Schwäbische Zeitung (Tettnang)
OB: Landshut „gutes Projekt am falschen Standort“
Andreas Brand bleibt in Sachen Terror-Museum skeptisch – Museumskonzept vielleicht erst 2019 im Rat
FRIEDRICHSHAFEN - OB Andreas Brand bleibt in Sachen „Landshut“bei seiner ablehnenden Haltung. Im Gespräch mit Martin Hennings hat er auch erläutert, wie das Verhältnis zum Dornier-Museum ist und wann sich der Gemeinderat erstmals öffentlich mit dem Museumskonzept beschäftigt.
Seit einem Jahr steht die „Landshut“in Friedrichshafen. Passiert ist bisher (zumindest sichtbar) nichts. Bedauern Sie das? Oder wundern Sie sich drüber?
Es steht uns als Stadt gar nicht zu, etwas zu bedauern oder uns zu wundern. Wir haben allerdings eine klare Haltung zum Thema „Landshut“und die gilt weiterhin: Aus Sicht des Bundes mag es ein gutes Projekt sein, aus unserer Sicht aber am falschen Standort. Ein „Landshut“-Museum hat keinen inhaltlichen Bezug zur Stadt und auch nicht zum DornierMuseum. Wir haben von Anfang an gesagt – schon bei den ersten Gesprächen mit dem AußenministeriVerantwortung. um – dass nach unserer Überzeugung eine angemessene Darstellung der Zeit des Linksterrorismus in den geschichtlichen Zusammenhang eingebunden werden muss und am besten im Haus der Deutschen Geschichte in Bonn oder in der Bundeshauptstadt Berlin angesiedelt wäre. Diese sachliche Unterscheidung haben wir von Anfang an vorgenommen.
Ihre Position war bisher: Das ist ein Projekt und ein Thema des Bundes und des Dornier-Museums. Die Stadt Friedrichshafen hat keinen Grund, sich daran finanziell zu beteiligen. Sehen Sie das immer noch so?
An dieser Position hat sich nichts verändert. Wir haben von Anfang an nicht in den Chor der „Oh-wie-toll“Sager eingestimmt. Warum sollten wir uns als diejenigen, die gar nicht mit am Tisch saßen und sitzen, über etwas freuen, das wir gar nicht bestellt haben? Der Bund hat bestellt und ist nun in der Pflicht und der Das ist ein Projekt des Bundes und des Dornier-Museums, nicht der Stadt Friedrichshafen.
Gibt es aktuell Gespräche zu dem Thema zwischen dem Rathaus und der Bundesregierung?
Aktuell nicht, nein.
Der Sprecher der zuständigen Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grüttters, hat zur Schwäbischen Zeitung gesagt, dass vergleichbare Häuser anderswo vom Land und der Kommune unterstützt werden. Wie bewerten sie den Wink mit dem Zaunpfahl?
Das nehme ich zur Kenntnis.
Viele Nichthäfler verstehen die ablehnende Haltung der Häfler Kommunalpolitik der „Landshut“gegenüber nicht. Was entgegnen Sie?
Ich werde außerhalb von Friedrichshafen ebenfalls auf das Thema und die Hintergründe angesprochen. Ich treffe dabei aber auf viel Verständnis für unsere Haltung. Hier in Friedrichshafen erhalte ich in vielen Gesprächen und beim Zuhören, etwa bei unserer Radtour, bei den Seniorenschifffahrten und bei den vielen auch alltäglichen Begegnungen deutlich und überwiegend Unterstützung.
Der Direktor des Dornier-Museums, David Dornier, hat in den vergangenen Tagen mehrfach seine Bitte oder auch Forderung nach finanzieller Hilfe für das defizitäre Haus am Flughafen gebeten. Hat er eine Chance?
Zunächst mal muss man zwischen dem Dornier-Museum und der „Landshut“unterscheiden. Diese Unterscheidung war der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat immer sehr wichtig. Über die „Landshut“haben wir eben gesprochen, über die Gespräche mit dem Dornier-Museum haben wir Stillschwiegen vereinbart. Ich halte mich daran. Ich möchte jetzt keine Gespräche über die Medien führen. Das Thema wird in den Gremien besprochen, auch mit Herrn Dornier. Dem möchte ich nicht vorgreifen.
Sie haben angekündigt, noch in diesem Jahr mit ersten Ideen für ein neues Museumskonzept an die Öffentlichkeit zu gehen. Bis jetzt ist kein Termin bekannt.
Es sind ja auch von außen Dinge an uns herangetragen worden, die wir so nicht auf dem Zettel hatten. Stichwort: „Landshut“. Wir müssen all das bewerten und das dauert länger als geplant.
Also erst 2019?
Wir versuchen das schon noch vor Weihnachten hinzukriegen, aber Gründlichkeit braucht Zeit. Wir wollen jetzt kein Museumskonzept auf den Weg bringen, das nur von heller Begeisterung getragen ist. Wir müssen uns auch die Frage stellen, wie viel Museum kann und will sich die Stadt leisten und was darf das kosten, investiv und dauerhaft. Das ist für mich politisches Verantwortungsbewusstsein, auch wenn das manchem spröde vorkommen mag.