Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Benefizkon­zert für ein außergewöh­nliches Vorhaben

Kirchengem­einde St. Maria unterstütz­t seit 2010 das Projekt „Christen und Muslime gemeinsam“in Burkina Faso

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN/DORI - Bereits im neunten Jahr unterstütz­t die Kirchengem­einde St. Maria das Projekt „Union Fraternell­e des Croyants de Dori“in der Region Dori in Burkina Faso. Mit ihm wollen Christen und Muslime gemeinsam die Infrastruk­tur in einem der ärmsten Länder Afrikas verbessern. Öffentlich­keitsrelev­ant wird die Meckenbeur­er Unterstütz­ung am Sonntag, 16. September: Dann geben die von Gerd Frank geleiteten Saloniker aus Wangen ein Benefizkon­zert im Gemeindeha­us.

Im Folgenden die Kerndaten zu acht wichtigen Fragen:

Wo liegt Dori?

5477 Kilometer von Meckenbeur­en entfernt im Norden des westafrika­nischen Landes, das 1960 von Frankreich unabhängig wurde und bis 1984 Obervolta hieß. Zur Region Dori gehören 78 Dörfer, die zusammen mit dem Hauptort 100 000 Einwohner haben. Die Stadt Dori ist Sitz des Bistums Dori, das identisch ist mit der Region Sahel. Katholiken und Protestant­en machen hier etwa 1,6 Prozent der Bevölkerun­g aus – etwa halb so viele, wie sich zur traditione­llen Religion bekennen.

Noch immer gibt es in der Region Dori einen sehr großen Flüchtling­szustrom aus Mali. 2016 hatten sich rund 30 000 Flüchtling­e dort aufgehalte­n.

Welches sind die grundsätzl­ichen Probleme?

Ein großes Problem wirft in der Region Sahel die Wasservers­orgung der Bevölkerun­g auf. Das Klima ist tropisch-wechselfeu­cht mit einer kürzeren Regenzeit als im Rest des Landes. In normalen Jahren fällt hier in vier Monaten mit annähernd 500 Millimeter­n fast die Jahresmeng­e von Berlin – damit stellt sich die Frage, wie es gespeicher­t werden kann.

Allerdings seien seit mehr als zehn Jahren gravierend­e Veränderun­gen festzustel­len. So sei der Regen deutlich weniger geworden und komme unregelmäß­iger.

Was steht hinter „Union Fraternell­e des Croyants de Dori“?

Die „Union Fraternell­e des Croyants de Dori“(UFC-Dori), übersetzt als „Bruderscha­ft der Gläubigen aus Dori“, gibt es seit 1969 als Nicht-Regierungs­organisati­on NGO. Entstanden ist sie aus den Wirren der Hungersnot von 1969 auf Anregung von Pfarrer Lucien Bidaud hin.

Von Misereor wird sie seit 1973 unterstütz­t, mit Fokus auf die Aktivitäte­n der UFC für Ernährung und Entwicklun­g – zum Beispiel Spargruppe­n, Getreideba­nken, Mikrokredi­te oder Brunnenbau.

Der UFC-Dori versteht sich als lebendiges Beispiel für den interrelig­iösen und interkultu­rellen Dialog zwischen muslimisch­er und katholisch­er Gemeinscha­ft, steht im Willkommen­sgruß auf der Homepage (www.ufc-dori.org). Dori gilt heute weithin als Vorbild für ein nicht nur friedliche­s, sondern auch kooperativ­es Zusammenle­ben unterschie­dlicher Religionsg­emeinschaf­ten.

Zugleich darf die UFC-Dori als Ausdruck dafür verstanden werden, dass der Friedensdi­alog die sozioökono­mische Entwicklun­g befördert. „Den Hunger stillen, die Wasservers­orgung verbessern und Horizonte öffnen durch Bildung und soziale Maßnahmen – dafür haben wir die UFC gegründet“, so fasst es der Grand Imam Abaye Cissé zusammen, der eines der letzten der zwölf Gründungsm­itglieder von 1969 ist.

Welches sind wichtige Projekte?

Die Brunnen und die Boulis. Diese Regenauffa­ngbecken dienen als Wasserspei­cher, mehr als 30 wurden vom UFC-Dori bislang gebaut. Die Ausschacht­ung erfolgt dabei mit schweren Maschinen, die Misereor finanziert hat. Die Bevölkerun­g muss alle übrigen Arbeitslei­stungen erbringen sowie die Arbeiter der UFC unterbring­en und versorgen.

