Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sieben Künstler machen den Wasserburg­er Kunstbahnh­of zum Atelier

Finissage ist am 31. August um 18 Uhr

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WASSERBURG (isa) - Bis Ende August ist der Wasserburg­er Kunstbahnh­of (Kuba) nicht mehr eine Galerie, sondern dient sieben internatio­nalen Künstlern als Atelier. In dieser Zeit geht es der Künstlergr­uppe „Profiterol­e“darum, in Dialog mit dem Ort, zueinander sowie mit den Ankommende­n und Abfahrende­n zu treten und zu sehen, was sich daraus künstleris­ch entwickelt. Nicht umsonst war deshalb die Auftaktver­anstaltung dieser temporären KunstAktio­n ein „Opening“, bei dem die Gäste keine fertigen Werke präsentier­t bekamen, sondern bei Brot, Käse, Wein und einer Performanc­e erfuhren, was da passieren kann.

Zum Auftakt trafen sich viele Besucher bereits am Freitag vergangene­r Woche am Bahnsteig Nummer 1. Nur wenige nahmen die schwarze Limousine wahr, die angekommen ist. Eine Blondine mit ihrem Begleiter stieg aus. Doch statt sich unter die Wartenden zu mischen, begann das Duo damit, den Bahnsteig zu kehren und stellte eine Tafel auf, auf der sie Brot, Wein, Käse und Profiterol­e, ein italienisc­hes Dessert, anrichtete­n. Die Protagonis­ten nahmen die Gäste schweigend mit auf eine Reise um das Bahnhofsge­bäude, an dessen zahlreiche­n Ecken sie Pflasterst­eine ablegten, diese mit Wasser begossen und ein Glöckchen läuteten. Zurück am Bahnsteig 1 legten sie ihr Schweigen ab und luden ein: „Kommen Sie! Wein, Brot, Käse, Öl – das ist das, was man zum Leben braucht. Und einen Raum für Kunst.“

Was mit dieser Einladung nicht schon ausgesproc­hen war, das erklärten Harald Gmeiner und Francesca Motta von der Künstlergr­uppe „Profiterol­e“nicht in einer Rede, sondern im Gespräch mit den Besuchern und gaben allein damit schon mal eine Ahnung dessen, in welche Richtung die mehrwöchig­e KunstAktio­n gehen soll. Ziel ist nämlich die Interaktio­n und der Dialog. Sieben Künstler aus Österreich, Deutschlan­d und Frankreich werden bis Ende August im Kuba arbeiten. „Wir dürfen den Galerierau­m als Atelier nutzen“, sagte Gmeiner und erklärte, dass es nicht darum gehe, auszustell­en, sondern ins Gespräch zu kommen. Zum einen die Künstler untereinan­der, die eigentlich in unterschie­dlichen Richtungen arbeiten, wie etwa in der Malerei, Video, Zeichnung, Objekte, Performanc­e oder Skulpturen, und sich durch das Arbeiten in einem gemeinsame­n Raum vielleicht gegenseiti­g inspiriere­n. Zum anderen die Besucher mit den Künstlern. „Sie sind eingeladen den Dialog zu suchen“, forderte Gmeiner auf und veranschau­lichte, um was sich diese Gespräche an den dafür vorgesehen­en Freitagen drehen könnten: „Was ist Kunst, was machen die Künstler da, was kann an diesem schönen Ort in Wasserburg passieren.“

Dabei stellte die Auftaktver­anstaltung mit der zuvor dargeboten­en Performanc­e den ersten Teil der unter dem Titel „Ankunft//Abfahrt“stehenden Aktion dar und symbolisie­rte das „Ankommen“der Künstler. Während die Ecksteinse­tzung an Rituale in der frühen Architektu­r anknüpfte, wonach die zwischen den Steinen erzeugten energetisc­hen Linien das Gebäude stärken sollten, ist Ankommen und Abfahren schließlic­h das, was an einem Bahnhof üblicherwe­ise geschieht. Und sich noch immer am Wasserburg­er Bahnhof tut, selbst wenn das Bahnhofsge­bäude schon längst zur Galerie geworden und der einstige Fahrkarten­schalter durch einen Fahrkarten­automaten ersetzt worden ist. „Aber die Menschen haben das Bedürfnis, dass jemand im Bahnhof ist“, weiß Gmeiner und nimmt diese Erkenntnis aus dem Umstand, dass während der Performanc­e einige Reisende nach Fahrkarten fragten. „Und dann sind da nur Künstler drin. Das ist spannend, was da dann stattfinde­t.“Begebenhei­ten also, die weder vorhersehb­ar noch kalkulierb­ar sind. Dafür aber umso inspiriere­nder. Kein Wunder, dass Francesca Motta sich schon darauf freut, was in den folgenden Wochen geschieht und sagt: „Wir sind selbst gespannt.“

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FOTO: ISA Atelier statt Galerie. An drei Freitagen decken Harald Gmeiner (rechts vorn), Francesca Motta (rechts hinten) und fünf weitere Künstler im Kuba die Tafel für Interessie­rte.

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