Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bei der Jugendherberge kreucht’s und fleucht’s
Förderprogramm „Mehr Natur in Friedrichshafen“will Insekten und anderen Tieren ein Zuhause bieten
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Barbara Heldele ist die Allererste gewesen, die sich für das seit 2018 neue Förderprogramm „Mehr Natur in Friedrichshafen“angemeldet hat. Die Leiterin der Graf-Zeppelin-Jugendherberge Friedrichshafen wurde durch einen Zeitungsartikel auf die Förderung aufmerksam und nutzte die Gelegenheit prompt, um einen kleinen Teil gegen das Insektensterben in Friedrichshafen beizutragen.
Diesen Gedanken hatte Barbara Heldele schon länger. Sie war auf der Suche, wie sie Teile des Jugendherbergsgeländes in der Lindauer Straße etwas insektenfreundlicher gestalten könnte, berichtet die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Die große Spiel- und Sportfläche hinter der Jugendherberge müsse nämlich kurz gehalten werden, damit niemand beim Spielen gestochen wird. Das Problem: Wenn keine Blumen wachsen, werden auch keine Wespen und Bienen angelockt. Vor dem Gebäude, also zur Lindauer Straße hin, gibt es eine etwa 240 Quadratmeter große Fläche, die sich für eine Umgestaltung eignete. „Und dann haben wir explizit gesagt, hier wollen wir die Alternative“, so Barbara Heldele.
Nachdem sie den Artikel über das Förderprogramm gelesen hatte, entstand der Kontakt zur Stadtverwaltung relativ schnell und die Zuschüsse wurden genehmigt. Dann ging es mit der Arbeit los: Auf der Fläche säte das Team der Jugendherberge die mehrjährige Häfler-Mischung aus, mit heimischen Pflanzen, typisch für den Friedrichshafener Raum, wie es vonseiten der Stadt heißt.
Neben der Blühmischung wurde auch ein Eidechsenbiotop gebaut. Jetzt ersetzen eine Sandfläche, eine kleine Wasserstelle, Totholz und einige Pflanzen eine platte Fläche aus Rasensteinen. „Es ist interessant, was hier alles kreucht und fleucht. Es lebt richtig“, sagt Barbara Heldele. Naomi Barker von der Abteilung Umwelt und Naturschutz ergänzt: „Hier sieht man schon den Erfolg. Etwas Struktur, ein bisschen Sand und schon hat man ein Öko- und Bienenparadies.“Auf der kleinen Fläche tummeln sich zehn verschiedene Arten von Wildbienen und Käfern.
Bis ein Ökoparadies fertig ist, kann es durchaus etwas Arbeitsaufwand kosten, vor allem, wenn man, wie das Team der Jugendherberge, etwas Schönes gestalten will. Alle die ihr Zimmer zur Straße hin haben, sehen auf die Fläche. Gerade das Eidechsenbiotop war etwas zeitintensiver, da dafür erst Steine aus dem Boden geholt werden mussten. Aber auch die Arbeitsleistung wird mit dem Ehrenamtssatz gefördert. „Wir sind mit der Unterstützung sehr zufrieden“, sagt Barbara Heldele, es sei eine gute Kooperation.
Was jetzt noch fehlt, ist ein Insektenhotel, das für etwa 20 Prozent der Insektenarten ein Zuhause bietet. Die restlichen 80 Prozent, also der Großteil, lebt im Boden, wie zum Beispiel die Sandbiene. Die findet stattdessen gute Bedingungen und einen Unterschlupf im Eidechsenbiotop.
Bis April sollen auch noch Mehlschwalbenund Fledermauskästen aufgehängt werden. Solange hat die Jugendherberge Zeit, alle Maßnahmen umzusetzen – ein Jahr ab der Zuteilung der Fördermittel. Das Dach wird sowieso teilweise saniert und das Haus eingerüstet, da bietet es sich gerade an. Insgesamt fünf Jahre müssen die geförderten Maßnahmen dann bestehen bleiben.