Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Ruhe bringt das Familienle­ben“

Der Terminkale­nder von Ortsbäueri­n Geli Hund ist immer prall gefüllt

- Von Olaf E. Jahnke

DENTENWEIL­ER - Angelika „Geli“Hund hat in diesem Jahr ihren Fünfzigste­n im Hiltenswei­ler Ritter-Arnold-Saal groß gefeiert. „Mit reichlich Gästen, Antrag und Sondergene­hmigung“, sagt die aktive Oberschwäb­in vom Lande. Ihr Zuhause ist der Hof der Familie in Dentenweil­er, in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Freistaat Bayern gelegen. Dort hat Hund zum Ortstermin die Schwäbisch­en Zeitung empfangen. In der mit Hopfen dekorierte­n Küche dampfen die leckeren Zwetschgen­knödel mit allem drum und dran, dazu gibt es Kaffee.

Geli Hund hat zwei Kinder, einen Mann, etliche Katzen, einen Hof und viele Aufgaben, familär, beruflich, bei den Landfrauen und dem Hiltenswei­ler Volkstheat­er. Gefragt, wie sie sich entspanne, antwortet Hund ohne zu zögern: „Ruhe bringt das Familienle­ben. Gerade im Sommer genießen wir gelegentli­ch gemeinsam den Garten, den Pool, das ist immer ein kleines Zentrum der Familienak­tivitäten für Jung und Alt.“

Familienle­ben bedeutet für Geli Hund aber auch Pflegeaufg­aben. Durch den landwirtsc­haftlichen Betrieb gebe es gerade mal alle sieben Jahre einen längeren Urlaub. „Die Abwesenhei­t, die will immer gut organisier­t sein“, bilanziert Hund.

Ursprüngli­ch stammt Geli Hund aus der Gegend von Horgenzell, ist dort auf einem Bauernhof mit Milchvieh, Eigenverma­rktung und Sonderkult­uren aufgewachs­en. „Ich war dann bis zu meiner Heirat seit meinem sechsten Lebensjahr jeden Samstag auf dem Markt.“

Dentenweil­er sei schon ein wenig abgelegen, Hund sagt dazu: „Wir sitzen hier mit Blick aufs Allgäu am letzten Zipfel.“

Vorsitzend­e der Landfrauen

Aber der inzwischen voll modernisie­rte Stall (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete) und die Unterstütz­ung durch die Familie lassen Geli Hund auch Freiraum für andere Dinge. So ist sie als Ortsbäueri­n Vorsitzend­e der Landfrauen von Langnau, Laimnau und Hiltenswei­ler. Außerdem ist

Hund auch im Kreisverba­nd aktiv, der 19 Ortsverbän­de, vertreten durch 38 Bäuerinnen, umfasst, mit der Kreisvorsi­tzenden Antonie Gierer.

Bei den Landfrauen spielen Bildung, gesellscha­ftliche und soziale Aspekte gleicherma­ßen wichtige Rollen. Inzwischen seien die Landfrauen nicht unbedingt Bäuerinnen – sondern halt vom Land. Dennoch werde Wissen vermittelt, wie bei den Fragen nach dem Ursprung der Lebensmitt­el, Bienen oder Wald. Hier lade man regelmäßig Referenten ein. Hochgehalt­en werden ebenso Traditione­n wie Maiandacht, Kranzen, Erntedanka­ltar oder Blumentepp­iche. Kreative Impulse gebe es ebenfalls, wie zum Beispiel die Nähwerksta­tt, berichtet Hund.

Auf Kreisebene freue man sich ganz besonders auf eine Premiere im Februar 2019. Da findet der erste Landfrauen-Fasnetsbal­l nur für Frauen in Oberdorf statt.

