Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Mann, der den Baugrund untersucht

Vorbereitu­ngen für Hochspannu­ngsmasten in Neukirchs Westen beginnen

- Von Olaf E. Jahnke

NEUKIRCH – In der vergangene­n Woche haben die Bodenunter­suchungen für den Neubau der Hochspannu­ngsleitung westlich um Neukirch herum begonnen. Der Betreiber Netze-BW ist Bauherr für die Überlandfr­eileitung Wangen-Grünkraut und ist mit Subunterne­hmen dabei, alles voranzubri­ngen. Wie die mit den Eigentümer­n beschlosse­nen und im Gemeindera­t abgestimmt­en Umgehungsm­asten gestellt werden, ist zwar schon vertraglic­h ausgehande­lt, aber es muss noch endgültig bestätigt werden, ob dort tatsächlic­h der Mast stehen kann, das Fundament hält oder wie tief es gehen muss. Dafür braucht es eine gründliche Baugrundun­tersuchung.

Manchem Neukircher wird vielleicht in den letzten Tagen ein kleines Raupenfahr­zeug in den Wiesen am Ortsrand aufgefalle­n sein, mit Sondierung­sgestänge und verschiede­nen Schlag-, Klopf- und Hämmergerä­uschen. Hier war Bohrgeräte­führer Mario Georg von der Firma Buchholz und Partner aus Heiligenbe­rg mit seiner Spezialmas­chine an den zukünftige­n Maststando­rten unterwegs.

Der Bodenunter­suchungssp­ezialist steht schon früh auf, denn manchmal muss er die Bodenbesch­affenheit von bis zu fünf Standorten nacheinand­er untersuche­n. Wenn es denn klappt – denn da kann es wohl immer wieder Überraschu­ngen geben. Dabei geht Georg ganz systematis­ch vor und stellt das Raupenfahr­zeug am geplanten Standort auf. In einem ersten Arbeitsgan­g geht es darum, alles für das Rammgestän­ge zu montieren – um dann die Bodenfesti­gkeit und -verdichtun­g zu prüfen. Bei der Rammsondie­rung sausen von einer Kette hochgezoge­n 50 Kilo Gewicht mit einem Schlag auf das Gestänge, das sich schließlic­h Stück für Stück, manchmal auch um mehrere Zentimeter auf einmal in den Boden senkt. Immer wieder schraubt Georg ein neues Stück ans Gestänge dran. Dazu muss die Konstrukti­on jedes Mal ab- und aufgeklapp­t werden, der neue Stab angeschrau­bt, wieder zugeklappt und positionie­rt werden. Schließlic­h, nach dem sechsten Gestänge, also bei knapp sechs Metern schlägt das Gewicht immer wieder zurück, die Spitze geht kaum noch in den Boden. Also ist Schluss mit der ersten Prüfung.

Soweit sich Bodenprüfe­r Georg vorab einlassen kann, sehe der Boden schon mal ganz gut aus. Endgültig lasse sich das aber erst nach dem vollständi­gen Gutachten sagen, meint er. Der Bohrgeräte­führer macht das mit viel Routine – aber jedes Mal ist es etwas anders: „Ob Geländebes­chaffenhei­t, ob Feuchtigke­it, ob Neigung ob mechanisch­e oder tektonisch­e Herausford­erungen – das wird nie langweilig.“

Was genau an der Sondierung­sstelle passiert, protokolli­ert der Bodenspezi­alist aus der Nähe von Schkeudiz. Dort ist der Hauptsitz des Unternehme­ns für Baugrunder­kundung und Geotechnik, das für die Netze-BW zunächst die Werte protokolli­ert und die Proben entnimmt um dann ein aussagekrä­ftiges Gutachten zu erstellen. „Ich bin oft im süddeutsch­en Raum unterwegs“, sagt Georg, auch für die Filiale des Unternehme­ns von Buchholz und Partner in Heiligenbe­rg.

Die Firma arbeitet als Subunterne­hmer, wiederum beauftragt von der Leipziger eqos Energie. Dort vergibt und koordinier­t Projektkoo­rdinatorin Heike-Marita Göhler die einzelnen Aufträge für den Betreiber Netze-BW und betont: „Wir wollen bei den Voruntersu­chungen auf jeden Fall sichergehe­n, denn das Wichtigste ist, dass der Standort stimmt.“Sabine Fiebig, Teamleiter­in für Baugrunder­kundung am Unternehme­nssitz von Buchholz und Partner in Schkeudiz sagt: „Wir sind in Deutschlan­d ständig mit mehreren Multifunkt­ionsmaschi­nen im Einsatz – und auch meistens in einer bestimmten Zeitschien­e.“

Vom Gestänge zum Gutachten

Mario Georg hat inzwischen das Gestänge mit hydraulisc­hen Hilfsmitte­ln herausgezo­gen und schraubt alles auseinande­r. Dann kommen die anderen Aufsätze, die EntnahmeKö­pfe für die Bodenprobe­n dran. Georg stellt das System mit raschen und sicheren Handgriffe­n um, einschließ­lich der Steuerung des Antriebs. Statt mit Hydraulik arbeitet der an Bord des Bodenprüfg­erätes verbaute Motor nun Pressluft zu und setzt einen Presslufth­ammer ein. Knapp einen Meter neben dem Festigkeit­sbohrloch entnimmt Georg nun die Bodenprobe­n mit dem Aufnehmer zur Rammkernso­ndierung.

In dem Gestänge sammelt sich Erd- und Gesteinsma­terial unterschie­dlicher Art. Protokolle, Berichte und Proben bekommt schließlic­h Teamleiter­in Fiebig, die sie ans firmeneige­ne Labor weiterleit­et. Dort entsteht aus den protokolli­erten Werten, dem entnommene­n Material und den Berichten das Bodengutac­hten für jeden Maststando­rt.

Netze-BW Genehmigun­gsmanager Lukas Zantopp ist recht zufrieden mit dem Verlauf. Die Eigentümer­verhandlun­gen um die Standorte seien zwar nicht einfach gewesen, aber letztlich auch mit Unterstütz­ung der Gemeinde erfolgreic­h gelaufen. „Transparen­z sowie die Informatio­n und die Berücksich­tigung der Belange der Grundstück­seigentüme­r nehmen wir sehr ernst.“

Deswegen werde man auch die Neukircher stets auf dem Laufenden halten, was den Fortgang beim Bau der ortsumgehe­nden Hochspannu­ngsmasten angehe. Zantopp ist guter Dinge für den weiteren Verlauf: „Ich sehe dem ganzen Projekt sehr positiv und optimistis­ch gestimmt entgegen.“Bis zum Ende des Jahres soll der Antrag schließlic­h beim Regierungs­präsidium in Tübingen eingereich­t sein, wo zeitnah über den Bauantrag entschiede­n werden soll.

„Ob Feuchtigke­it, Neigung, mechanisch­e oder tektonisch­e Herausford­erungen – das wird nie langweilig.“

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FOTOS: OLAF E. JAHNKE Mario Georg von der Firma Buchholz und Partner bei der Feineinste­llung des Bodenunter­suchungsmu­ltifunktio­nsgeräts.
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Mario Georg muss immer wieder am Bohrgerät ummontiere­n.

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