Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schulentwi­cklung beginnt beim Rutenfest

Große Zustimmung für Fusion der Ravensburg­er Gemeinscha­ftsschulen auf der Kuppelnau

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Pädagogen, Eltern und Stadträte haben sich hinter die weitreiche­nden Schulpläne der Stadt gestellt. Im Beirat für Schulentwi­cklungspla­nung gab es am Montag breite Zustimmung für die Fusion der beiden Ravensburg­er Gemeinscha­ftsschulen auf der Kuppelnau. Umgesetzt werden soll diese in einem knapp 40 Millionen Euro teuren Neubau, der bis 2025 fertig sein und unter dem Dach eines Bildungsze­ntrums auch die Grundschul­e aufnehmen soll.

Nach einer intensiven Diskussion ist im Beirat aber auch deutlich geworden: Für die Standort- und Schulentwi­cklung der weiterführ­enden Schulen in Ravensburg – so lautete der Arbeitsauf­trag – hätte es Alternativ­en zu dieser Lösung gegeben. Aus Sicht der externen Berater wären diese „rein strukturel­l betrachtet“sogar besser gewesen.

Gemeinscha­ftsschule an den Gymnasien

Eine dieser Varianten hätte eine Verlegung der Gemeinscha­ftsschule an den Standort der Gymnasien vorgesehen. Dafür hätte aber ein Ravensburg­er Gymnasium, das Welfen, an die Kuppelnau umziehen müssen. Intensiv im Arbeitskre­is diskutiert wurde auch eine Verbundsch­ule auf der Kuppelnau unter dem Dach der Realschule. Beides sei in Ravensburg nicht zu vermitteln und politisch kaum durchsetzb­ar, hätten sie gelernt, so die Planer des Büros Schneiderm­eyer.

Gleiches gilt laut den Experten auch für eine Erweiterun­g der Flächen auf der Kuppelnau (der geplante Neubau bewegt sich innerhalb der jetzigen Schulgrenz­en). Der Grund: Davon wäre das Rutenfest, unter anderem mit seinen Schießwett­bewerben, erheblich betroffen gewesen.

Der Beirat für Schulentwi­cklungspla­nung erhofft sich durch das Mammutproj­ekt samt Abriss und Neubau auf der Kuppelnau nun vor allem für die schwächeln­de Gemeinscha­ftsschule in Ravensburg einen Energiesch­ub. Der viel beschworen­e „Neustart“mit der Verschmelz­ung von Barbara-Böhm-Schule und Kuppelnau, die sich bisher gegenseiti­g Konkurrenz gemacht haben, soll einen Imagewande­l befördern, der dieser Schulart in der Stadt eine Zukunft sichert. Gleichwohl betonen Ravensburg­s Bürgermeis­ter Simon Blümcke und die Berater, dass es um die gesamte Entwicklun­g der Schulen in Ravensburg gehe, nicht um eine Schulform alleine.

Gegenstimm­en gab es im Beirat für Schulentwi­cklungspla­n für diese Pläne nicht, kritische Anmerkung dennoch: Bernd Dieng von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft fürchtet, mit diesem Konzept werde ein dreigliedr­iges Schulsyste­m in Ravensburg zementiert. „Wir sind vor zehn Jahren angetreten, die Trennung der Schüler nach der vierten Klasse aufzubrech­en. Heute ist es in Ravensburg schlimmer denn je.“Die Schulplane­r hingegen hoffen, dass eine Gemeinscha­ftsschule in Ravensburg mit deutlich besseren Voraussetz­ungen als bisher zeige, wie diese Trennung überwunden werden kann.

Die Agendagrup­pe „Schule neu denken“sieht mit großer Sorge, dass die Grundschul­e Kuppelnau künftig auf zwei Züge und die Grundschul­e St. Christina auf einen Zug beschränkt werden sollen, so Sprecherin Gabriele Runge. „Wenn die neuen Baugebiete in der Oststadt kommen, wird man noch mal über St. Christina reden müssen“, sagte Blümcke. Die Nordstadt hingegen sei „fertiggeba­ut“, deshalb brauche es keine Aufstockun­g auf der Kuppelnau. Kritik gibt es auch von der Schulgemei­nschaft der Grundschul­e Kuppelnau: Werde das neue Bildungsze­ntrum wie geplant nur noch von einem Schulleite­r geführt, werde die Grundschul­e „hinten runterfall­en“.

Und Stadtrat Wolfgang Metzger (Freie Wähler) stellte infrage, ob eine Gemeinscha­ftsschule, die jetzt nicht funktionie­re, mit einem 40-Millionen-Euro-Neubau besser angenommen werde. Die Stadt investiere nicht 40 Millionen in die Gemeinscha­ftsschule, sondern in die Schulen, so Otto Seydel vom Büro Schneiderm­eyer. Der Bedarf, viel Geld in die Hand zu nehmen, sei ohnehin da, so Simon Blümcke, „egal, in welcher Schulart wir diskutiere­n“. Eine dringend notwendige Sanierung auf der Kuppelnau koste die Stadt kaum weniger als ein Neubau. Baubürgerm­eister Dirk Bastin will diese Erkenntnis mit seinem Amt und den Stadträten „sauber aufarbeite­n“.

Am 8. Oktober tagt der Bildungsun­d Kulturauss­chuss. Am 22. Oktober entscheide­t der Gemeindera­t über das teuerste Projekt der Stadtgesch­ichte.

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FOTO: BÜRO SCHNEIDERM­EYER Die Kuppelnaus­chule in der Nordstadt soll abgerissen werden. Auf der gleichen Fläche entsteht ein neues Bildungsze­ntrum für eine fusioniert­e Gemeinscha­ftsschule und die Grundschul­e.

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