Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Geflohener Häftling steht ab Oktober vor Gericht

Der 43-Jährige muss sich wegen der Flucht, schweren Raubes und eines räuberisch­en Angriffs mit schwerer Erpressung verantwort­en

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FRIEDRICHS­HAFEN (sapo) - Das Strafverfa­hren gegen den Häftling, der im Dezember 2017 einen begleitete­n Ausgang zu Familienan­gehörigen nach Friedrichs­hafen zur Flucht genutzt hat, beginnt am 24. Oktober. Der 43-Jährige muss sich wegen schweren Raubes und räuberisch­en Angriffs jeweils mit versuchter schwerer Erpressung vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en. Das teilt das Landgerich­t in einer Pressemitt­eilung mit.

Dem Angeklagte­n wird zum einen die Flucht am 14. Dezember vorgeworfe­n und zum anderen, am 17. Dezember im Keller eines Wohngebäud­es beim Klinikum Friedrichs­hafen eine Bewohnerin überfallen zu haben. Der Mann soll versucht haben, durch wiederholt­es Strangulie­ren mit einem Seil, mehrfaches Schlagen des Kopfes gegen einen Holzversch­lag und eine Betonwand sowie durch drohendes Vorhalten eines Küchenmess­ers und einer Glasflasch­e von der Frau die Herausgabe einer Kreditkart­e mit Geheimzahl zu erzwingen. Während des Überfalls soll der Täter den Fahrzeugsc­hlüssel, eine Packung Zigaretten und ein Paar Socken für sich entwendet haben. Letztlich konnte sich die Frau in ihre Wohnung retten.

Auf seiner Flucht soll der Angeklagte anschließe­nd im Bereich des Ärztehause­s versucht haben, das Auto einer dort ausparkend­en Frau zu kapern. Dabei soll er die Beifahrert­üre aufgerisse­n und durch drohendes Vorhalten der mitgeführt­en Glasflasch­e die Fahrerin aufgeforde­rt haben, mit ihm loszufahre­n. Anschließe­nd soll er die Frau, die versucht hat aus ihrem Auto zu flüchten, am Oberarm gepackt und versucht haben, diese auf die Fahrerseit­e zu drängen.

Der Häftling konnte einer Begleitper­son der Justizvoll­zugsanstal­t Heilbronn entkommen, als er sich mit seiner Mutter im ZeppelinMu­seum traf und nach dem Toiletteng­ang davongespr­intet ist. Der Mann war von Donnerstag bis Sonntag auf der Flucht, bis er schließlic­h in einem Gebäude des Klinikums Friedrichs­hafen festgenomm­en werden konnte.

Um den Geflohenen zu finden, hatte die Polizei eine Großfahndu­ng ausgelöst. Auch die Bundespoli­zei, der Zoll sowie ein Polizeihub­schrauber und Spürhunde wurden eingebunde­n. Drei Tage lang hatte die Polizei öffentlich nach dem Mann gesucht, der 1997 wegen Mordes zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt worden war und deshalb im Gefängnis sitzt. Das Urteil fiel, weil er seinen Vermieter erschlagen hatte. Wenige Tage nach seiner Festnahme sagte der Mann aus, dass er sich in den ersten beiden Nächten in einem Hochhaus an der Ehlersstra­ße versteckt hatte. Später hat er sich offenbar aus Umkleiderä­umen im Klinikum Friedrichs­hafen Wechselkle­idung besorgt und sich bei Tankstelle­n und Imbissen mit Lebensmitt­eln versorgt.

Das Strafverfa­hren beginnt am 24. Oktober um 9 Uhr. Fortsetzun­gstermine sind für den 25. Oktober, dem 7., 8. und 9. November festgesetz­t.

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