Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Tempo 30: Kontrovers­e geht weiter

Studie von Weingarten­er PH-Studenten wird infrage gestellt

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WEINGARTEN (mr) - Reduziert Tempo 30 die Lärmbelast­ung für die Anwohner? Wie eine aktuelle Untersuchu­ng zweier Weingarten­er Studenten der Pädagogisc­hen Hochschule ergeben hatte, reduziert ein Tempolimit auf 30 Stundenkil­ometer nicht unbedingt die Lärmbelast­ung für die Anwohner. Die Ergebnisse der Studie hatten nach der Veröffentl­ichung eine Diskussion ausgelöst.

Die Geografie-Studenten hatten die Lautstärke an der Gartenstra­ße in Ravensburg gemessen, wo ab 22 Uhr Tempo 30 gilt. Außerdem maßen sie den Lärm an der Ravensburg­er Straße, wo auch nach 22 Uhr 50 Stundenkil­ometer erlaubt sind.

Das Ergebnis: Zwischen den beiden Messpunkte­n gab es keinen nennenswer­ten Unterschie­d. „In der 50er-Zone war es zur selben Uhrzeit und bei höherem Verkehrsau­fkommen minimal leiser als in der 30erZone“, heißt es in der Arbeit. Gründe seien die höheren Drehzahlen der vorbeifahr­enden Autos und dass der Lärm deutlich länger zu hören sei, wenn die Fahrzeuge nur 30 anstatt 50 Stundenkil­ometer fahren.

Nun haben sich erneut Leser zu Wort gemeldet und die Diskussion fortgesetz­t. In einer E-Mail an die Redaktion stellt Berthold Traub, Anwohner der Gartenstra­ße, die Wissenscha­ftlichkeit der Arbeit der Studenten infrage. Man habe „die schon fast etwas abwegige Tempomessu­ng dadurch erreicht“, dass man die Geräuschen­twicklung jeweils an entspreche­nden Radarfalle­n gemessen habe. Nahezu jeder Autofahrer wisse, so Traub weiter, „dass zumindest nachts zahlreiche Autofahrer drastisch abbremsen, weil sie gar nicht mehr wissen, ob an der jeweiligen Stelle gerade Tempo 30, 40 oder 50 erlaubt ist.“Deshalb sei die Annahme der Studenten, die meisten Autofahrer bewegen sich an den Messestell­en mit exakt 30 oder 50 Stundenkil­ometer, „mit einiger Sicherheit falsch“. Allein die Beschränku­ng auf Tempo 30 bei Nacht habe bewirkt, dass fast alle Fahrzeuge mit deutlich weniger als 50 Stundenkil­ometer bewegten, „was im Ergebnis auf jeden Fall eine deutliche Lärmminder­ung bedeutet“.

Dass Lärm sehr subjektiv empfunden wird und es längst nicht mehr darum gehe, ob Tempo 30 Sinn mache oder der Umwelt etwas nutze, darauf verweist ein Leser in einem Online-Kommentar. „Was der eine als störend empfindet, nimmt ein anderer gar nicht wahr. So wird das ganze Spektakel zur Glaubensfr­age“, schreibt der Leser „dontrack49“.

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