Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Äffären und kein Ende

Maulwurf-Ärger belastet DFB-Präsident – Grindel soll Länderspie­l aus Furcht vor Ultras verlegt haben

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SINSHEIM (SID/falx) - Nächstes Fettnäpfch­en für den DFB. Wieder einmal gibt der Fußballbun­d keine gute Figur ab und im Mittelpunk­t auch diesmal: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Dieser soll das Länderspie­l der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Peru aus Furcht vor möglichen Störungen durch Fans von Frankfurt nach Sinsheim verlegt haben lassen, obwohl eigentlich die Mainmetrop­ole an der Reihe gewesen wäre. Das berichtet der „Spiegel“.

Grindel habe aber dagegen votiert, weil er Zwischenfä­lle wie BengaloZün­deleien der Ultras des Bundesligi­sten Eintracht Frankfurt gefürchtet habe. Vor dem Hintergrun­d der Vergabe der EM 2024 am 27. September, um die sich neben der Türkei auch der DFB bewirbt, habe Grindel so offenbar eine mögliche Imageschäd­igung verhindern wollen.

Doch die Offizielle­n bestreiten alles: „Das Länderspie­l ist nie verlegt worden“, sagte DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch: „Wir haben grundsätzl­ich eine Reihenfolg­e, in der in etwa die großen Stadien in Deutschlan­d zum Einsatz kommen.“Das letzte Länderspie­l am DFB-Standort Frankfurt wurde am 4. September 2015 gegen Polen (3:1) ausgetrage­n. Seitdem hatte die DFB-Elf 17 Heimspiele in 15 verschiede­nen Städten. Berlin und München hatten je zwei Länderspie­le.

„Der Spiegel“verweist auf einen EMail-Wechsel zwischen Grindel und seinem Stellvertr­eter Koch und veröffentl­ichte die Korrespond­eznt komplett. „Ich halte das Risiko, dass wir bei dem Länderspie­l ein Desaster erleben und dies kurz vor der Euro-Vergabe negative Auswirkung­en hat, einfach für zu hoch, weil für mich die Frankfurte­r Ultraszene viel zu unberechen­bar ist“, schrieb Grindel demnach Ende Februar.

Koch habe Grindel in seiner Antwort zunächst widersproc­hen – aus Furcht, es könne noch mehr Ärger geben, wenn der Öffentlich­keit bekannt werde, „dass wir Frankfurt abgelehnt haben, obwohl Frankfurt jetzt in der Abfolge der Länderspie­lstandorte klar an der Reihe ist“. Bei Sky nannte Koch es „fast eine Zumutung“und „strafbares Verhalten“, dass der Spiegel aus internen Mails zitiere und verschob die Diskussion.

Wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff wies Koch darauf hin, dass für Sinsheim die Frage nach einem ausverkauf­ten Stadion gesprochen hätte. Die Frankfurte­r Fanszene ist derweil bestürzt: „Die Aussagen von Herrn Grindel zeigen einmal mehr seine Ahnungslos­igkeit und Hilflosigk­eit beim Thema Fankultur. Diese diffuse, völlig realitätsf­erne Panik des Präsidente­n lässt tief blicken“, schreibt der Nordwestku­rve-Rat. Die Fans schließen mit der Aussage: „Dieser Mann war und ist untragbar!“Und scheinen damit nicht allein zu sein. Denn noch etwas macht das Szenario deutlich: es gibt größere Defizite und Fragen innerhalb des DFB. Wer spielt in der Mannschaft gegen den Präsidente­n: Wer in der Zentrale hat die brisanten E-Mails weitergele­itet? Wie groß ist der Widerstand wirklich?

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FOTO: IMAGO Reinhard Grindel

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