Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein „Ohrenschmaus“erklingt in der Kressbronner Lände
„Männergesangverein Liederkranz Kressbronn 1876“lädt zum Sonntagskonzert
KRESSBRONN (sz) - Der „Männergesangverein Liederkranz Kressbronn 1876“lädt am kommenden Sonntag, 23. September, zu einem Sonntagskonzert ein. Beginn ist um 19 Uhr in der Kressbronner Lände.
Vor 142 Jahren wurde der Liederkranz gegründet – was war das doch für eine Zeit, fragen die Mitglieder und werfen einen kleinen Rückblick auf die Geschichte des Männergesangsvereins: Schon im Gründungsjahr 1876 war der Verein Mitglied des Schwäbischen Sängerbundes, der Dachorganisation von 2800 Laienchören mit insgesamt 81 000 Mitgliedern im Gebiet Württemberg-Hohenzollern. Wie heute war die Zielsetzung des Chores die Pflege des Gesangs und der Kameradschaft. Gleichzeitig sollten Brücken zwischen den einzelnen Landesteilen des erst wenige Jahre alten Deutschen Kaiserreichs gebaut werden, heißt es in der Pressemitteilung.
Kirchliche und weltliche Aufführungen fanden in Gattnau statt, denn die Kirche in Kressbronn gab es noch nicht und eine Aufführung weltlicher Art – ein Ball, wie man es seinerzeit nannte – wurde seinerzeit im noch heute existierenden Gasthof „zum Rössle“durchgeführt. Eine Aufzeichnung erwähnt, dass 1878 der Verein 30 Mitglieder zählte und der Eintritt zu dieser Veranstaltung 80 Pfennige betrug. Erst in den Jahren um 1880 sind laut des Tettnanger Amtsblattes die damals beliebten „Jägerbälle“im Restaurant „Löwen“des heutigen Kressbronn erwähnt. Dieses Gasthaus sollte dann für einige Jahre das Stammlokal der Sänger bleiben. Erst später trat an die Stelle des „Löwen“der Gasthof „Stuben“von Benedikt Ortlieb, das heutige Restaurant „zur Kapelle“.
Vor der Jahrhundertwende wurde es um den Liederkranz still. Während des Ersten Weltkriegs ruhte das Vereinsleben dann völlig. Erst in den 20er-Jahren entwickelte sich der Liederkranz neu. Weil der Verein nach damaliger Tradition eine „bürgerliche“Vereinigung darstellte, bildete sich 1922 als Gegengewicht ein „Arbeitergesangverein“. Nachdem 1934 die bis dahin selbständigen Gemeinden Hemigkofen, Nonnenbach und Kressbronn zur heutigen Einheitsgemeinde Kressbronn zusammengeschlossen wurden, schlossen sich im Februar 1936 auch die beiden Chöre zum heutigen Liederkranz zusammen.
Im Dritten Reich unterlag das Singen im Chor strikten Kontrollen, bis es 1942 unter anderem – auch wegen aktivem Militärdienst zahlreicher Sänger – ganz zum Erliegen kam. Erst 1947 – Kressbronn untersteht dem Besatzungsstatut der Franzosen – kann das Singen wieder aufgenommen werden. In den nachfolgenden Jahren wuchs der Chor durch zahlreiche junge Sänger stark an. Einige dieser jungen Sänger sind noch heute Aktivmitglieder. Dieser starke Chor präsentierte sich dann 1953 zur Einweihung der neuen Nonnenbachschule, in deren Aula der Männergesangverein bis heute probt. 1955 trat der Chor erstmals zu Kurkonzerten im Schlösslepark auf.
Der langjährige Dirigent Rudolf modernisiert das Liedrepertoire anfangs der 80er-Jahre und führte den noch heute gesungenen „Kressbronner Sängerspruch“, das Erkennungslied des Männergesangverein Kressbronn 1876, ein. Von 2005 bis 2013 übernahm Stefan Marinov – ein professioneller Musiker und begnadeter Dirigent – die Chorleitung. Er organisierte einen Projektchor zur Aufführung eines Musicals im Seegarten, einen der Höhepunkte im Vereinsleben des Liederkranzes. Heute wird der Chor von Anton Roth geleitet.
Zu dem Ohrenschmaus des Männergesangvereines am kommenden Sonntag um 19 Uhr in der Lände sind alle Interessierten eingeladen. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung wird bewirtet.