Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr FSME-Erkrankung­en als 2017

Zecken-Hochsaison beginnt jetzt erst – Hitze begünstigt Entwicklun­g der Blutsauger

- Von Anne Jethon

FRIEDRICHS­HAFEN - Rund ein Drittel mehr FSME-Erkrankung­en hat es in diesem Jahr laut Gesundheit­samt des Bodenseekr­eises gegeben. Dabei steht die Hauptsaiso­n der Zecken noch bevor: Im Herbst befallen die Parasiten laut Gerhard Kersting vom Naturschut­zzentrum ihre Opfer besonders gern. Alle Fakten und Tipps auf einen Blick.

Insgesamt neun FSME-Erkrankung­en wurden in diesem Jahr bereits beim Gesundheit­samt des Bodenseekr­eises gemeldet. Das sind drei mehr als im Vorjahr. Der Bodenseekr­eis gehört zu den Gebieten in Baden-Württember­g, in denen FSME-Erkrankung­en besonders häufig vorkommen. Laut RobertKoch-Institut sind in solchen Risikogebi­eten trotzdem vergleichs­weise besonders niedrige Impfquoten zu verzeichne­n.

Ob es auch mehr Borreliose-Erkrankung­en im Kreis gab, kann das Gesundheit­samt nicht sagen: „Erkrankung­en oder Infektione­n durch Borrelien sind im Gegensatz zu FSME-Erkrankung­en in BadenWürtt­emberg nicht meldepflic­htig“, erklärt Elke Häberle, die beim Gesundheit­samt für Infektions­schutz und Umwelthygi­ene zuständig ist.

Symptome richtig erkennen

Wird man von einer Zecke gebissen, sollte man sie mit einer Zeckenzang­e am Kopf langsam herauszieh­en. „Sobald die Zecken merken, dass sie herausgezo­gen werden, lockern sie ihre Werkzeuge“, sagt Jochen Weymayer, Hausarzt in Friedrichs­hafen. Ein Biss an sich sei kein Grund zur Panik. Erst nach vier bis sechs Wochen sei beispielsw­eise eine Borreliose-Erkankung erkennbar. Ist die Bissstelle außen rot und innen hell, kann der Betroffene im ersten Stadium einer Borreliose-Erkrankung sein. „Der Stich ist dann meist so groß wie ein Handteller“, weiß Weymayer. Die Erkrankung sei im ersten Stadium mit Antibiotik­a behandelba­r.

Ist man an FSME erkrankt, bekomme man meist nach ein bis zwei Wochen Inkubation­szeit Fieber, Kopfschmer­zen oder Nervenausf­älle. Mit einem Bluttest könne man die Erkrankung erkennen. Um das zu verhindern, sollte man sich gegen FSME impfen lassen.

Vor allem im Wald und in Gebieten, in denen Säugetiere zu finden sind, gibt es vermehrt Zecken. „Auf Feldern kommt man mit Zecken eher weniger in Berührung“, sagt Gerhard Knötzsch, Mitglied beim NABU Friedrichs­hafen-Tettnang. Dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, ist übrigens falsch. Zecken kommen meist nur auf eine Höhe von 30 bis 40 Zentimeter­n, so Knötzsch. Deshalb solle man sich im Wald nicht auf den Boden oder auf Baumstämme setzen und am besten Gummistief­el anziehen.

Auch Zeckenspra­y kann Wanderer vor einem Angriff schützen. Laut Stiftung Warentest sind vor allem die Sprays der Marke Autan oder „Zeckito classic“von Rossmann besonders effektiv. Trotz allem sollte man sich nach einem Gang in den Wald am ganzen Körper absuchen.

„Zecken werden von Schweiß angezogen. Deshalb sind sie oft an Achseln, Kniekehlen und im Leistenber­eich zu finden“, sagt Jochen Weymayer. „Hitze ist günstig für die Entwicklun­g der Zecken“, weiß Gerhard Knötzsch. Ob es in diesem Jahr aber tatsächlic­h mehr Zecken gibt, hat weder der NABU noch das Forstamt oder das Naturschut­zzentrum Eriskirch gemessen. Gerhard Knötzsch weiß aber, dass Zecken in einem warmen Herbst noch einmal besonders aktiv werden. Dieser Aussage kann auch Gerhard Kersting vom Naturschut­zzentrum zustimmen: „Der Hauptbefal­l von Zecken findet immer im Frühsommer und im frühen Herbst statt“, sagt er. Dass ein kalter Winter den Spinnentie­ren schlecht bekomme, glaube er weniger. „Trockene Kälte macht Zecken nichts aus. Ein wärmerer, feuchter Winter ist eher schlecht für Zecken“, so Knötzsch. Wenn es zu feucht sei, werden die Tiere eher von Pilzerkran­kungen befallen und sterben.

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FOTO: HOLGER HOLLEMANN Im Frühherbst lauern die Parasiten besonders zahlreich in Wäldern und auf Wiesen.

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