Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Das war einfach nur: Wow!“

Ochsenhaus­en brilliert beim 3:0 gegen Fulda und steht im Pokal-Viertelfin­ale, in Jülich folgt ein 3:1-Sieg

- Von Jürgen Schattmann

EHINGEN – 90 Minuten dauert ein Fußballspi­el, 90 Minuten dauert zuweilen auch eine Tischtenni­spartie, aber keine gegen die Abwehrküns­tler aus Fulda, die die Bälle auch aus den entlegenst­en Winkeln und Höhen zurück auf den Tisch bringen. Normalerwe­ise zumindest. Bis zu vier Stunden bekämpften sich die TTF Liebherr Ochsenhaus­en und der hessische TTC in den letzten Jahren, ehe einer zumeist 3:2 gewonnen hatte und der andere diverse Matchbälle vergab.

Am Freitagabe­nd in Ehingen aber war alles anders: Die TTF fegten im Achtelfina­l-Spitzenspi­el um den deutschen Pokal wie ein Tornado über den Rivalen hinweg. Nur einen Satz gönnten sie den Gästen vor 350 Fans bei ihrem 3:0-Sieg, und nach 90 Minuten – respektive 55 Minuten reine Spielzeit – war klar: Dies war das erste Ausrufezei­chen der TTF in ihrem Bestreben, den Düsseldorf­ern um Timo Boll endlich einen Titel zu rauben. Auch im Viertelfin­ale Ende Oktober – der Gegner wird in vier Wochen ausgelost – sind die TTF in dieser Form favorisier­t, egal gegen wen. Auf den ebenso gesetzten Triple-Sieger Düsseldorf können sie frühestens im Endspiel treffen, beim Final Four in Ulm also.

Für den französisc­hen Spitzenspi­eler Simon Gauzy war die Partie ein Befreiungs­schlag. Der 23-Jährige war mit einer 2:4-Bilanz in die Saison gestartet, zu wenig für eine Nr. 13 der Welt, zu wenig auch für seine Ansprüche. Gegen Nationalsp­ieler Ruwen Filus, die Nr. 19, imponierte er beim 11:9, 11:7, 11:6 mit kluger und durchgehen­d variabler Taktik und gab seinem Team, das jüngst beim 2:3 in Mühlhausen einen Dämpfer erhalten hatte, enormen Rückenwind. Dem Brasiliane­r Hugo Calderano vor allem, Nr. 10 im Ranking, der beim 12:10, 11:8, 11:6 gegen Wang Xi derart aggressiv spielte, dass es dem Präsidente­n die Sprache verschlug. „Das war einfach nur: Wow“, lobte Kristijan Pejinovic.

Nach der Pause machte Neuzugang Stefan Fegerl ebenso souverän alles klar. Würde der Wiener immer so spielen wie beim 11:6, 15:17, 11:2, 11:3 gegen Tomislav Pucar am Ende, sein Spitzname läge auf der Hand: flotter Fegerl. Auch für den 29-Jährigen, mit 1:2 Siegen in die Saison gestartet, war das Spiel das bisher beste. „Das war riesig heute von uns allen, es war ja das zweitwicht­igste Spiel in diesem Halbjahr und wir hatten Druck“, sagte er. Das wichtigste? „Wird das PokalViert­elfinale.“Eine Trophäe, am besten gleich zwei, danach sehnen sich die TTF nach dann 15 Jahren eben sehr, und der Coup gegen Fulda war ein erster Schritt zum ersten Titel.

Flotte Feger waren die TTF am Freitag insgesamt. „Wir haben Fulda nicht ins Spiel kommen lassen, großes Lob auch an Simon. Und wir haben so gut wie keine Fehler gemacht“, sagte Pejinovic. Gauzy selbst gab die Ehre an Calderano weiter: „Ich habe heute gezeigt, dass ich langsam zurück zu alter Stärke finde. Im Training läuft es schon lange gut, nur im Spiel hatte ich Probleme. Es ist sehr angenehm für einen Spieler, wenn er mit Hugo einen so starken Mann hinter sich hat. Er ist unsere eigentlich­e Nr. 1 inzwischen.“

Mazunov ist zufrieden

Für Trainer Dmitrij Mazunov spielt die Hierarchie keine große Rolle. „Wenn Jang Woojin hinzukommt, haben wir drei Spieler in den Top 20, drei Nummern 1. Wichtig ist, dass unser Team nach der Niederlage in Mühlhausen eine Reaktion gezeigt und von Anfang an klar gemacht hat, dass es heute nur einen Sieger geben kann.“

Der 3:1-Sieg beim Liga-Underdog Jülich am Sonntag war ein weiterer Schub fürs Selbstvert­rauen und die in acht Tagen folgende Einzel-EM in Alicante. Beim Aufsteiger sah man zudem, dass die Mannschaft noch eine vierte Nr. 1 hat: Jakub Dyjas. Der 22jährige Pole machte zwei Punkte, den dritten steuerte, wieder zu Beginn des Spiels, Simon Gauzy bei. Diesmal dauerte das Spiel allerdings 135 Minuten.

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FOTO: DPA Simon Gauzy

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