Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wasser marsch: Mit Muskelkraft Brände löschen
Das kleine Feuerwehrmuseum in Reutenen erzählt die Geschichte der Feuerwehr Wasserburg
WASSERBURG
- Vier Mann und enorme Muskelkraft musste die Feuerwehr Wasserburg früher einsetzen, um die Feuerlöschpumpe bei einem Brand zu bedienen. Heute ist die Wehr hochtechnisiert und die alten Handdruckspritzen Geschichte – gäbe es da nicht ein klitzekleines Museum im Ortsteil Reutenen, in dem die alte Technik noch immer zu bewundern ist.
Christian Schorer, Kommandant der Feuerwehr in Wasserburg, macht große Schritte entlang der Wand. „Ich schätze vier mal sechs Meter“, sagt er. Größer ist das Feuerwehrmuseum im Ortsteil Reutenen nicht, aber es ist genug Platz, um die technische Entwicklung der Wasserburger Feuerwehr anhand weniger Ausstellungsstücke nachzuvollziehen.
Den meisten Raum nehmen zwei alte Handdruckspritzen ein – Schätze aus den Jahren 1889 und 1902, die damals mit Pferden zum Brandort gezogen wurden. An beiden Enden sind Hebel angebracht, die von insgesamt vier Personen bedient wurden. Die mussten die Hebel auf und ab bewegen, um die beispielsweise an einen Brunnen angeschlossene Pumpe anzutreiben. „Das ging bis zur Erschöpfung“, sagt Schorer, „aber vor dem zweiten Weltkrieg war das der Stand der Technik.“
Die Spritzen funktionieren noch heute
Das Besondere an den beiden Spritzen sei, dass sie – mit ein paar kleineren Reparaturen – auch heute noch funktionieren würden. „Bei Wasserburgs 1200-Jahr-Feier im Jahr 1984 haben wir die noch vorgeführt“, sagt Christian Schorer.
Er ist stolz, dass die Feuerwehr die beiden Pumpen heute öffentlich präsentieren kann. Und Publikum ist einiges da, denn das kleine Museum liegt direkt am Bodensee-Radweg und in den Sommermonaten kommen im Minutentakt Radfahrer vorbei. Dank der Nachbarsfamilie und seinem Vorgänger, Markus Stohr, werde das Museum regelmäßig geöffnet und geschlossen, sagt Kommandant Schorer.
Museum weckt Erinnerungen bei Feuerwehrleuten
„Grad vorhin war ein Feuerwehrmann aus Norddeutschland da“, sagt er. Auch der kannte die alten Handdruckspritzen noch und sei beeindruckt gewesen, dass die vergleichsweise kleine Feuerwehr Wasserburg noch welche habe und ausstelle. Immer wieder kämen Feuerwehrleute am Museum vorbei. „Bei ihnen weckt das Museum alte Erinnerungen“, sagt Christian Schorer. Aber auch für Familien mit Kindern sei die Ausstellung spannend. „Da sehen die Kinder mal, wie das alles früher funktioniert hat“, sagt Christian Schorer.
Er weist an die Seitenwand. Dort hängt ein alter Einreißhaken. „Früher hat man den in das brennende Haus reingeworfen und am vorderen Ende Pferde angespannt“, erklärt er. Dadurch hätten die Feuerwehrleute die vielen Glutnester auseinanderziehen können, um den Brand besser zu kontrollieren. In der Mitte des Raumes steht ein Schlauchwagen. „Die Schläuche waren damals noch
Und den Sinn für die Kleinode hat Wasserburgs Feuerwehr bis heute behalten: Schorer schließt einen kleinen Abstellraum im hinteren Bereich des Gebäudes auf. Dort lagern Dinge, die die Feuerwehr Wasserburg nicht mehr nutzt, die sie aber auf keinen Fall wegwerfen will.
Da ist zum Beispiel das Ende der 80er Jahre selbst gebaute Belüftungsgerät, mit dem man Rauch aus einem Gebäude blasen kann. „Das war der erste Überdrucklüfter im Landkreis. Die Kollegen haben den aus Teilen eines alten Obstgebläses gebaut“, erzählt Schorer. Heute werde der nicht mehr benutzt, aber wer weiß: „Vielleicht stellen wir das in 30 Jahren in den Vorraum, weil es dann ein besonderer Schatz ist.“
360-Grad-Rundgang
Einen durch das kleine Feuerwehrmuseum finden Sie online unter www.schwaebische.de/lindausteht-kopf. Dort gibt es auch viele andere Rundgänge durch historische Häuser in der Lindauer Umgebung.