Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Viele neue Zünfte verschwinden auch wieder
Zu „Neue Figur: „Magdalena von Montfort“, SZ vom 24. September:
Zur Zeit erleben wir in Baden-Württemberg erstaunlicherweise eine inflationäre Neugründung von Narrenzünften. Diese neuen Zünfte berufen sich oft auf fragwürdig historische Hintergründe und/oder instrumentalisieren irgendwelche historische Figuren ohne jeglichen Bezug zur Fastnacht. Der neue Narrenverein „Magdalena von Montfort“hat überhaupt nichts mit der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN ) zu tun.
Die verdienstvollen Traditionszünfte, die vor Ort die Fastnacht seit Jahrzehnten organisieren und dies heute unter erschwerten Bedingungen erfreulicherweise immer noch tun, werden durch solche Fehlentwicklungen unnötigerweise geschwächt. Viel schlimmer ist jedoch die Tatsache, dass dadurch leider die überlieferten Fastnachtsbräuche vor Ort sträflichlicherweise verwässert beziehungsweise verfälscht werden. Diese ungute Entwicklung beobachte ich seit Jahren mit großer Sorge wohlwissend aber, dass bei uns die Vereinigungsfreiheit ein wertvolles Rechtsgut ist.
Erfahrungsgemäß sind viele Neugründungen getarnte Freizeitvereine, die vor der Fastnacht zwar viele Narrentreffen besuchen, aber dann an Fastnacht vor Ort passiv sind. Das notwendige Hintergrundwissen zur Fastnacht ist oft nicht vorhanden.
Verpflichtung und Verantwortung werden meistens unterschätzt oder überhaupt nicht realisiert. Die Finanzämter sind deshalb gut beraten, die Gemeinnützigkeit bei diesen Vereinen besonders kritisch zu hinterfragen. Einen Trost habe ich: Viele neu gegründete Narrenvereine verschwinden – Gott sei Dank – so schnell wie sie gekommen sind! Rudolf Gwinner, Ehrenpräsidialmitglied der VSAN, Löffingen