Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Weltbeste Nachbarin
Eine gute Nachbarschaft ist Gold wert! Man kann sich aufeinander verlassen, trinkt auch mal einen Kaffee zusammen, räumt sich gegenseitig dennoch Freiraum ein. Und gießt wechselseitig die Blumen, wenn man im Urlaub ist. Was gibt man guten Nachbarn? Ein Mitbringsel aus den Ferien, weil sie ja Arbeit mit Haus und Hof hatten. Ein bisschen Schokolade, einen Wein und eine regionentypische Kernseife in einer Holzbox. Die Nachbarin ist entzückt – und stellt Tage später die nun leere Holzbox mit einem Blumenstrauß, selber gemachter Marmelade und Tomaten vor die Haustür. Und nun? Man erinnert sich, dass man noch ein paar leere Marmeladengläser von ihr im Keller hat und bringt sie ihr vorbei. Nicht ohne ein spannendes Buch und eine exquisite Körpercreme dazuzulegen. Tags drauf klingelt es: Ein Bote übergibt einen Geschenkkorb mit erlesenen Spezialitäten. Von den Nachbarn. Als Dankeschön für das Vorbeigebrachte. Grmpf... Wir reagieren prompt: Eine Stunde lang fliegt ein von uns beauftragter Pilot einer kleinen Chartermaschine über unser Viertel. Am Banner, das er mit sich zieht, steht: „Der besten Nachbarin der Welt...“Wir nutzen diese Stunde bei heruntergelassenen Jalousien, um unsere Habseligkeiten zusammenzupacken – und verlassen unsere Wohngegend. Unsere neue Adresse verraten wir niemand. Die nächsten Nachbarn leben übrigens rund zehn Kilometer entfernt. (sz)