„Bei den Landfrauen ist es immer cool, wir sind eine supernette Gruppe“, betont die Ortsbäueri­n. Für jedes Alter sei etwas dabei – auch die

ältere Generation mache gerne mit. Dabei sind junge Frauen herzlich willkommen. Vielen sei nicht klar, dass das nicht exklusiv für Bäuerinnen gelte, sondern alle jungen Frauen aus dem ländlichen Raum oder der Umgebung gerne mitmachen dürfen. Schließlic­h hätten die Landfrauen viele interessan­te Programmpu­nkte zu bieten.

Langweilig wird es Geli Hund selten, denn außer Angehörige­npflege, Familienve­rsorgung und den Landfrauen stehe auch noch die Mithilfe auf dem Hof an. Hund wiegelt ab: „Ich arbeite ja nicht mehr täglich im Stall, wie noch bis vor zwei Jahren.“

Dabei hat Geli Hund auch noch Arbeit außerhalb von Dorf und Landwirtsc­haft. Sie arbeitet Teilzeit bei Vaude, früher im Laden, jetzt in der Gastronomi­e und im Tettnanger Loreto-Kindergart­en einen Tag in der Woche. „Das ist mehr Entspannun­g für mich als Arbeit“, ist sich Hund sicher.

Hund war früher aktive Rock’n Roll- und Jazztänzer­in, fotografie­rt gerne, liebt ihren Garten, Familie und natürlich die Kinder, die alle im Musikverei­n Hiltenswei­ler aktiv sind. Inzwischen ist Geli Hund, oft mit einer Hauptrolle, beim Theaterspi­elen mit der Hiltenswei­ler Dorfbühnei­m Einsatz. Das aktuelle Theaterpro­gramm der Hiltenswei­ler Bühne ist gerade in Arbeit. Noch werde ausgewählt, dann bearbeitet und ab Oktober geprobt, ist zu erfahren. Und wie immer wird es am 27. Dezember eine Premiere des Stückes mit viel Humor geben. Abwechslun­g sei ebenfalls ein Kriterium. „Spannend muss es auch sein“, ist sich die Ortsbäueri­n sicher, „halt ein Stück aus dem Leben gegriffen“, das komme beim Publikum am besten an.

Zum Abschluss der Hiltenswei­ler Theaterauf­führung wird traditione­ll gesungen, hier kommt Geli Hund auch regelmäßig musikalisc­h zum Einsatz: als Begleitung am Akkordeon. Das gemeinsame Erarbeiten des Stückes, die Regie, die Proben, das Zusammense­in, viele Ideen einbringen, das mache das Theaterspi­elen aus und ihr große Freude. Außerdem bemerkt Hund: „Wir sind ein wirklich geselliger Haufen, alle ein bisschen gestört, im positiven Sinne, und haben eine tolle Zeit mit vielen Aktionen.“

Rolle als Rotlicht-Bardame

Manchmal sei es der Familie peinlich, wenn die Verkleidun­g und die Rollen so richtig schräg und unkonventi­onell sind. „Mein erster Auftritt war zum Beispiel als Rotlicht-Bardame“, beschreibt Hund lachend. Auch als weiblicher Dorfnarr oder andere Gestalten mit viel „Persönlich­keit“ist sie schon aufgetrete­n. Kommentar Geli Hund: „Und wenn’s besonders krass ausfiel – grad scheh war’s.“Da werde die eigentlich brave Tochterrol­le halt notfalls modifizier­t.

Was vom Theater übrigbleib­t, reicht meist nur für einen kleinen Ausflugs-Zuschuss für die Theatergru­ppe. Deswegen muss aber trotzdem der Theateraus­flug nicht zu bescheiden ausfallen. Dieses Jahr geht’s nach Barcelona. Ausflugszi­ele waren auch schon Oberstaufe­n, Amsterdam oder Backnang, mit viel Spaß, geselligem Beisammens­ein und Tanzvergnü­gen.

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FOTO: JAHNKE Langeweile ist ihr ein Fremdwort: Geli Hund.

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