Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Inklusion wird gelebt in Oberteuringen
Lothar Riebsamen besucht das Haus am Teuringer – Neue Vorzeigeeinrichtung füllt sich mit Leben
OBERTEURINGEN - Das Haus am Teuringer ist Oberteuringens Vorzeigeprojekt und mit über 14 Millionen Euro Baukosten das größte in der Geschichte der Gemeinde überhaupt. Mittlerweile ist es in allen Bereichen mit Leben gefüllt, davon konnte sich auch der Bundestagsabgeordnete Lothar Riebsamen (CDU) bei seinem Gemeindebesuch am Dienstag ein Bild machen. Besonders stolz ist man in Oberteuringen, dass man durch das Haus am Teuringer beim Thema Inklusion einen großen Schritt vorwärtsgekommen ist.
Längst haben die rund 50 Kinder das dreigruppige Kinderhaus in Beschlag genommen, in der modernen Mediathek kann man sich Bücher ausleihen, im Eingangsbereich, dem „Marktplatz“der Anlage, lädt das kleine Café zum Verweilen ein. Die Bewohner der Wohnungen (nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ausgerichtet) treffen sich hier, genauso wie die Mütter, die ihre Kinder vom Kindergarten abholen und viele andere aus der Gemeinde, denn das Haus ist offen für alle. Auch das Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum (BBF) der Stiftung Liebenau für insgesamt zwölf Menschen mit Behinderung hat seine Arbeit aufgenommen. Der Außenbereich wird künftig sowohl vom Kindergarten als auch vom BBF genützt. „Wir tasten uns da ran“, sagt Oberteuringens Bürgermeister Ralf Meßmer, „es geht darum, dass sich die unterschiedlichen Gruppen kennenlernen“, man werde sehen wie es funktioniert.
Überhaupt wird das Thema Inklusion in Oberteuringen groß geschrieben. In der Klausurtagung mit dem Gemeinderat habe man sich darauf verständigt, weiter daran zu arbeiten, sagt Meßmer. „Wichtig ist ein Signal vom Gemeinderat, dass man zu diesem Thema steht.“Man habe jetzt ein Alleinstellungsmerkmal mit dem Gebäude Haus am Teuringer, aber auch mit der personellen Ausstattung mit der Inklusionsbeauftragten Annika Taube und dem Gemeinwesenarbeiter Michael Friedrich-Gähr. „Wir wollen Inklusion leben“, sagt Meßmer.
Mehr und mehr soll auch in der ganzen Gemeinde das Bewusstsein für die Inklusion geschaffen werden. „Menschen mit Behinderung laufen jetzt durch die Gemeinde und die Leute sehen, die gehören dazu“, sagt Meßmer, „hier begegnen sich auch Jung und Alt“. Alle Gruppen, Kirchen oder Vereine sollten beteiligt sein an diesem Prozess, das sei das letztendliche Ziel. Auch die Verwaltung sei diesbezüglich gefordert. Als Beispiel nennt er die Barrierefreiheit, die auch der Bauverwaltung mit dem Leiter Reiner Wetzel immer wieder Anstrengungen abverlange, gerade rund um das Haus am Teuringer. „Wie kann man Barrieren abbauen, wie kann man Inklusion leben“, diese Fragen stelle man sich auch immer wieder in der Verwaltung. Besonders sei auch beim Haus am Teuringer, dass ein privater Träger, die Stiftung Liebenau, und die Kommune ein gemeinsames Projekt entwickelt hätten.
Rund fünf Millionen Euro der 14,2 Millionen Euro Baukosten bleiben an der Gemeinde hängen. Die Eröffnung war im Juni, rund zehn Schlussrechnungen der Handwerker stehen laut Bürgermeister immer noch aus. Teilweise geht es auch noch um die Beseitigung von Mängeln. Der Schultes hofft, dass bis Jahresende die Baukosten endgültig feststehen. Von 20 Eigentumswohnungen sind laut Meßmer jetzt 19 vergeben. Neben Kindergarten, Café und Mediathek bekommt die Gemeinde dafür auch die Räume für die Gemeinwesenarbeit. So hat man etwa Platz für einen Familientreff oder einen Spieletreff in den Gemeinschaftsräumen. Auch das gegenüberliegende Pflegeheim wird in das Angebot miteinbezogen. „Viele Leute kommen derzeit mit Ideen auf uns zu“, sagt der Bürgermeister. Man versuche gerade alles zusammenzubringen.
„Man kann Oberteuringen nur gratulieren“, sagte Lothar Riebsamen, „dass es diesen Bereich so gestalten konnte und auch das finanzielle Potenzial dazu hat.“Der Bundestagsabgeordnete nahm sich am Dienstag viel Zeit und informierte sich ausgiebig über die Einrichtung und das Konzept. Wünschen würde man solche Projekte allen Gemeinden, „aber so vorbildlich kann es eben nicht überall gemacht werden“, sagte er. Die Bereiche Inklusion und Pflege stellten künftig große Herausforderungen dar. Man habe das hier früh erkannt und die Chance ergriffen, als sie da war. „Oberteuringen ist eine Wachstumsgemeinde“, sagte Riebsamen, Gemeinderat, Verwaltung und die Stiftung Liebenau haben hier vorbildlich zusammengearbeitet.