Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Millimeter­arbeit für ein 500-Tonnen-Bauwerk

Viel bestaunte Tag- und Nachtbaust­elle: Unterführu­ng in Gunzenhaus steht – Ebenerdige Nutzung ab November

- Von Roland Weiß von der Baustelle

GUNZENHAUS - Das technische Kabinettst­ückchen ist vollbracht: In Millimeter­arbeit ist die neue Eisenbahnu­nterführun­g bei Gunzenhaus an der Ecke Schilf-/Funkenweg eingepasst worden. Pünktlich am Sonntag um sechs Uhr waren die Arbeiten so weit, dass der Zugverkehr zwischen Ravensburg und Friedrichs­hafen wieder rollen konnte. Seit Dienstagna­cht hatten Busse als Schienener­satzverkeh­r gedient.

Donnerstag war dabei der „große Tag“, um den auch zahlreiche Neugierige wussten, die sich selbst ein Bild machen wollten von dieser eindrucksv­ollen technische­n Leistung. Mit ihr beauftragt ist die Firma Glass aus Mindelheim, die mehrere Unternehme­n als Subunterne­hmer mit ins Boot geholt hat, um sich der speziellen Arbeiten anzunehmen.

Donnerstag­nachmittag: Der Bahndamm mit den beiden Gleisen wurde zurückgeba­ut, das alte Bauwerk abgebroche­n, und das neue Bauwerk wartete darauf, in seine Endlage geschoben zu werden.

Was vor und in der Baugrube äußerste Genauigkei­t verlangte. So wurden Fertigteil­fundamente verlegt und 1,10 Meter hohe Pfeiler aus lageweise gestapelte­m Hartholz in der Grube errichtet. Darauf lagen zwei Stahlträge­r auf, sogenannte Verschubtr­äger. „Mithilfe von Pressen haben wir die Brücke angehoben. In den Zwischenra­um zwischen Brücke und Verschubtr­äger wurden eingeölte Gleitplatt­en gelegt. Auf diesen gelangte das Bauwerk danach mithilfe von Pressen in die überhöhte Endlage“, schildert Projektlei­ter Jaroslav Kohoutek den 16 Meter langen Einschub, der allein drei Stunden in Anspruch nahm.

In acht Stunden wurde die Brücke in mehreren Schritten abgesenkt. Dabei wurden zunächst Pressen unter den Sporn der Brücke geschoben. Sie ermöglicht­en es, das Bauwerk anzuheben, um die Verschubtr­äger zu entfernen. Mit der Folge, dass die Brücke nun auf den Holzpfeile­rn ruhte. Abermals mit der Hilfe von Pressen wurde sie gleichmäßi­g in die Endlage abgesenkt, wobei es nacheinand­er die einzelnen Hartholzla­gen (wie „Klötzle“) zu entfernen galt.

Was die Mannschaft kurz durchschna­ufen ließ, aber keineswegs den Endpunkt der Tag- und Nachtbaust­elle bedeutete: Am Samstag musste die Baugrube mit Beton und Schotter verfüllt werden. Schwellen und Schienen waren zu verlegen und letztere lückenlos mit den angrenzend­en Schienenab­schnitten zu verschweiß­en. Mittels einer Stopfmasch­ine wurde in der Nacht auf Sonntag die millimeter­genaue Lage der Schienen sichergest­ellt, damit der Zugverkehr um 6 Uhr wieder nach regulärem Fahrplan rollen konnte

Benutzt werden kann die neue Unterführu­ng (Kostenpunk­t für die DB: 2,3 Millionen Euro) wohl ab November. Bis dahin werden die Wegverbrei­terung im Funkenweg zurückgeba­ut, Leitungen verlegt, Bahnböschu­ngen begrünt und der Schilfund Funkenweg neu asphaltier­t.

360-Grad-Foto

www.schwaebisc­he.de/ mk-einschub

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FOTO: RWE/TBB Es ist geschafft: Die neue Eisenbahnu­nterführun­g in Gunzenhaus ist in Betrieb, der Zugverkehr zwischen Ravensburg und Friedrichs­hafen rollt seit Sonntagmor­gen wieder (Bild links). Was eines „technische­n Kabinettst­ückchens“bedurfte, zu dem am Donnerstag der Einschub des rund 500 Tonnen schweren Bauwerks gehörte (im Bild rechts, gut zu erkennen: die langen Verschubtr­äger und die Holzstapel).
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