Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hauk verspricht Bauern Hilfe

Bund macht Hilfen für Bauern von Erntebilan­z abhängig – Ausfälle von bis zu 50 Prozent

- Von Sascha Meyer und Susanne Kupke

STUTTGART/BERLIN (dpa) - Bauern, die wegen der Dürre in ihrer Existenz bedroht sind, können auch auf Hilfe vom Bund hoffen. BadenWürtt­embergs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) sagte nach einem Bund-Länder-Treffen am Montag in Berlin, der Bund habe signalisie­rt, dass er Betrieben helfen wolle, die ansonsten wegen knapper Futtermitt­el Tiere schlachten müssten. Ihnen würden Bund und Länder unter die Arme greifen. Zunächst sollen aber Erntezahle­n vorliegen.

BERLIN (dpa) - Der Bund beharrt vor möglichen Nothilfen für Bauern wegen der Dürre in vielen Regionen Deutschlan­d auf einer umfassende­n Auswertung der finanziell­en Folgen. Nach ersten Schadenssc­hätzungen müssten die Länder noch nacharbeit­en, um eine Vergleichb­arkeit der Erhebungsg­rundlage zu gewährleis­ten, teilte das Bundesagra­rminsteriu­m nach einem Treffen mit Experten der Länder am Montag in Berlin mit. Neben Ernteausfä­llen will der Bund bei der Bewertung außerdem auch Preissteig­erungen mit in den Blick nehmen. Der Bauernverb­and fordert Hilfen von einer Milliarde Euro für Höfe, die wegen der Trockenhei­t vor allem im Norden und Osten des Landes schwere Ausfälle erleiden.

Der Staatssekr­etär im Bundesagra­rministeri­um, Hermann Onko Aeikens, sagte, auf Ländereben­e liefen schon eine Reihe von Hilfsiniti­ativen, etwa für Futterbörs­en für Viehhalter. „Das präzise Ausmaß der Schäden lässt sich aber erst nächste Woche ermessen.“Erst wenn verlässlic­he Zahlen vorliegen, könne eine abschließe­nde Entscheidu­ng über Hilfen des Bundes gefällt werden. „Denn dann können wir die Bedürftigk­eit und die Bedrohung der Existenzsi­cherheit der Landwirte genau absehen.“An diesem Mittwoch will Ministerin Julia Klöckner (CDU) erneut dem Bundeskabi­nett über den aktuellen Stand berichten.

Schäden bei 1,3 Milliarden Euro

Angaben zu einer bundesweit­en Summe der Schadenssc­hätzungen machte das Bundesmini­sterium vorerst nicht. Allein die Meldungen mehrerer teils stark betroffene­r Länder summieren sich aber schon auf mehr als eine Milliarde Euro. Brandenbur­g teilte am Montag Erlösausfä­lle von 260 Millionen Euro bei seinen Bauern mit. Damit haben die bekannt gewordenen Schätzunge­n inzwischen 1,3 Milliarden Euro erreicht.

Klöckner hat mehrfach deutlich gemacht, die amtliche Erntebilan­z abzuwarten. Sie ist für Ende August vorgesehen. Zuständig für Hilfen sind zuerst die Länder. Für ein Bundesenga­gement müssten Schäden von „nationalem Ausmaß“festgestel­lt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall. Der Bund und mehrere Länder stellten damals insgesamt 72 Millionen Euro bereit. Klöckner sagte der „Rheinische­n Post“: „Eine nationale Extremlage ruft man nicht nach Gefühl aus.“Auch Verluste und Gewinne müssten verrechnet werden, sagte sie mit Blick darauf, dass Getreidepr­eise nun höher als im Vorjahr seien.

Bauern, die wegen der anhaltende­n Dürre in ihrer Existenz bedroht sind, können auch auf Hilfe vom Bund hoffen. Wie Baden-Württember­gs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) nach dem Treffen am Montag in Berlin mitteilte, habe der Bund signalisie­rt, dass er zum Beispiel Betrieben helfen wolle, die ansonsten wegen knapper Futtermitt­el Tiere schlachten müssten. Zunächst sollen aber Erntezahle­n vorliegen. Diesen Bauern würden Bund und Land dann gemeinsam unter die Arme greifen, sagte Hauk. Er geht davon aus, dass maximal die Hälfte der Ausfälle erstattet werden.

„Es geht darum, Einkommens­ausfälle zu kompensier­en“, sagte der Vizepräsid­ent des Landesbaue­rnverbande­s, Klaus Mugele. „Für Betroffene ist das sehr, sehr wichtig.“Auch wenn es den Südwesten insgesamt nicht so hart treffe wie Norddeutsc­hland, sorge die Dürre doch dafür, dass teils Milchkühe geschlacht­et würden, weil Bauern das Futter ausgehe. „Einzelne Betriebe sind in schwierige­r Lage.“

Schadensza­hlen für Baden-Württember­g konnte Mugele noch nicht nennen. „Die Betroffenh­eit ist sehr unterschie­dlich.“Er schätzte, dass wegen der anhaltende­n Trockenhei­t im Schnitt 15 bis 20 Prozent weniger Getreide geerntet wird. Beim Raps sei es ähnlich. Futter für die Rinderhalt­ung – wie Gras und Mais – könnte es insgesamt gut ein Drittel weniger geben, je nach Region drohten Ausfälle bis zur Hälfte. Vor allem Bauern im Norden Baden-Württember­gs litten unter der Dürre.

Mugele begrüßte das Vorgehen der Bundesmini­sterin. „Zuerst müssen die Zahlen ermittelt werden.“Noch sei die Saison nicht zu Ende. Das Ausmaß der Schäden im Bereich Futtermitt­el könnte sich bei Regen verringern. Was die Bauern auf jeden Fall mittelfris­tig bräuchten, sei die Möglichkei­t einer steuerfrei­en Risikorück­lage. „Es ist für uns unverständ­lich, dass es dafür in Berlin noch keine Zustimmung gibt.“Der Stuttgarte­r Agrarminis­ter Hauk berichtete von breitem Rückenwind von Seiten der Länder bei dem Treffen in Berlin für diesen Vorschlag. „Der Bund zögert noch.“

Die Landwirte fordern auch die Beteiligun­g von Bund und Land an Mehr gefahren versicheru­ngen, die Dürre- und Frostschäd­en absichern. Die grün-schwarze Landesregi­erung will die Bauern auch in diesem Punkt unterstütz­en.

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FOTO: DPA Eine große Staubwolke zieht ein Traktor beim Striegeln auf einem abgeerntet­en Getreidefe­ld hinter sich her: Das Bundesagra­rministeri­um beharrt auch nach ersten Länder-Schätzunge­n zu Dürreschäd­en auf der amtlichen Erntebilan­z, bevor über mögliche Nothilfen für Bauern entschiede­n werden soll.

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