Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nur aussprechen darf es keiner
Voldemort – der dessen Name nicht genannt werden darf – der fiktive Schurke aus den Harry-Potter-Büchern kommt angesichts dessen in den Sinn, was sich gerade um Ost- und Westtrasse als Trauerspiel zuträgt. Auch hier darf nicht gesagt werden, was alle offenbar wissen. Die Bürgermeister wurden im Juni, die Gemeinderäte im Juli informiert, was Sache ist. Dies seitens des Regierungspräsidiums wohl unter dem Siegel der Verschwiegenheit, denn seither reiht sich Skurrilität an Skurrilität.
Wabert doch eine solche Dichte an Andeutungen durch die Veröffentlichungen und Gespräche rund um die B 30-neu (Umfahrung Meckenbeuren), dass alle nurmehr auf den 23. Oktober hoffen, wenn das B 30-Team des RP in Brochenzell die Fakten in aller Öffentlichkeit auf den Tisch legen dürfte.
Ein hohes Maß an Unzufriedenheit ist spürbar – und es nimmt nicht ab. Einerseits bei jenen Volksvertretern, die nun über Monate einen Wissensvorsprung haben. Doch können sie ihn nicht im Sinne der Bürger nutzen, die sie vertreten sollen (und von denen sie 2019 wiedergewählt werden wollen) – nämlich zu Gesprächen in der Sache.
Und andererseits rumort es in der Bevölkerung, speziell natürlich bei vermeintlich Betroffenen. Sollten die Karten im Oktober auf dem Tisch liegen, war bisher vorgesehen, dass der Gemeinderat (korrekt: drei Gemeinderäte plus der Kreistag) sich noch 2018 oder spätestens im Frühjahr 2019 für eine Trasse entscheiden.
Also ein Zeitraum von vielleicht einem halben Jahr. Im Gegensatz dazu hatten die Fachkräfte zwei bis drei Jahre Zeit, eine Entscheidung vorzubereiten, die natürlich einem Grundsatz gerecht werden muss – „Gesetz geht vor Wunschdenken.“
Den Gemeinderäten und den womöglich existenziell Betroffenen, die um ihre Grundstücke bangen, bleibt ein ungleich kürzerer Zeitraum für die politische Willensbildung. Und dabei müssen sie eine Argumentation hinterleuchten, die das Potenzial hat, ihre Lebenswelt in Gänze zu verändern.