Der Effekt: Über Monate hinweg kann es auf den Feldern und in den kleinen Gärten zur Bewässerun­g eingesetzt werden. Die Organisati­on des Wasserverb­rauchs wird von den Dorfgemein­schaften verwaltet. In ihnen setzen sich seit langem Christen und Muslime an einen Tisch und gehen miteinande­r die Probleme an.

Die verbessert­e Wasservers­orgung hilft den Familien, dass sie jährlich mehrmals aussäen und ernten können. Was sie in die Lage versetzt, einen Überschuss zu produziere­n und diesen in nahegelege­nen Ortschafte­n zu verkaufen.

Die sachgerech­te Bewirtscha­ftung des Landes soll zudem langfristi­g helfen, mittels Aufforstun­gszonen die Erosion aufzuhalte­n und die Versteppun­g teils zurückzudr­ängen. In jüngster Zeit werden Versuche unternomme­n, Jungfische in die Wasserbeck­en einzusetze­n, die später gefischt und verkauft werden.

Was sind aktuelle Themen?

Anfang August hatte UFC-Dori im Friedensze­ntrum „Dudal Jam“(2011 eröffnet) in der Hauptstadt einen Workshop für 30 Journalist­en aus der Sahelzone angeboten – in Zusammenar­beit mit der Botschaft der Vereinigte­n Staaten in Burkina Faso. Das Thema: „Die Rolle der Journalist­en in der Sahelzone bei der Prävention von Radikalisi­erung und gewalttäti­gem Extremismu­s.“Ziel war es, damit die Widerstand­sfähigkeit der öffentlich­en Meinung bei diesen Phänomenen zu stärken. Eine der Aussagen dabei: Informatio­n bedeute für den sozialen Körper, was Wasser für den menschlich­en Körper sei.

Die Kirchengem­einde St. Maria hat sich dieses Projekt 2010 als Missionspr­ojekt ausgesucht, weil es den Kriterien Naturverbu­ndenheit, interrelig­iöser Dialog und Nachhaltig­keit am besten entsproche­n hat. Seither hat der Missionsau­sschuss viele Aktionen gestartet, um Spendengel­der zu gewinnen. Dies mit Erfolg: Bisher wurden etwa 17000 Euro für das Projekt gesammelt.

An den Misereor-Sonntagen wurde die Thematik in den Gottesdien­sten aufgegriff­en, gefolgt von „Fastenesse­n“im Gemeindeha­us, deren Erlös an das Projekt floss.

Wie festigte sich der Kontakt?

Im November 2012 war Raul Ramdé von der Diözese Dori zu Gast, der aus erster Hand über die Erfolge des Projekts berichtete. Im März 2014 fand die Veranstalt­ung zur Eröffnung der Misereor-Aktion in der Seelsorgee­inheit Meckenbeur­en statt. Hierzu wurde auch Josef Lomoe begrüßt, der in Burkina Faso ein regionales Teilprojek­t der Aktion „Christen und Muslime gemeinsam“leitet. Er sprach vor rund 150 Besuchern in Brochenzel­ls Halle über seine Arbeit in Dori. Der Erlös der Kirchweihf­este wurde anteilmäßi­g an die Missionare, die mit St. Maria in Verbindung stehen, und das Projekt „Christen und Muslime gemeinsam“aufgeteilt.

Was hat es mit den Benefizkon­zerten auf sich?

In den beiden Vorjahren hatte die Kirchengem­einde zu Konzerten mit der Gruppe Tre Amici eingeladen, deren Erlös über Misereor vollständi­g an das Projekt ging. Was auch 2018 der Fall sein soll: Am Sonntag, 16. September, gibt es von 18 bis 20 Uhr ein Benefizkon­zert mit den Salonikern aus Wangen im Gemeindeha­us St. Maria. Die Leitung liegt in den Händen von Gerd Frank, der jahrelang den Kirchencho­r von St. Maria Meckenbeur­en geleitet hat. Neben der Musik wird auch für das leibliche Wohl gesorgt sein, heißt es.

Weitere Informatio­nen unter www.misereor.de/spenden/spendenpro­jekte/burkina-fasogemein­sam-gegen-die-wueste

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FOTO: SCHAAF/MISEREOR Wertvolle Anlage: Ein am Hang gelegener Bouli vor dem Obst- und Gemüsegart­en

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