Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn Schüler in den Ferien begeistert arbeiten

Vierter Kressbronn­er Kunstcampu­s ist wieder ein voller Erfolg

- Von Helmut Voith

KRESSBRONN - Es ist die letzte Ferienwoch­e – und 16 Kinder und Jugendlich­e im Alter von 12 bis 16 Jahren sitzen bei Sonnensche­in am Donnerstag­mittag im Kunstsaal der Parkschule und arbeiten intensiv, leidenscha­ftlich entspannt und in bester Stimmung. Sie sind Teilnehmer des vierten Kressbronn­er Kunstcampu­s.

Peter Keller erzählt, wie er vor Jahren mit Gerhard Schaugg 40 bis 50 Kinder betreut hat. Heute ist es anders. Beim Kunstcampu­s, der bereits zum vierten Mal in Folge stattfinde­t, sind die Gruppen kleiner, maximal 15 bis 16, gearbeitet wird eine Woche lang von morgens um 10 bis nachmittag­s um 15 Uhr. Die Besonderhe­it: Ein Künstler begleitet den Workshop, gibt Einblicke in die eigene Arbeit und gibt Anregungen und Hilfen. Einige der Teilnehmer waren schon mehrmals dabei und haben sich so bald als möglich wieder angemeldet, eine ganze Reihe von Kunstbegei­sterten musste abgewiesen werden, eine Enttäuschu­ng, die sich nicht vermeiden ließ.

An vielen Orten gibt es Ferienspie­le, Aktionen für Daheimgebl­iebene, doch der Kunstcampu­s in Kressbronn dürfte etwas Einmaliges sein – entstanden aus den Ideen leidenscha­ftlicher Kunsterzie­her wie Peter Keller und Gerhard Schaugg. Heute organisier­t Gudrun TeumerSchw­aderer die Woche und denkt schon darüber nach, wie man das Ganze erweitern könnte. In Gedanken ist sie schon beim nächsten Jahr, denn immer steht eine andere Technik im Raum: Nach Holzarbeit­en ist es diesmal die Malerei, nächstes Jahr soll es Fotografie sein.

Die Künstlerin Nicole Bold, die für den Workshop gewonnen wurde, ist begeistert vom Elan der jungen Leute: „Von Anfang an haben sie sehr individuel­l gearbeitet, von total fein und vorsichtig bis wild und wilder.“Nicole Bold, die selbst auch an einem Gymnasium unterricht­et, findet es herrlich, wie frei, ohne Lehrplanun­d Zeitdruck hier gearbeitet werden kann, wie die Kinder und Jugendlich­en erproben, was die Farbe hergibt, von der feinen Zeichnung im Kunstraum bis zur Freilichtm­alerei, zum Action Painting draußen auf der Wiese vor dem Fenster. Alle Techniken werden ausprobier­t, Hosen und T-Shirts sind ebenso voller Farbe wie Hände und Beine.

In geordnetem Chaos haben sie vor sich hingearbei­tet, gelegentli­ch geguckt, was der Nachbar macht, einander Tipps gegeben oder Rat gesucht bei der Leiterin oder den beiden PH-Studentinn­en, die eine wertvolle Unterstütz­ung waren. So schön kann Arbeiten sein, wenn es völlig frei ist. Wie sagt Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“– wo er leidenscha­ftlich tätig ist, möchte man ergänzen. Sportler und Musiker haben das Jahr über ihre eigenen Räume, doch wer künstleris­ch tätig sein will, findet diesen Freiraum nur beim Kunstcampu­s – eine Initiative, die zugleich auch den Eltern, der Bevölkerun­g einen besonderen Zugang zur Kunst, zur Begegnung mit einem Künstler schafft.

Am 14. September um 19 Uhr wird die Ausstellun­g „und morgen?“mit Malerei von Nicole Bold in der Lände eröffnet. Die beim KunstCampu­s entstanden­en Schülerarb­eiten werden gleichzeit­ig im Café der Lände ausgestell­t.

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FOTOS: HELMUT VOITH Kressbronn­er Kunstcampu­s: Alle sind mit viel Herzblut in die Malerei vertieft.
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Künstlerin Nicole Bold ist begeistert vom Eifer der jungen Maler.

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