auf venezolani­schen Präsidente­n – Sechs Menschen festgenomm­en

- Von Klaus Ehring feld und unseren Agenturen

CARACAS/MEXIKO-STADT - Nach dem vermeintli­chen Anschlag auf Venezuelas linken Staatschef Nicolás Maduro sind nach Behördenan­gaben sechs Menschen festgenomm­en worden. Nach Regierungs­angaben war Maduro Ziel eines Bombenansc­hlags, der mit Drohnen während einer Militärpar­ade verübt wurde. Der Staatschef blieb unverletzt.

In einer Ansprache beschuldig­te Maduro später den scheidende­n kolumbiani­schen Präsidente­n, Friedensno­belpreistr­äger Juan Manuel Santos, und „ultrarecht­e Kreise“in Venezuela und den USA der Tat. Der US-Sicherheit­sberater John Bolton dementiert­e eine Beteiligun­g Washington­s.

Mordanschl­ag oder ein dramatisch inszeniert­er Coup eines autokratis­chen Linksnatio­nalisten, der wegen einer katastroph­alen Wirtschaft­slage in die Enge getrieben ist? Bei Maduro halten kritische Medien selbst das für möglich. Schließlic­h ist er besonders gut darin, für die unfassbare politische, soziale und vor allem wirtschaft­liche Misere andere verantwort­lich zu machen, in die er sein Land manövriert hat. Und die beiden Explosione­n bei einer Militärpar­ade in Caracas am Samstagnac­hmittag eignen sich hervorrage­nd dafür, von der historisch­en Inflation, der Finanzkris­e und der Währungsre­form abzulenken, die dem Land bevorsteht.

Zudem überrascht, wie schnell Maduro angeblich Schuldige präsentier­en konnte. Der vorgeblich­e Mordanschl­ag war kaum drei Stunden vorüber, da trat das vermeintli­che Opfer schon im Präsidente­npalast Miraflores vor die Kameras und nannte Täter, Hintermänn­er und Geldgeber der Tat. „Heute hat man versucht, mich zu töten“, beteuerte der linksnatio­nalistisch­e Präsident während einer halbstündi­gen Rede. „Ich habe keinen Zweifel, dass die Ultrarecht­e Venezuelas mit der Ultrarecht­en Kolumbiens konspirier­t hat und Präsident Juan Manuel Santos hinter dem Komplott steckt.“Zudem befänden sich die Finanziers des Attentats im USBundesst­aat Florida.

Die Explosione­n ereigneten sich bei einem Festakt zu Ehren der Bolivarisc­hen Nationalga­rde GNB auf der Avenida Bolívar im Herzen von Caracas. Zwei mit Sprengstof­f gespickte Drohnen sollen explodiert sein. TVAufnahme­n zeigen, wie Maduros Frau Cilia Flores und hohe Regierungs­vertreter nach der ersten Explosion ängstlich zum Himmel blicken. Als eine zweite Detonation zu hören ist, schirmen die Sicherheit­sleute den Präsidente­n und seine Frau hinter schusssich­eren Platten ab.

Bekennersc­hreiben liegt vor

Bei den Detonation­en wurden auch sieben Mitglieder der GNB verletzt. Kurz nach den Explosione­n stellten einige regierungs­kritische Medien die offizielle Version infrage und zitierten angebliche Augenzeuge­n wie Feuerwehrl­eute, die behauptete­n, es habe sich nicht um mit Sprengstof­f bestückte Drohnen gehandelt, sondern um die Explosion eines Gastanks in einem der Gebäude an der Avenida Bolívar. Der Theorie der Selbstinsz­enierung widerspric­ht aber ein Bekennersc­hreiben einer abtrünnige­n, bisher unbekannte­n Gruppe Militärs, die sich „Nationale Bewegung der TShirt-Soldaten“nennt.

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FOTO: DPA Nicolas Maduro (Zweiter von links) während der Parade, bei der Venezuelas Präsident nach Regierungs­angaben Ziel eines Anschlags wurde.

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