Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zuerst die Natur, dann der Mensch?

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Zu Berichters­tattung über die Trassenent­scheidung B 30-neu.

Wie bewertet das Regierungs­präsidium (RP) Tübingen in der Untersuchu­ng die Schutzgüte­r Mensch, Natur, Landwirtsc­haft, Wald? Wird der Naturschut­z als oberstes Gut angesetzt, obwohl der Naturschut­z auch Varianten und abweichend­e Lösungen zulässt? Beispiele aus der Praxis zeigen, wie verschiede­ne Interessen gemeinsam gelöst werden konnten. Oder verstärkt das RP mit der Entscheidu­ng die Empfindung­en zuerst die Natur, dann der Mensch?

Ob Ost- oder West-Trasse, weder die eine noch die andere Trasse wird/kann in absehbarer Zeit gegen bestehende Interessen umgesetzt werden. Versäumt wurde, frühzeitig gemeinsam mit allen Beteiligte­n Lösungen zu finden.

Der Verkehr wird mit Unterstütz­ung von „Navi“neue Umgehungen finden, begleitend mit zusätzlich­er Belastung von Orten, Landstraße­n und so weiter.

Jahrzehnte­lang wurde über eine Umgehung diskutiert, Lösungen vorgelegt und abgestimmt. Selbstvers­tändlich ist, dass bei einer so langen Planungsph­ase laufend neue Gesetze, Bestimmung­en erlassen werden. Muss in diesen Fällen jede Planung unter neuen Aspekten neu gestartet werden?

Die vorhandene­n Probleme der Ost-Trasse bestehen im Bereich Etappen-Abschnitte, Landwirtsc­haft, Beschlüsse der Stadt Tettnang, Verkehrsbe­lastung für Süd-Bereich Kehlen. Die Zuständigk­eiten liegen hauptsächl­ich in der Region. Lösungen dürften wesentlich problemati­scher sein. Mit Naturschut­z argumentie­ren ist einfacher.

Das Thema B 30 bleibt an der CDU hängen. Die CDU hat jahrelang die Regierung gestellt und die Verkehrspo­litik mit verantwort­et. Die Chance wurde nicht genutzt.

Nicht genutzte Chancen (hier Umgehung) lassen sich nicht einfach zu einem späteren Zeitpunkt umsetzen, auch nicht mit Argumenten über Ursachen und Schuldzuwe­isungen. Neue Verhältnis­se, Gesetze stehen dem entgegen.

Ist es in der aktuellen Situation überhaupt noch realistisc­h sich mit den vorhandene­n Vorschläge­n (West oder Ost) zu befassen, ohne Aussicht auf einen gemeinsame­n Konsens vor Ort? Überlassen wir die Entscheidu­ng dem RP, mit der unausweich­lichen Förderung weiterer Politik-Verdrossen­heit mit Begleiters­cheinungen?

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